Hamburg. 27 Bäume sollen einem Haspa-Neubau weichen, dagegen protestierten am Montag Baumschützer und eine Anwohnerinitiative.
Sie wollen die Fällung von 27 Bäumen verhindern: Mehrere Umweltaktivisten besetzten von Montagmorgen bis zum Nachmittag auf dem Alsenplatz in Altona eine Grünfläche und haben einen Banner an den Ästen angebracht, auf dem "Jeder Baum zählt" steht. Die Bäume sollen zugunsten der Hamburger Sparkasse weichen, die dort den Neubau eines Wohnheims für ihre Auszubildenden plant.
Haspa-Neubau: Aktivistiven besetzen Bäume in Hamburg
"Wir sind seit 6 Uhr morgens hier. Die Aktivisten wollen die Bäume am Nachmittag verlassen", sagte der Einsatzleiter der Polizei vor Ort. Es handele sich um eine Spontanversammlung – erst nachträglich habe ein Aktivist die Versammlungsbehörde darüber benachrichtigt. Tatsächlich verließen die Baumschützer ihre Hochsitze, gegen 15.45 Uhr beendete Polizei ihren Einsatz.
"Grundsätzlich ist Wohnungsbau für schlechter Verdienende natürlich zu begrüßen", räumt Aktivist und Versammlungsleiter Nils ein. "Trotzdem können wir nicht akzeptieren, dass hier Wohnungspolitik gegen Klimaschutz ausgespielt wird. Das eine lässt sich nicht durch das andere lösen." Der Alsenplatz gehöre zum Grünen Netz Hamburgs. Es sei unverständlich, dass Grünflächen für Neubauten versiegelt werden und zugleich viele Gebäude in Hamburg leerstünden.
"Der Bezirk Altona liegt falsch, den Alsenplatz als Baulücke zu bezeichnen", sagt auch Karin Kreuder von der Initiative. Der Platz solle als innerstädtische Fläche von Bebauung freigehalten werden. Dass die Bäume dem Projekt zum Opfer fallen sollen, widerspreche dem abgeschlossenen Vertrag „Hamburgs Grün erhalten“ und der „Qualitätsoffensive Freiraum“ der Umweltbehörde, kritisiert die Aktivistin.
Stefanie von Berg (Grüne) unterstützt Haspa-Neubau
Jahrzehntealte etablierte Baumbestände müssten dagegen zwingend geschützt werden. Diese tragen als Schattenspender, Feinstaub-, CO2- und Wasserspeicher zu einem besseren Stadtklima bei. "Wo fangen Schutz von Grünflächen und Maßnahmen für Klimaschutz an, wenn nicht vor der eigenen Tür, im eigenen Bezirk?", fragt die Initiative.
Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) hatte sich schon vergangenes Jahr in ungewöhnlich deutlicher Form für den dort geplanten Haspa-Neubau eingesetzt. "Ich unterstütze dieses Projekt uneingeschränkt, es muss realisiert werden“, sagte von Berg dem Abendblatt seinerzeit. "Es dient dem Gemeinwohl, und damit der ganzen Stadt." Das Wohnheim soll sechs Stockwerke bekommen und gut 140 Auszubildenden preisgünstigen Wohnraum bieten.
"Green Alspenplatz" will Haspa-Neubau in Altona verhindern
Die Aktion hat ein Bündnis aus mehreren Initiativen organisiert: "Green Alsenplatz", "Diekmoor bleibt", "Nein zu Oberbillwerder", "Der wilde Wald vom Wilhelmsburg" und der "Initiative Sternbrücke" beteiligen sich kollektiv an dem Protest in Altona.
Den Aktivisten haben sich am Morgen auch Mitglieder von "Parents for Future" angeschlossen. Monika Linek ist seit zwei Jahren dabei. "Meine Generation hat sehr viel verbraucht und wir wissen schon sehr lange vom Klimawandel. Der Club of Rome existierte schon damals." Sie ist Großmutter und sagt deshalb: "Wenn man eigene Enkel hat, wird die Klimakrise sehr viel mehr bewusst. 2082 ist mein Enkel so alt wie ich heute. Das sieht nicht gut aus für ihn."
Nach eigenen Angaben kämpft "Green Alsenplatz" seit mehr als einem Jahr für den Erhalt der Grünfläche im Stadtteil und habe zahlreiche Versuche unternommen, mit Verantwortlichen im Bezirk und dem Investor zu sprechen. Bislang haben 1600 Menschen eine Online-Petition zum Erhalt der Bäume unterschrieben. Die Baugenehmigung und die damit verbundene Fällung der Bäume erteilte das Bauamt am 16. November vergangenen Jahres.