Hamburg. Täglich 1000 neue Schutzsuchende: Für Hamburgs Innensenator ist dies eine größere Herausforderung als 2015. Das sind seine Pläne.

Mehr als 1000 Flüchtlinge aus der Ukraine erreichen täglich die Hansestadt – in deutlichen Worten spricht Innensenator Andy Grote (SPD) nun von einer „kritischen Situation“ und einer noch größeren Herausforderung als die Flüchtlingskrise im Jahr 2015. „Einen vergleichbaren Zustrom an Geflüchteten haben wir seit Jahrzehnten nicht erlebt“, sagte Grote am Donnerstag im Rathaus.

Ein Krisenstab ist damit beschäftigt, so schnell wie möglich weitere Unterkunftsplätze zu schaffen. „Wir werden jede Fläche nutzen, die wir bekommen können“, so Grote.

Die tatsächliche Flüchtlingszahl soll noch höher sein

Mindestens 5800 Geflüchtete seien zwei Wochen nach dem Kriegsbeginn bereits in Hamburg eingetroffen – fast so viele wie auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015 in einem ganzen Monat. Die tatsächliche Zahl dürfte noch deutlich höher liegen, da noch nicht alle Geflüchteten erfasst sind, so Grote.

Rund 1300 Geflüchtete wurden regelhaft in städtischen Unterkünften einquartiert – der Rest ist privat bei Hamburgern unterkommen, befindet sich noch im Ankunftszentrum der Stadt in Rahlstedt oder übernachtet vorübergehend in dem Notquartier in den Messehallen.

Grote sieht rasante Flüchtlingsentwicklung

„Wir werden alles tun, die Menschen auch gut zu versorgen“, sagte Grote. Er betonte, dass die Stadt bereits am ersten Tag des Krieges in der Ukraine damit begonnen habe, sich auf die Aufnahme vieler Geflüchteter vorzubereiten. Der Krisenstab sei arbeitsfähig, die Lage entwickele sich aber weiterhin sehr rasant. „Darauf kann man sich nicht in der Form vorbereiten, das alles sofort reibungslos funktioniert“, so Grote.

Etwa an der Registrierungsstelle für privat untergekommene Flüchtlinge an der Hammer Straße in Wandsbek herrschte auch am Donnerstag ein extremer Andrang. Grote bezeichnete es als „Riesenleistung“, dass die Mitarbeitenden dort „praktisch aus dem Stand“ mit der Registrierung begonnen hätten.

Man profitiere sehr von den Erfahrungen aus der Flüchtlingskrise 2015. Zu der lange geltenden politischen Maxime, die damalige Situation dürfe sich nicht wiederholen, sagte Grote: „Wir leben seit dem 24. Februar in einer neuen Welt. Wenn wir Flächen belegen müssen, die wir eigentlich nicht wieder belegen wollten, dann ist das so.“

Ab Freitag werden die Ukraine-Flüchtlinge auf die Bundesländer verteilt

Ab dem heutigen Freitag sollen die in Deutschland eintreffenden ukrainischen Flüchtlinge nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel auf die Bundesländer verteilt werden. Hamburg baut unter anderem an der Schnackenburgallee am Volkspark erneut eine Unterkunft auf. Grote bedankte sich für die Bereitschaft der Hamburger, Geflüchtete privat aufzunehmen: „Das hilft uns sehr, die Situation zu bewältigen.“