Hamburg. Die steigende Inzidenz sorgt dafür, dass immer mehr Unternehmen Probleme bekommen: Ausfall von Unterricht, Operationen & Co.

Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen steigt in Hamburg weiter deutlich: Die Gesundheitsbehörde gab die Zahl der Neuansteckungen je 100.000 Einwohner und Woche am Freitag mit 1438,4 an – nach 1382,6 am Donnerstag. Vor einer Woche lag der Wert noch bei 1192,7. Die hohen Infektionszahlen machen sich derweil durch Personalausfälle in vielen Unternehmen, Betrieben, Schulen und Kitas der Stadt bemerkbar.

„Die zahlreichen angeordneten Quarantänen führen zu personellen Engpässen – und von weiteren ist auszugehen“, sagt Katrin Geyer, Sprecherin der städtischen Elbkinder-Vereinigung Hamburger Kitas dem Abendblatt. Zwar sei derzeit keine der Elbkinder-Einrichtungen geschlossen, „man muss aber sagen, dass wir im 1. Quartal 2022 zahlreiche Personalausfälle erleben. Die in Hamburg nach wie vor hohe Inzidenz spiegelt sich also auch in unseren Kitas wider“.

Corona Hamburg: Lage an Schulen angespannt

Beim Ausfall von Mitarbeitenden werde versucht, den Betrieb „durch einen möglichst flexiblen und zugleich vertretbaren Personaleinsatz und durch innerbetriebliche Unterstützung aufrechtzuerhalten“, so Geyer. „Personell kann in unseren Kitas kaum mehr kompensiert werden, alle zur Verfügung stehenden Ressourcen sind ausgeschöpft.“ Dort, wo Betreuung nicht zu gewährleisten ist, würden die Eltern um Unterstützung gebeten, indem sie ihre Kinder, wenn möglich, zu Hause betreuen.

Auch an den Schulen ist die Lage angespannt. „Die Anzahl der mit Corona infizierten Schulbeschäftigten ist derzeit ungewöhnlich hoch, erreicht aktuell ein Mehrfaches der Werte von vor den Ferien“, sagt Peter Albrecht, Sprecher der Schulbehörde. An einzelnen Schulstandorten seien größere Teile des Kollegiums erkrankt, wodurch es zu Personalengpässen kommt.

Personalausfälle auch im UKE

„Vertretungsunterricht und manchmal auch Unterrichtsausfall sind leider die Folge“, so Albrecht. Der Schulbehörde wurden von Montag bis Donnerstag 411 infizierte Schulbeschäftigte gemeldet, was 1,2 Prozent aller Schulbeschäftigten entspräche. Im Vergleich zu vor den Ferien haben sich die Infektionszahlen somit „mindestens verdreifacht“. Da die Daten nur wochenweise abgefragt werden, könne sich der Stand durch die Zahlen von Freitag, die an diesem Tag noch nicht vorlagen, sogar noch erhöhen.

Im Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE) müssen aufgrund von krankheitsbedingten Personalausfällen, die in den vergangenen Wochen gestiegen sind, derweil zum Teil geplante und nicht dringliche Operationen verschoben und Betten gesperrt werden, sagt UKE-Sprecherin Anja Brandt. Derzeit befinden sich rund 350 von mehr als 14.100 Mitarbeitenden in Isolation.

„Die Zahlen sind unverändert hoch"

„Die Zahlen sind unverändert hoch, den Krankenstand merken wir natürlich auch beim Praxispersonal und den Ärztinnen und Ärzten“, sagt Jana Husemann, Vorsitzende des Hausärzteverbands. Die hausärztliche Versorgung sei jedoch nicht gefährdet. „Seit der zweiten Omikron-Variante stecken sich noch mal mehr Menschen an“, so Husemann. „Die Krankheitsschwere ist jedoch nicht mehr so hoch. Von unseren Patientinnen und Patienten muss niemand mehr stationär aufgenommen werden.“

Die Infektsprechstunde sei jedoch täglich ausgebucht. Die Auswirkungen der Omikron-Welle sind auch bei den Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) zu spüren. „Auch bei uns ist die Lage angespannt“, sagt ein Sprecher des Unternehmens. Örtlich begrenzt habe es Einschränkungen gegeben, aber „wir tun alles, um Fahrtausfälle zu vermeiden“. Sollte es zu deutlich höheren Krankenständen kommen, sei eine Anpassung des Angebotes eine Option. Die VHH habe dazu ein Notfallkonzept erarbeitet.

S-Bahn: "Wir sind vorbereitet"

Bei den S-Bahnen laufe der Betrieb laut einer Bahnsprecherin aktuell hingegen ruhig und weitgehend reibungslos. „Wie in den letzten Monaten sind wir vorbereitet, unseren Betrieb anzupassen und auf die jeweilige Situation in enger Abstimmung mit den Experten zu reagieren.“ Trotz derzeit etwas erhöhter Krankenstände spüre die Mehrheit der Kunden aktuell keine Auswirkungen.

Auch die Hochbahn sei aktuell mit dem vollen Leistungsangebot auf Straße und Schiene unterwegs, sagt Hochbahn-Sprecherin Con­stanze Dinse. „Die Krankenstände entwickeln sich in einem Rahmen, der momentan keine Auswirkungen auf den Betrieb hat.“ Für den Fall, dass der Krankenstand steigt, wurde gemeinsam mit dem HVV ein Corona-Fahrplan entwickelt, der zum Ziel hat, dass für Fahrgäste ein verlässliches Angebot dargestellt werden kann.

Nur geringe Einschränkungen bei der Stadtreinigung

Bei den Hamburger Behörden, Ämtern sowie den Landesbetrieben beträgt der Anteil der arbeitsunfähig Erkrankten beziehungsweise der sich in Quarantäne befindlichen an der Gesamtbeschäftigtenanzahl im Durchschnitt der letzten sieben Tage rund acht Prozent, teilte Volker Wiedemann, Leiter des Personalamts der Stadt, mit. „Die Gründe für die Arbeitsunfähigkeit erfassen wir nicht. Gleichwohl nehmen wir seit Mitte März einen Anstieg der Fehltage wahr, die mit der wieder beginnenden Zunahme der Infektionszahlen zusammenfällt.“

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Bei der Stadtreinigung gebe es bisher nur geringe Leistungseinschränkungen. So sei die Sperrmüllabfuhr aus Haushalten eingeschränkt angeboten worden, sagt Kay Goetze, Sprecher der Stadtreinigung Hamburg. „Von unseren rund 4030 Mitarbeitenden sind ca. 300 erkrankt. Davon ist rund ein Drittel Corona-infiziert (86) oder in Quarantäne (23).“

Corona Hamburg: Fallzahlen nehmen wieder zu

Hamburg Wasser meldete mit Stand Freitag knapp 70 bestätigte Fälle bei rund 2300 Mitarbeitenden. „Wie in ganz Hamburg und Deutschland nehmen auch bei uns die Fallzahlen wieder zu“, sagt Pressesprecherin Nicole Buschermöhle. So viele Mitarbeitende wie möglich arbeiteten nach wie vor im Homeoffice.

Die Zahl der Neuinfektionen überschritt am Freitag in Hamburg mit 5177 zum dritten Mal in Folge die 5000er-Marke. Am Donnerstag waren es 5559, am Mittwoch 5489.