Hamburg. Elektro-Anteil soll in kommenden Jahren auf 40 Prozent steigen. FDP-Minister Volker Wissing lobt rot-grüne Verkehrspolitik der Stadt.

Die Bundesregierung gibt für die Umstellung der Hamburger Linienbusse von Diesel- auf Elektroantrieb 160 Millionen Euro dazu – das ist die bisher höchste Fördersumme für den Nahverkehr in der Hansestadt. Am Freitag hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) auf dem Rathausmarkt den Förderbescheid an die Hamburger Hochbahn und die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) überreicht.

Wissing: „Die Hamburger Verkehrsunternehmen nehmen seit Langem eine Vorreiterrolle ein. Unsere Unterstützung trägt dazu bei, dass in den kommenden Jahren bis zu 40 Prozent der Hamburger Stadtbusflotte elektrifiziert werden können.“ 472 weitere Stadtbusse sollen schon in absehbarer Zeit elek­trisch in Hamburg unterwegs sein. Von den zurzeit 1800 Fahrzeugen der Busflotte fahren bisher 160 „klimaschonend“ – das entspricht einem Anteil von 8,8 Prozent. Seit 2020 schaffen die beiden Hamburger Verkehrsunternehmen ausschließlich E-Busse neu an. Nach Angaben der Hochbahn sparen Busse der aktuellen E-Flotte durchschnittlich 80 Tonnen CO2 pro Jahr gegenüber einem herkömmlichen Dieselbus ein.

Das Geld soll auch für die Errichtung von Ladestationen verwendet werden

Neben der Anschaffung neuer Busse soll das Geld der Bundesregierung für die Errichtung von 700 weiteren Ladestationen ausgegeben werden. Diesen Sommer beginnt die Hochbahn mit dem Bau des ersten vollständig auf E-Mobilität ausgerichteten Betriebshofs in Meiendorf. Auch Werkstätten müssen umgerüstet werden, um die vorwiegend auf den Dächern der Fahrzeuge befindlichen Stromkomponenten warten zu können.

Bisher habe das Unternehmen sehr positive Erfahrungen mit den Elektrobussen gemacht, so Hochbahn-Sprecherin Constanze Dinse. Die Reichweite einer Ladung reiche je nach Busmodell bereits heute für Fahrten von 200 bis 270 Kilometern. Ein Großteil der innerstädtischen Busrouten könne daher mit einer einzigen Ladung abgedeckt werden. Die äußerst geringe Lärmentwicklung trage sehr zur Zufriedenheit der Busfahrer und Busfahrerinnen bei, und auch von Fahrgästen erhalte man positive Rückmeldungen. Geplant ist zudem die Anschaffung von fünf Brennstoffzellenbussen. Die mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeuge kommen aufgrund der höheren Reichweite von rund 350 Kilometern heute schon als Ergänzung der Elektroflotte für Fahrten in außerstädtische Bereiche zum Einsatz.

Wissing lobte auch die Verkehrspolitik des rot-grünen Senats

Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) sagt: „Bis 2030 wollen wir alle Dieselbusse auf lokal emissionsfreie Antriebe umgestellt haben.“ Auch VHH-Geschäftsführer Toralf Müller freut sich: „Wir leisten hier Pionierarbeit und halten dabei immer die Technik im Blick, die sich rasant weiterentwickelt.“

Wissing lobt auch mit Blick auf Angebote wie Carsharing oder Sammeltaxis die Verkehrspolitik des rot-grünen Senats: Hamburg gehe „in wesentlichen Dingen voran, bei der Digitalisierung, aber auch im Bereich neuer Mobilitätsformen“. Insofern könne Hamburg als bundesweites Beispiel dienen. „Wir haben auch darüber gesprochen, ob man aus Hamburg nicht so eine Art Modellstadt für den Bund machen könnte“, so Wissing. „Ich glaube, wir brauchen Leuchttürme, die uns die Richtung weisen in ganz Deutschland.“

Minister bekräftigt Unterstütung für A26-Ost und Köhlbrandquerung

Der Bundesverkehrsminister bekräftigte im Rathaus auch seine Unterstützung für die derzeit geplanten großen Infrastrukturprojekte, wie den Ausbau der A 26-Ost und die Köhlbrandquerung.

Bürgermeister Peter Tschentscher bezeichnete beide Projekte als „große Investition in die Zukunft“. In Bezug auf Kritik an der A 26-Ost verwies Tschen­tscher auf das fortgeschrittene Stadium der Bauarbeiten: „Es wäre jetzt nicht besonders klug, auf die letzten Schritte in diesem Großprojekt zu verzichten.“ Der Bundesverkehrsminister sprach von einer Vorreiterrolle Hamburgs im Bereich neuer Mobilitätsformen und der Digitalisierung: „Ich glaube, wir brauchen Leuchttürme, die uns die Richtung weisen in ganz Deutschland.“

Der Umweltverband Nabu forderte unterdessen ein klares Bekenntnis zum Ausbau bestehender Infrastruktur vom Minister. „Wir erwarten, dass der Bund dem Neubauprojekt A 26-Ost eine Absage erteilt und stattdessen den Großteil der Köhlbrandquerung finanziert und zudem den Veddeler Damm ertüchtigt“, so Malte Siegert, Vorsitzender des Nabu Hamburg.