Hamburg. Untersuchung zeigt, dass Auswirkungen der Pandemie junge Menschen weiterhin belasten. Zugleich ist aber auch Optimismus geboten.
Kinder und Jugendliche sind in der Corona-Pandemie weiterhin stark belastet – es gibt aus psychologischer Sicht aber auch Grund zur Hoffnung: Zu diesem Schluss kommt das UKE nach seiner dritten Befragungsrunde in der sogenannten Copsy-Studie (kurz für Corona und Psyche). Dafür befragten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Mitte September bis Mitte Oktober 2021 mehr als 1100 Kinder und Jugendliche und mehr als 1600 Eltern in einem Online-Verfahren, den Großteil davon bereits zum dritten Mal im Verlauf der Pandemie.
Den Ergebnissen zufolge empfinden vier von fünf Befragten die Situation durch Corona als "ziemlich oder äußerst belastend". Das Belastungserleben hatte im Pandemieverlauf zunächst zugenommen und sich nun in der dritten Befragung auf hohem Niveau stabilisiert, heißt es dazu vom UKE. Auch eineinhalb Jahre nach der ersten Viruswelle fühlten sich mehr als ein Drittel der Kinder und Jugendlichen in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Im Vergleich zur zweiten Befragungsrunde verbesserte sich die Situation der Befragten jedoch leicht.
Corona Hamburg: UKE-Studie – körperliche Symptome nehmen zu
Die Belastung äußere sich "auch darin, dass psychosomatische Stresssymptome wie Gereiztheit, Einschlafprobleme und Niedergeschlagenheit im Vergleich zu vor der Pandemie weiterhin deutlich häufiger auftreten und Kopf- und Bauchschmerzen sogar noch einmal leicht zugenommen haben", so das UKE. Positiv sei jedoch, dass die psychischen Auffälligkeiten ebenfalls leicht zurückgegangen sind. Vor allem Ängstlichkeit und depressive Symptome nahmen ab. Die Auffälligkeiten lagen dabei jedoch weiterhin zehn Prozentpunkte höher als vor der Pandemie.
Die Leiterin der Studie und Forschungsdirektorin der UKE-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer, zeigte sich angesichts der Ergebnisse verhalten optimistisch. "Die Zahlen sind im Vergleich zu präpandemischen Daten zwar immer noch hoch, wir wissen aber auch, dass nicht alle Kinder, die belastet sind, mit einer Angststörung oder Depression reagieren", sagt Ravens-Sieberer.
Dabei sei in der dritten Befragungsrunde auch zu beobachten gewesen, "dass das Ende der strikten Kontaktbeschränkungen, die Öffnung der Schulen sowie der Sport- und Freizeitangebote zum psychischen Wohlbefinden und zur Steigerung der Lebensqualität (...) beitragen“, so die Expertin. Sie hält fest: "Die meisten Kinder und Jugendlichen werden die Krise vermutlich gut überstehen."
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Kinder aus sozial schwachen Familien besonders betroffen
Dabei sei die familiäre Situation der Kinder und Jugendlichen ein ganz wesentlicher Faktor. Positiv sei hier, dass die Befragten insgesamt von weniger Streit in ihrem Zuhause und einem besseren Kontakt zu Freunden berichteten. Auch das Gesundheitsverhalten habe sich leicht verbessert. "Etwa jedes fünfte Kind isst zwar noch mehr Süßigkeiten als vor der Pandemie. Dafür ist der Medienkonsum etwas zurückgegangen und die Kinder und Jugendlichen machen wieder mehr Sport als bei den ersten beiden Befragungen", so das UKE.
Erneut seien vor allem Kinder aus sozial benachteiligten Familien aber besonders stark belastet. "Familie ist und bleibt eine der wichtigsten Ressourcen, um gut durch die Pandemie zu kommen", sagt die Studienleiterin Ulrike Ravens-Sieberer. Obwohl die Schulen auch im Herbst 2021 wieder weitgehend normalen Unterricht anboten, empfand zudem rund die Hälfte der Kinder den Schulalltag und das Lernen als anstrengender im Vergleich zu vor Corona. Schülerinnen und Schüler, "die sich selbst gut strukturieren und planen können, kommen mit den durch die Pandemie veränderten schulischen Anforderungen besser klar", heißt es.