Hamburg. CDU und Nabu fordern am Tag des Baumes ein Umsteuern des Senats. Vorschlag der CDU stößt bei Behörde auf Ablehnung.

An diesem Montag wird in Deutschland zum 70. Mal der Tag des Baumes gefeiert. Bereits 1952 wurde die Aktion von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald zusammen mit dem damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss ins Leben gerufen – auch um auf die starken Waldverluste durch den Krieg aufmerksam zu machen. 1951 wurde der Tag des Baumes, der seither international zu unterschiedlichen Daten gefeiert wird, auch von den Vereinten Nationen beschlossen. Anlässlich des heutigen deutschen Baumtags macht die CDU auf die in Hamburg zuletzt schrumpfende Zahl von Bäumen aufmerksam.

Nach Berechnungen des CDU-Umweltpolitikers Sandro Kappe hat Hamburg seit 2015 bereits mehr als 20.000 Bäume verloren – und das, obwohl seit jenem Jahr die Grünen in Hamburg mitregieren. Der CDU-Politiker bezieht sich auf Angaben des Senats in Antworten auf von ihm gestellte Kleine Anfragen. Danach verliert Hamburg in allen drei Bereichen Bäume: in den Grünanlagen, an den Straßen und auf Privatgrund.

Tag des Baumes: Mehr Straßenbäume gefällt als nachgepflanzt

So wurden seit 2015 nach den bisher bekannten Zahlen stets mehr Straßenbäume gefällt als nachgepflanzt. Das Defizit von 2015 bis 2020 beträgt nach den von Kappe zusammengerechneten Senatsangaben 3620. Die Zahlen zu den Straßenbäumen für 2021 hat die Umweltbehörde des grünen Umweltsenators Jens Kerstan bisher noch nicht vorgelegt.

Auch in den Grünanlagen geht die Zahl der Bäume demnach kontinuierlich zurück, wenn man die Angaben der Bezirke zu Fällungen und Nachpflanzungen gegeneinander aufrechnet. In der Summe sank der Bestand hier nach Kappes Berechnungen von 2015 bis 2021 um 5131 Exemplare. Allein 2021 sind hier 1839 Bäume nicht nachgepflanzt worden.

Auch der Hamburger Wald schwindet

Rückläufig dürfte nach den unvollständigen Angaben des Senats auch die Zahl der Bäume auf Privatgrund sein. Von 2015 bis 2020 war die Zahl der genehmigten Fällungen auf privaten Grundstücken stets höher als die der verlangten Nachpflanzungen. Dafür kassierte die Stadt allein im vergangenen Jahr um die 1,5 Millionen Euro an Ausgleichszahlungen. Anders als in den Vorjahren wurden vom Senat bzw. den Bezirken für 2021 aber keine Zahlen zu Nachpflanzungen auf Privatgrund angegeben. Insgesamt erscheint die Datengrundlage zum Baumbestand hier nicht sonderlich umfassend und transparent.

Rückläufig ist nach den von Kappe umfassend aufbereiteten Senatsangaben auch der Waldbestand. Während von 2010 bis 2019 insgesamt 17,9 Hektar Wald in Hamburg gerodet worden seien, habe die Stadt nur 5,3 Hektar „erstaufgeforstet“. Zudem sei 2021 in Hamburg-Nord eine Waldfläche von einem Hektar gerodet worden, sodass seit 2010 nun insgesamt ein Verlust an Waldfläche von 13,6 Hektar zu beklagen sei.

CDU fordert Eins-zu-eins-Nachpflanzung

Am Tag des Baumes gehe es den Bäumen und Wäldern „schlechter denn je, auch Hamburg bildet hier keine Ausnahme“, sagte Kappe. „Unsere Stadt ist auch aufgrund der vielen Bäume, Grünflächen, Parks und Wälder so beliebt und lebenswert. Das muss so bleiben. Des­wegen setzen wir uns als CDU für die Eins-zu-eins-Nachpflanzung gefällter Bäume ein – als Mindeststandard.“

Platz für neue Bäume zu finden, sei „in einem Stadtstaat wie Hamburg häufig mangels Flächen schwer umsetzbar“, so Kappe. „Nicht jeder Standort ist sinnvoll, und der Platz ist begrenzt. Dennoch haben es andere Städte mit Satellitenaufnahmen geschafft, Tausende neue Standorte ausfindig zu machen. Das fordern wir auch für Hamburg.“

Baumverluste auf privaten Flächen müssen erfasst werden

Auch der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) warnt vor weiterem Grünschwund. Der Nabu hat zum Tag des Baumes alle Bezirksämter mit der Bitte angeschrieben, ein Transparenzregister für Baumfällungen auf privatem Grund einzurichten. Während es für Straßenbäume bereits ein etabliertes und transparentes System gebe, blieben für Baumverluste auf privaten Flächen nur grobe Schätzungen, so die Kritik. Die anderen Bezirke sollten sich nach dem Vorbild Altonas richten, wo genaue Zahlen erhoben würden.

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„Baumfällungen und Grünverluste werden in der Öffentlichkeit aufmerksam verfolgt und sehr emotional begleitet“, sagte Nabu-Chef Malte Siegert. „Da muss Klarheit über die tatsächlichen jährlichen Baumverluste geschaffen werden, über die bisher in der Öffentlichkeit nur spekuliert wird.“ Die Bürger müssten die Entwicklung des gesamten Hamburger Baumbestands nachvollziehen können, so Siegert.

Tag des Baumes: Behörde weist Vorschlag von CDU zurück

Die Umweltbehörde hält nichts vom Vorschlag der CDU, jeden Baum auch in Parks eins zu eins nachzupflanzen. „Grünanlagen sind ein dynamisches, kein statisches System“, sagte Behördensprecher David Kappenberg. „Bäume wachsen und verdrängen auf natürliche Weise andere Bäume. Während das Grünvolumen insgesamt steigt, sinkt die Anzahl der Exemplare. Für eine gesunde und verkehrssichere Bestandsentwicklung wird diese Selektion gärtnerisch gesteuert.“ Eine Nachpflanzung gerade entnommener Bäume würde dem widersprechen.