Bonn. Es war eine Überraschung, als der Bund einen Ausbau des Elbe-Lübeck- Kanals 2016 als vordringlich einstufte. Die Zahlen im Güterverkehr ließen das kaum erwarten. Nun liegt alles bis auf Weiteres auf Eis. Andere Projekte sind wichtiger.
Der Bund hat den geplanten Ausbau des Elbe-Lübeck-Kanals mit Vertiefung und Verbreiterung gestoppt. Dies sei in Abstimmung mit dem Bundesverkehrsministerium so entschieden worden, teilte die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes am Freitag mit. Der im aktuellen Bundesverkehrswegeplan 2030 vorgesehene Ausbau für größere Güterschiffe werde bis zum Abschluss einer Bedarfsplanüberprüfung im nächsten Jahr zurückgestellt, erklärte der Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt, Hans-Heinrich Witte. Grundlage dafür werde dann die neue Verkehrsprognose für 2040 sein.
Der zuverlässige Betrieb der Schleusen werde weiterhin gewährleistet und drei weitere Brücken würden auf eine Durchfahrtshöhe von 5,25 Metern umgestellt, hieß es weiter. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung konzentriere sich weiterhin auf die Maßnahmen, mit denen der Kanalbetrieb dauerhaft gewährleistet werden kann, erläuterte eine Sprecherin. Angesichts vordringlicher und sicherheitsrelevanter Infrastrukturmaßnahmen im gesamten Netz müssten die Ressourcen nach Prioritäten eingesetzt werden. Hinzu komme, dass die Schleusen Witzeeze, Büssau und Krummesse 2021 auf die Liste der Kulturdenkmäler kamen. Auch dies wirke erschwerend.
Bereits vor zwei Jahren wurde der von der Wirtschaft geforderte, aber umstrittene Kanalausbau in wesentlichen Teilen auf Eis gelegt. Für das Projekt samt Neubau von Schleusen und Brücken waren Gesamtkosten von 838 Millionen Euro veranschlagt worden. Die Wasserstraße bildet die einzige Verbindung zwischen einem Ostseehafen und dem mitteleuropäischen Binnenwasserstraßennetz. Schiffszahlen und transportierte Ladung sanken aber über Jahrzehnte hinweg deutlich.
Seit 2000 hat der Bund insgesamt 118 Millionen Euro für den Ersatz der Kanalbrücken und der Schleuse Lauenburg investiert. Der 62 Kilometer lange Kanal verbindet die Häfen Lübeck und Travemünde mit der Elbe in Höhe Lauenburg und damit mit dem Binnenwasserstraßennetz. Mit sieben Schleusen überwindet er die Höhenunterschiede zwischen Trave und Elbe. Bis zu 80 Meter lange Güterschiffe mit einem Tiefgang bis zwei Metern können die Wasserstraße befahren.
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