Hamburg. Der Hamburger Tierschutzverein befreite den Zwergspitz aus dem illegalen Welpenhandel. Doch ein Happy End gab es für den Hund nicht.

Braune Knopfaugen, kuscheliges Fell, ein Blick zum Verlieben: Dem Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V. (HTV) ist es vergangene Woche bei einem Undercover-Einsatz gelungen, den süßen Zwergspitzwelpen Bibo aus den Fängen illegaler Welpenhändler zu befreien. Ein Happy End gibt es für das Hundebaby jedoch nicht. Wenige Tage nach seiner Rettung starb der Welpe, wie der HTV am Mittwoch mitteilte. "Bibo ist ein weiteres Opfer der Welpenmafia", heißt es in einer aktuellen Mitteilung.

Der HTV, der seit Jahren gegen den illegalen Welpenhandel kämpft, sei zutiefst betroffen, heißt es weiter. "Der gerade einmal acht Wochen junge Welpe litt zwar unter der zu frühen Trennung von seiner Mutter, sein Gesundheitszustand schien jedoch zunächst stabil zu sein." Innerhalb weniger Tage verschlechterte sich der Zustand von Bibo jedoch so rapide, dass das tierärztliche Team den Welpen erlösen musste.

Welpenhandel: HTV rettet Hundebaby bei Undercover-Einsatz

Das Tierschutzberatungsteam spürt regelmäßig illegale Welpenhändler beim Kleinanzeigenportal eBay auf und unternimmt Fake-Käufe, bei denen die Behörden auf Abruf bereitstehen, um die Tiere sicherzustellen. Der Zwergspitz Bibo wurde bei einer verdeckten Ermittlung der HTV-Tierschutzberatung in Zusammenarbeit mit Polizei und Behörde durch einen Fake-Kauf zunächst gerettet. "Das Team reagierte auf eine Anzeige bei eBay Kleinanzeigen und nach einem kurzen Gespräch konnte innerhalb von nur zwei Stunden ein Termin zum Kauf in Billstedt vereinbart werden", schildert der HTV.

Vorgegaukelt wurde den Lockvögeln des HTV, dass die Verkäuferin mit ihrem Partner zu Besuch bei einer Freundin in Hamburg sei – der Welpe sollte demnach eigentlich eine Überraschung für die Freundin sein, da ihr alter Hund gestorben sei. Am verabredeten Ort habe sich dann laut HTV ein gewohntes Bild gezeigt: "Ein Mann späht die Lockvögel aus, bevor sich wenig später die Verkäuferin, eine junge unauffällige Frau unter falschem Namen, mit dem Welpen auf dem Arm zeigt. Sie führt die beiden Kaufinteressenten auf eine beschwerlich einsehbare Wiese hinter einem Wohnblock, um den Kauf abzuwickeln."

Illegaler Welpenhandel-Ring ist HTV und Polizei Hamburg bekannt

Der HTV weist darauf hin, dass die Welpenhändler-Banden jedoch vorsichtiger geworden seien. "Sie lassen sich vorab den Personalausweis schicken und kontrollieren teilweise vor Ort Adresse und Klingelschild", so der HTV. Diese Masche erschwere den Ermittlern die Arbeit zunehmend und berge Gefahren für „echte“ Käuferinnen und Käufer – "zum einen übermitteln sie ihre personenbezogenen Daten an hochgradig Kriminelle und zum anderen werden die Daten häufig für weitere illegale Verkäufe verwendet."

Der illegale Welpenhandel-Ring, aus dem Bibo stammte, ist sowohl dem HTV als auch der Polizei bereits bekannt, teilte der Tierschutzverein mit. "Eine vom HTV bereits im letzten Jahr gestellte Strafanzeige wurde eingestellt, da der Welpenhändler bereits wegen schwerwiegender anderer Straftaten angezeigt wurde, sodass der Welpenhandel nicht mehr beträchtlich ins Gewicht gefallen wäre."

Daran erkennt man die Masche der Welpenmafia:

  1. Die Welpen sind laut Anzeige oft auf den Tag genau zwölf Wochen alt.
  2. Die Händlerinnen und Händler fordern den Personalausweis an, oft aus fadenscheinigen Gründen: „Wir haben leider in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht. Uns wollte jemand einen Welpen klauen. Deshalb brauche ich einmal die Vorder- und Rückseite von Deinem Personalausweis, bitte haben Sie Verständnis.“
  3. Das Tier hat keinen EU- und keinen Impfpass. Das wird oft kreativ verschleiert: „Heute morgen wurde das Geschwistertier von einem Mann aus Bayern gekauft. Leider hat er den falschen EU-Ausweis und Impfpass mitgenommen, schickt ihn dann aber direkt als Einschreiben an die Adresse, an die dieser Welpe jetzt vermittelt wird. Ich habe auch schon mit ihm telefoniert, aber da er ja aus Bayern kommt, ist er noch nicht zuhause“, hieß es in Bibos Fall.
  4. Gefälschte Tierarztrechnung. Um zu beweisen, dass der Welpe gechippt und geimpft ist und bereits behandelt wurde, händigte die Verkäuferin eine Tierarzt-Rechnung aus – eine Fälschung, die anhand der untypisch geraden und niedrigen Preise sowie diverser Rechtschreibfehler beim zweiten Blick auffällt.
  5. Die Elterntiere können nicht besucht werden.

Tierschutzverein warnt: Welpen leiden häufig unter Parvovirose

Der HTV appelliert an alle Hamburger, keine Welpen online zu kaufen. "Melden Sie jeden Verdacht auf Tierschutzverstöße bei uns oder der Polizei, damit den Welpen geholfen werden kann", sagt HTV-Tierschutzberaterin Nicole Hartmann. "Ein Kauf aus Mitleid hilft nicht."

Oft zeigen die Welpen bereits kurz nach dem Kauf Symptome von Krankheiten, Dehydration und Schwäche – häufig steckt die Viruserkrankung Parvovirose dahinter, die bei Welpen schnell zum Tode führen kann. Das Virus führt zu einer Blutvergiftung, das Immunsystem wird massiv angegriffen und ist nicht mehr in der Lage, weitere Infektionen abzuwehren.

Tiere aus illegalem Welpenhandel leben unter abscheulichen Bedingungen

Auch der Zwergspitzwelpe Bibo starb am Parvovirus – trotz Behandlung am Tropf und einer intensiven Betreuung rund um die Uhr. „Das Parvovirus ist sehr ansteckend", so die leitende Tierärztin des HTV Dr. Urte Inkmann. "Die Tiere aus dem illegalen Welpenhandel bekommen sowieso schon keinerlei gesundheitliche Versorgung und müssen unter abscheulichen Bedingungen leben, da wird erst recht nicht darauf geachtet, dass die Kofferräume oder Boxen, in denen sie transportiert werden oder leben müssen, gereinigt werden." So übertrage sich das Virus ungebremst auf die Welpen.

Janet Bernhardt, die 1. Vorsitzende des HTV, warnt: „Oft werden die Welpen kurz vor dem Verkauf noch mit den verschiedensten Medikamenten und Präparaten aufgeputscht, sodass sie erst gesund wirken. Der Schein trügt aber und ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich oft rasend schnell."