Hamburg. Behörde setzt erste Lockerungsmaßnahmen um. Was bis zu den Ferien beim Alten bleibt – und was gefordert wird.

Aufatmen können Hamburgs Schülerinnen und Schüler noch nicht. Obwohl viele Corona-Maßnahmen – etwa im Einzelhandel und in der Gas­tronomie – jetzt gelockert werden, müssen sie noch bis zu den Märzferien während des Unterrichts eine Maske tragen und dreimal pro Woche einen Schnelltest machen. Doch zumindest der Sportunterricht ist ab Montag wieder ohne Mund-Nasen-Schutz möglich. Überdies sind jahrgangsübergreifende Kurse und Schülerbegegnungen in Treppenhaus und Mensa wieder zulässig.

Das Infektionsgeschehen der letzten Woche zeige für Hamburg einen Abwärtstrend, der sich auch in den Schulen widerspiegele, sagte Schulsenator Ties Rabe am Donnerstag.

Corona Hamburg: Maskenpflicht in Schulen bleibt

Bis zum 5. März wolle man aber auf „Nummer sicher“ gehen und die grundlegenden und bewährten Sicherheitsmaßnahmen beibehalten: Es bleibt bei der Maskenpflicht im Schulgebäude, Schülerinnen und Schüler sollen sich weiterhin dreimal in der Woche testen, die Klassenräume regelmäßig gelüftet werden und die Lüftungsgeräte in Betrieb bleiben. Wie es nach den Märzferien weitergehe, werde in den nächsten Wochen im Licht der Entscheidungen der Bundesregierung bestimmt, so Rabe.

„Wir werden jetzt nicht in Hektik verfallen“, so Rabe. „Die Corona-Lage bessert sich zwar deutlich, aber Corona ist noch nicht vorbei. Vor wenigen Wochen behaupteten viele, Schulbesuch und Präsenzunterricht seien zu gefährlich, jetzt wird plötzlich das Ende von Masken- und Testpflicht und aller Sicherheitsmaßnahmen an den Schulen gefordert. Ein solches Hin und Her ist rational schwer zu erklären.“ Die Behörde bleibe bei ihrem Kurs. „Wir setzen weiterhin konsequent auf offene Schulen und zugleich auf eine Schulpolitik mit Augenmaß und Vorsicht.“

„Kohortenregel“ wird in Hamburg ausgesetzt

Die ersten Lockerungen wurden ermöglicht durch den Beschluss von Ministerpräsidenten und Bundeskanzler, in drei Schritten bis zum 20. März fast alle Einschränkungen und Sicherheitsmaßnahmen zu beenden. Neben der Maskenpflicht im Sportunterricht wird in Hamburg auch die organisatorisch aufwendige „Kohortenregel“ ausgesetzt. So dürfen Schülerinnen und Schüler verschiedener Jahrgänge sich künftig im Schulgebäude wieder begegnen und auch gemeinsam Kurse und die Mensa besuchen.

Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Linken in der Bürgerschaft, hält die ersten Lockerungen für einen „richtigen Schritt“. „Ich muss jedoch betonen, dass Schüler/-innen weit weniger als ihre Eltern und Großeltern durch Impfung geschützt sind. Deshalb müssen sie mit größter Aufmerksamkeit und Vorsicht behandelt werden.“ Dazu könne gegebenenfalls ein Aussetzen der Präsenzpflicht bei gleichzeitiger Betreuung und Begleitung der Schülerschaft gehören.

Schüler müssen stundenlang Masken tragen

Darüber hinaus fordert die Politikerin „klare und verlässliche Verabredungen mit den Schulgemeinschaften über die weitere Entwicklung der Maßnahmen“. „Das Hangeln von Woche zu Woche und das Verkünden kurzfristig getroffener Entscheidungen, die die Schulen dann ad hoc umzusetzen haben, müssen endgültig ein Ende haben!“

Der bundesweite Verein „Initiative Familie“ begrüßt die Lockerungen ebenfalls, spricht aber von einem „strengen Maßnahmenkatalog“, der weiterhin für Schülerinnen und Schüler gelte. Nach wie vor beginne fast jeder Schultag für sie mit einem Corona-Test, sie müssten stundenlang Maske in häufig kalten, da dauergelüfteten Klassenzimmern tragen und in den Schulkantinen werde streng auf Abstand geachtet.

Mammes fordert weitreichende Lockerungen

Ähnlich sehe es in den Kitas aus: anlasslose Tests, keine Ausflüge mehr, voneinander getrennte Gruppen. „Viele der Maßnahmen waren zu Beginn ein Mittel, die unbekannte Gefahr zu regulieren. Jetzt ist es endlich Zeit, an weitreichende Lockerungen für Kinder und Jugendliche zu denken“, fordert Manuela Mammes von der Landesgruppe Hamburg. So sollte das Maskentragen freiwillig werden – was Risikokindern ermögliche, sich weiterhin zu schützen, und zu deren Schutz gegebenenfalls auch klassenweise eingeführt werden könne.

Auch die Maskenpflicht für Lehrkräfte solle abgeschafft werden, um insbesondere Grundschülern wieder das Ablesen von Mimik und dadurch ein besseres Lernen zu ermöglichen. Letztendlich könne den Kindern und Jugendlichen auch die Prozedur des dreimaligen Testens pro Woche erspart werden, da die vulnerablen Gruppen mittlerweile durch Impfungen geschützt wären.

An Kitas ändert sich vorerst nichts

Anders als an den Hamburger Schulen ändert sich an den Hamburger Kitas für Kinder, Eltern und Erzieher erst einmal nichts. Nach wie vor werden Eltern gebeten, Kinder ab drei Jahren weiterhin regelmäßig dreimal pro Woche morgens vor dem Kita-Besuch zu testen.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Auf Wunsch können sich auch die Eltern selber sowie ihre Kinder unter drei Jahren testen – entsprechende Tests sind durch eine zentrale Lieferung Mitte Februar ausreichend vorhanden. Im Übrigen plant die Sozialbehörde, auch Krippenkinder in die Teststrategie einbeziehen, sobald Antigen-Lolli-Tests beschafft worden sind und über die Kitas verteilt werden können.

Corona Hamburg: Behörde meldete 16 Todesfälle

Unterdessen meldete die Hamburger Sozialbehörde am Donnerstag 3522 Corona-Neuinfektionen. Das sind 556 Fälle weniger als am Vortag (4078) und 1626 Fälle weniger als am Donnerstag vor einer Woche (5148). Damit sinkt die Inzidenz erneut und liegt nun bei 1244,2 (Vortag 1329,6). Aktuell werden in den Hamburger Krankenhäusern 428 Corona-Patienten behandelt. 60 Personen sind so schwer erkrankt, dass sie intensivmedizinisch versorgt werden müssen. Die Behörde meldete zudem 16 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus, die dadurch auf insgesamt 2237 Verstorbene steigt.