Hamburg. Um künftig traditionelle Handwerkstechniken wie das „Bändseln“ weiterzugeben, werden im Schuppen 50A künftig Workshops angeboten.

Eine kräftige Windböe peitscht den Regen über das Deck. Die Leinen, mit denen die „Peking“ an der Kaimauer vertäut ist, spannen sich. Nicht gerade ideales Wetter, um vorn unter dem Bugsprint, weit über dem Wasser des Hansahafens, am Klüvernetz zu arbeiten. Denn die neue und für Traditionssegler typische Auffangvorrichtung vervollständigt die Viermastbark zwar. Doch ganz fertig ist das Netz noch nicht, weshalb sich auch bei diesem Schietwetter professionelle Takler daran zu schaffen machen.

Während der Winterpause hatte Laura Lühnenschloß, stellvertretende technische Leiterin auf der historischen Viermastbark und selber Taklerin, das dreieckförmige, knapp 60 Quadratmeter große Netz mit Ehrenamtlichen hergestellt – an sechs Wochenenden mit je zehn Helfern. Als Herstellungsweise hatte sie das Kreuzbändseln gewählt. Dabei wird zunächst starkes Sisal-Tau kreuzweise übereinander gelegt, sodass gleichmäßige Rauten entstehen. Jeder Schnittpunkt des Netzes wird dann mit einem Knoten aus dünnem Hüsig fixiert: dem sogenannten Kreuzbändsel.

Museumsschiff: Klüvernetz neu hergestellt

440 Meter starkes Tauwerk und 4500 Meter Hüsing – das dafür übliche dünne Hanfgarn – haben Laura Lühnenschloß und ihre Helfer für die aufwendige Arbeit verbraucht. Dass auch das ursprüngliche Klüvernetz der „Peking“ in dieser traditionellen Technik hergestellt worden war, hatte sie zuvor anhand alter Fotos akribisch recherchiert.

Doch beim Erstellen des Klüvernetzes ging es nicht nur darum, die technische Ausstattung des Schiffes zu vervollständigen. „Wir wollten auch eine wichtige historische Handwerkskunst aktiv wiederbeleben“, so Lühnenschloß, die in diesem Zusammenhang von „immateriellem Kulturgut“ spricht.

Workshops finden im Schuppen 50A statt

Und weil die Rückbesinnung auf maritimes Handwerk auch eine der Aufgaben des Deutschen Hafenmuseums ist, dessen erster Standort das Gelände rund um den Liegeplatz der „Peking“ ist, werden in dieser Saison erstmalig Workshops zum Schmiede-, Segelmacher- und Takelhandwerk angeboten. Anders als das Klüvernetz, das im mächtigen Frachtraum des einstigen Transportseglers entstanden ist, werden die Kurse aber an Land, im benachbarten Schuppen 50A stattfinden (Infos unter https://shmh.de/de/workshops-deham).

Wind und Regen lassen etwas nach. Doch es ist kalt. Weil man weder mit klammen Fingern noch mit Handschuhen die filigranen Bändsel knüpfen kann, müssen die Takler heute vielleicht eine Zwangspause einlegen. Doch es gibt genug anderes zu tun an Bord. Die vor dem Winter abmontierten Blöcke wurden bereits geölt und wieder angebracht. Auch die Planen und Kästen, mit denen Holzaufbauten wie das Kartenhaus oder die Steuerräder vor Wind und Wetter geschützt wurden, wurden schon entfernt.

Museumsschiff: „Peking“ soll sicher vertäut werden

Zurzeit laufen die Planungen für die Rekonstruktion des Kapitänssalons und zum Einbringen der beiden Dalben, an denen die „Peking“ im Sommer vertäut werden soll. Dann ist das 115 Meter lange Stahlschiff auch bei so schweren Sturmfluten, wie sie kürzlich auftraten, sicher vertäut. Und Laura Lühnenschloß, die damals Rufbereitschaft hatte, muss nicht vorsorglich einen Schlepper rufen, der das Schiff an die Kaimauer drückte, um zu verhindern, dass Leinen reißen.