Hamburg. 600 Fahnder waren bei der Groß-Razzia europaweit im Einsatz. Im Zentrum: Ein Mann, der jahrelang Hamburgs Politik beschäftigte.
Mit der Festnahme eines Kokaindealers 2018 begannen in Spanien Ermittlungen gegen eine albanische Kokain-Connection. Zuletzt waren Strafverfolgungsbehörden aus sieben Ländern in die Ermittlungen involviert, darunter das Hamburger Landeskriminalamt und das FBI. Jetzt kam es zum großen Schlag. Bei Razzien an 80 Orten mit 600 beteiligten Beamten wurden 45 Beschuldigte festgenommen. Darunter ist auch ein Mann, dessen Name in Hamburg seit Langem gut bekannt ist: Bashkim Osmani (54).
Er gilt bei den Ermittlern als Kopf der Gruppierung. Es geht um den tonnenweisen Schmuggel von Kokain, um Geldwäsche in riesigem Stil und um die Bildung einer kriminellen Vereinigung. Nach Erkenntnissen der Ermittler hat die Gruppierung hochreines Kokain aus Südamerika über verschiedene Häfen nach Europa geschmuggelt und hier per Schiff, Lastwagen, in Autos oder auch mal mit dem Flugzeug verteilt. Es dürfte ein Multi-Millionengeschäft gewesen sein.
Ist Bashkim Osmani der Kopf der Kokain-Connection?
Kokain wird bei einer Abnahme von einem Kilo mit etwa 30.000 Euro gehandelt. Doch die riesigen Gewinne müssen „gewaschen“ werden. Dafür gründete die Gruppierung ein Firmennetzwerk. Hauptfigur soll Bashkim Osmani sein.
Seine Geschichte begann in Djakovica, einer Stadt mit 40.000 Einwohnern im Kosovo. Nachdem sein Bruder 1979 nach Hamburg ging, folgte ihm auch Bashkim in die Hansestadt. Die Albaner brachten es in kurzer Zeit zu viel Geld. Immer wieder war von kriminellen Geschäften die Rede. Sein Bruder, dem als „Paten“ in einem Hinterzimmer im Lokal „Corner“ an der Wandsbeker Chaussee von Landsleuten als Ehrerbietung der Ring geküsst worden sein soll, behauptete immer, dass der Grundstock des Vermögens Gewinne aus Glücksspiel waren. Deshalb auch sein Spitzname: Felix. Der Glückliche.
Osmani wurden später auf dem Kiez bekannt
Aber war es wirklich nur Glück? Die Geschäfte der Brüder wurden immer kritisch beäugt. Auch weil es Verbindungen in die Hamburger Politik gab. Mit findigen Anwälten und Unterlassungserklärungen versuchten die Osmanis, kritische Berichte zu verhindern. Selbst die Veröffentlichung einer Kleinen Anfrage in der Bürgerschaft, in der es um die Familie Osmani ging, sollte mithilfe eines Anwalts unterbunden werden.
Später waren die Osmanis als Immobilieninvestoren, vor allem auf dem Kiez, bekannt. Das „Café Keese“ auf der Reeperbahn oder das Grundstück „Stumpfe Ecke“ gehörten ihnen. Sie bemühten sich auch um den Bau des neuen Millerntor-Stadions, blitzten dort aber ab.
Bashkim Osmani hatte Kontakte nach Mallorca
Bashkim Osmani war vor allem in der Gastronomie aktiv und betrieb unter anderem das „Pupasch“ an den Landungsbrücken oder managte Fußballer. Gastronomisch hatte er Kontakte nach Mallorca. Die Insel wurde so etwas wie seine neue Heimat. Seit über 20 Jahren ist er Eigentümer einer Villa in Camp de Mar westlich von Palma. Auch dort gab es jetzt eine Durchsuchung der örtlichen Polizei.
Zeitungen auf der Insel berichten von 30 Millionen Euro, die auf Mallorca in Immobilien flossen. 86 Ölgemälde im Wert von fünf Millionen Euro, Luxusautos, Luxusuhren, über 200.000 Euro in bar und 40.000 Euro in Bitcoin und anderen Kryptowährungen wurden gefunden. Durchsucht wurden auch das Edelrestaurant „Ritzi“, das sich direkt am Yachthafen von Puerto Portals befindet, und das BO-Hotel. Beide sollen Osmani gehören. Das „Ritzi“ ist für seine italienische Küche und für seine ausgesuchten Gäste bekannt. Sogar Mitglieder des spanischen Königshauses sollen hier getafelt haben.
Europol verhaftet Osmani in Kroatien
Bashkim Osmani selbst war zum Zeitpunkt der Durchsuchung in Kroatien, wo er verhaftet wurde. Auch dort war er als Unternehmer aktiv, eröffnete 2009 an der Uferpromenade in Porec das „Palazzo Hotel“. Bei der jetzt durchgeführten Aktion gab es allein in Belgien 30 Festnahmen. Dort wurden größere Mengen Waffen, zehn Kilo Kokain, 13 teure Autos und 1,3 Millionen Euro sichergestellt.
Belgien spielt in dem Fall eine zentrale Rolle. Dort hatten die Ermittlungen gegen die albanische Gruppierung im Jahr 2020 Fahrt aufgenommen, nachdem belgische Sicherheitsbehörden große Mengen Kokain und Chemikalien zur Drogenherstellung sicherstellen konnten. Schnell war klar, dass die Bande über mehrere Landesgrenzen hinweg agierte. Europol richtete eine sogenannte Operation Taskforce ein, um die Ermittlungen zu bündeln.
Hamburger Landeskriminalamt in Fall eingebunden
Den Beamten gelang es, ein Netzwerk aufzudecken, das in mehreren europäischen Ländern offenbar Unternehmen gründete, um Gewinne zu waschen. Regelmäßig reisten führende Köpfe des Netzwerks nach Kolumbien, Mexiko und Dubai, um Geschäfte vorzubereiten. Für die Kommunikation untereinander nutzten sie verschlüsselte Chats. Doch die Sicherheitsbehörden konnten auch diese geheime Kommunikation knacken. Das war der Durchbruch bei den Ermittlungen.
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Das Hamburger Landeskriminalamt war über ein Rechtshilfeersuchen in den Fall eingebunden. Hier wurden die Wohnungen des Schwiegervaters und Schwagers von Bashkim Osmani durchsucht, Unterlagen sichergestellt. In Hamburg war es bis dahin um Bashkim Osmani und seine Brüder sehr ruhig geworden. Der 54-Jährige kam vor mehr als zehn Jahren zuletzt mit dem Gesetz in Konflikt. Es ging um Millionenkredite, die er sich mit einem Bruder bei einem Lauenburger Geldinstitut erschlichen hatte.