Kiel. Weitere Entspannung auf dem Arbeitsmarkt: Die Zahl der Arbeitslosen liegt in Schleswig-Holstein zum dritten Mal nacheinander unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Und die Nachfrage nach Personal ist weiterhin hoch.
Der Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein lässt das Corona-Tal mit großen Schritten hinter sich. Im März waren dort 80.512 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 17.171 oder 17,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor - und auch deutlich weniger als im März 2020, der noch nicht von den Folgen der damals aufkommenden Corona-Pandemie beeinflusst war. Verglichen mit Februar sank die Zahl der Arbeitslosen im Norden um 2565 oder 3,1 Prozent, wie die Agentur für Arbeit am Donnerstag in Kiel mitteilte.
"Erfreulich ist, dass im Vorjahresvergleich alle Alters- und Personengruppen - auch die Langzeitarbeitslosen - von der insgesamt robusten Arbeitsmarktlage profitiert haben", sagte die Regionalchefin der Agentur, Margit Haupt-Koopmann. Sie wies allerdings daraufhin, "dass auch im März die Kurzarbeit noch Beschäftigung gesichert hat".
Die Stabilität des Aufschwungs am Arbeitsmarkt zeigt sich auch bei der Beschäftigung. Nach jüngsten verfügbaren Daten gingen im Januar knapp 1,033 Millionen Menschen zwischen Nord- und Ostsee einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach, rund 20.400 mehr als ein Jahr zuvor. Auch die Zahl der Stellenmeldungen bewegt sich auf einem deutlich höheren Niveau. So wurden seit Jahresbeginn 18.300 offene Stellen gemeldet, ein Drittel mehr als vor Jahresfrist.
An Schülerinnen und Schüler der Abschlussklassen appellierte die Chefin der Arbeitsagentur, die kommenden Monate für Bewerbungen auf einen Ausbildungsplatz zu nutzen. Derzeit gebe es in Schleswig-Holstein noch 10.450 freie Ausbildungsplätze, bei derzeit 6030 noch unversorgten Bewerbern, sagte Haupt-Koopmann. Aber auch Betriebe sieht sie in der Pflicht. "Auch wenn zurzeit wieder mehr Praktikumsplätze für Schülerinnen und Schüler angeboten werden, haben wir das Vor-Corona-Niveau noch nicht erreicht", sagte sie an die Adresse der Personalchefs. "Stellen Sie bitte Praktikumsplätze zur Verfügung. Denn Betriebe, die bei der Auswahl und Rekrutierung ihrer Nachwuchskräfte erfolgreich sind, setzen besonders auf eine Gruppe: Praktikantinnen und Praktikanten."
Angesichts tausender Flüchtlinge aus der Ukraine warnte Arbeitsminister Bernd Buchholz (FDP) derweil vor überzogenen Erwartungen hinsichtlich ihrer Integration in den Arbeitsmarkt. "Vordergründig ist zunächst die Unterbringung, Versorgung und psychische Betreuung der kriegsvertriebenen Ukrainerinnen und Ukrainer", sagte der Minister. Er reagierte damit auf Spekulationen, ob und wie Menschen aus der Ukraine helfen könnten, den Fachkräftemangel in Deutschland zu mildern. Die Vorsitzende des DGB Nord, Laura Pooth, ist dagegen, "Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine als Lückenbüßer für den Arbeitsmarkt zu betrachten". Die Menschen flüchteten, "weil ihr Land angegriffen wurde, nicht um unseren Fachkräftebedarf zu decken".
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