Hamburg. Manchen Eltern gehen Lockerungen nicht weit genug. Demonstration am Freitag. Kinderärzte fordern Abschaffung der anlasslosen Tests.

Die Diskussion um die Lockerungen von Corona-Maßnahmen an Hamburgs Schulen geht weiter. Mit einer Demonstration am morgigen Freitag auf dem Hamburger Rathausmarkt will die bundesweite „Initiative Familien“ ihre Forderung nach einem Strategiewechsel und der Beendigung der Corona-Maßnahmen für Kinder und Jugendliche bekräftigen. Zuvor hatten 23 Elternräte vor allem von Grundschulen die Aufhebung der Maskenpflicht in den Klassenzimmern gefordert. Elternkammer und Kinderärzte haben da allerdings eine andere Haltung.

Wie berichtet, hatten Elternräte kritisiert, dass die Lockerungen an den Schulen nicht weit genug gingen. Neben der Maskenpflicht solle auch das Abstandsgebot fallen. Auch Abendblatt-Leser Dirk Schultz, Vater eines neun Jahre alten Grundschülers, gehen die Lockerungen nicht weit genug. „Schon seit Monaten wird seitens der Politik davon fabuliert, dass die Kinder große Opfer in der Pandemie gebracht hätten und nun entlastet werden müssen. Trotzdem wird in Hamburg wieder für die Kinder als Letztes gelockert, ohne Zeitplan.“

Corona Hamburg: Maske behindert Lernfortschritte

In Restaurants könnten Gäste an ihren Plätzen die Masken abnehmen, warum nicht auch die Schüler an ihren Arbeitsplätzen?, fragt er. „Mir geht es um die Grundschulen, wo die Kids in der Regel kaum Symptome zeigen oder Risiken haben, schwer zu erkranken.“ Nach Abendblatt-Informationen ist aktuell an den sieben Asklepios-Kliniken ein Kind mit Corona in stationärer Behandlung, am UKE werden zwei Kinder intensivmedizinisch versorgt.

Die Maske erschwere das Schreiben- und Lesenlernen, sagt Dr. Stefan Renz, Vizepräsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Hamburg. Denn die Kinder können die Lippen­bewegungen der Lehrer nicht sehen, und die Artikulation von Lehrern und Mitschülern ist durch die Mund-und-NasenBedeckung erschwert. Der Kinderarzt hält eine Maskenpflicht dennoch in bestimmten Situationen für sinnvoll.

„Die Pandemie ist noch nicht vorüber"

Denn: „Die Pandemie ist noch nicht vorüber. Masken vermindern die Weitergabe von Viren und schützen definitiv so vor der Verbreitung von Corona.“ Die meisten Kinder hätten sich ans Maskentragen gewöhnt. Die Kinderärzte fordern jedoch die Abschaffung der anlasslosen Tests an den Schulen. Bislang müssen sich Kinder dreimal in der Woche testen lassen. „Diese Massentests tragen nichts Sinnvolles zum Pandemieverlauf bei. Wir plädieren dafür, Kinder nur bei Krankheit testen zu lassen.“

Längst nicht alle Eltern sind gegen die Maskenpflicht an Schulen. So hält die Elternkammer daran fest: „Die Maskenpflicht ist ein wichtiger Baustein zur Verringerung des Übertragungs- und Ansteckungsrisikos auch über die Gruppe der Schülerinnen und Schüler sowie der Schulbeschäftigten hinaus“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Thomas Kegat. „Solange wir noch hohe Inzidenzen haben, ist es richtig, an der Maskenpflicht an Schulen festzuhalten und auf diese Weise die Aufrechterhaltung des Präsenzunterrichts zu sichern.“ Für große Lockerungssprünge erscheine es noch zu früh.

Corona Hamburg: Schritt könnte nach den Ferien folgen

So wird es in den kommenden Wochen laut Schulbehörde weitergehen: „In einer ersten Stufe werden kleinere Re­striktionen beseitigt. Das betrifft Sport, Musik und Theater sowie die Kohortentrennung“, so Behördensprecher Peter Albrecht. Mindestens bis zu den März­ferien gilt: Masken- und Testpflicht und Lüften. Nach den Märzferien könnte die Maskenpflicht im Unterricht gelockert werden. „Insbesondere in der Grundschule behindert das Tragen der Maske nicht nur das Leben der Schülerinnen und Schüler, sondern auch das Lernen. Kinder sind darauf angewiesen, Lehrkräften ins Gesicht zu blicken, um ihre Mimik zu erkennen und Buchstaben unterscheiden zu können.“

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Ob dieser Schritt unmittelbar nach den Ferien erfolgen kann, wird der Senat dann entscheiden. In einem letzten Schritt geht es um die Testpflicht. „Wir hatten gute Erfahrungen mit nur zwei Tests pro Woche oder einer anlassbezogenen Testung.“ Voraussetzung für weitere Öffnungsschritte ist, dass die Corona-Infektionen weiter deutlich abnehmen und dass die Bundesregierung die rechtliche Lage nach dem 20. März eindeutiger festlegt. „Wir warten erst einmal den Weg ab, den die Bundesregierung vorgibt und werden dann in Hamburg dem entsprechende Lockerungen einleiten“, so Albrecht.