Hamburg. Der Hamburger Rechtsanwalt stritt vor Gericht gegen Corona-Auflagen. Dann infizierte er sich – und landete im Krankenhaus.
Gunnar Fragel war ein entschiedener Gegner der Maßnahmen im Kampf gegen Corona. Sie gingen dem 48-jährigen Hamburger viel zu weit. Als Rechtsanwalt mit Kanzleisitzen in Hamburg und in Kiel stritt er auch vor Gericht gegen Corona-Auflagen. Er vertrat Privatleute und Vereinigungen juristisch, die man, wie er selbst sagt, getrost als „Corona-Gegner“ bezeichnen könnte.
Das sprach sich bei ihnen herum, Fragel wurde weiterempfohlen, insgesamt begleitete er rund 15 Verfahren gegen Corona-Auflagen, „mit Vehemenz“. Zumeist waren es Familiensachen, in denen es beispielsweise darum ging, bei getrennten Paaren den Umgang mit Kindern wegen der Ansteckungsgefahr einzuschränken. „Da entwickelte sich auch bei mir selbst ein Gefühl der Ungerechtigkeit“, erzählt er. Vor Gericht setzte er sich „mit allen Tricks“ dafür ein, dass Corona-Schutzmaßnahmen keinen Bestand hatten – oft genug mit Erfolg.
Corona Hamburg: Anwalt infiziert sich und erkrankt schwer
Auch in seinem Freundes- und Bekanntenkreis war seine Haltung bekannt. Zwar war Gunnar Fragel niemals Corona-Leugner. Er bezweifelte nie die Existenz, wohl aber die Potenz des Virus. Und er fand die staatlichen Maßnahmen und Regeln übertrieben, da er für Menschen unter 60 Jahren keine Gefahr durch Corona sah. Eine Infektion betrachtete er als „normale“ Grippe, mit möglicherweise schwereren Symptomen – aber im Wesentlichen ohne große Risiken.
Das änderte sich um Weihnachten herum schlagartig. Die Argumentation, die sich der Rechtsanwalt zurechtgelegt hatte, brach in sich zusammen, als er sich selbst mit dem Coronavirus infizierte, schwer erkrankte – und im Krankenhaus behandelt werden musste.
Infizierter Corona-Gegner litt unter akuter Atemnot
Angesteckt hatte er sich, so glaubt Fragel heute, vermutlich in der S-Bahn. Wegen eines Fußballspiels in der Stadt waren die Wagen völlig überfüllt. „Alle standen dicht an dicht zusammen, viele trugen keine Maske, ich hatte gleich ein mulmiges Gefühl, obwohl ich sonst nicht der ängstliche Typ bin“, erzählt der 48-Jährige. Einige Tage später entwickelte er grippeähnliche Symptome. Am 21. Dezember schlug ein Schnelltest an. Der PCR-Test bestätigte dann den Verdacht: Fragel wurde positiv getestet, auch seine Frau und die Kinder waren infiziert.
Sein Zustand verschlechterte sich täglich. Am 29. Dezember litt er unter akuter Atemnot und musste mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus St. Georg gebracht werden. „Wenn man im Krankenhaus liegt und keine Luft mehr kriegt, dann kommt man ins Nachdenken“, sagt Fragel. Er bekam Sauerstoff, doch die Sättigung lag bei nur 91 Prozent.
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Geläuterter Corona-Gegner: „Corona ist keine normale Grippe"
Zur Corona- kam noch eine weitere Infektion hinzu, der Hamburger erhielt drei verschiedene Antibiotika. Tagelang war er an der Grenze, künstlich beatmet werden zu müssen, wie er schildert. „Jeden Tag sagten die Ärzte: ,Wir geben Ihnen noch einen Tag, dann müssen wir Sie an die Beatmungsmaschine anschließen.‘“ Sein Verlauf war schwer. „Erst nach sechs, sieben Tagen ging es langsam aufwärts.“
Nach zwölf Tagen konnte er das Krankenhaus verlassen, jetzt erholt er sich zu Hause, ist aber noch sehr geschwächt. Fragel hat Konzentrationsschwierigkeiten, wie er selbst sagt. „Selbst einfache Sachen fallen mir derzeit noch schwer.“
Seine Einstellung zur Corona-Politik hat sich durch die Erfahrung am eigenen Leib komplett geändert. „Ich habe das völlig falsch eingeschätzt“, sagt der Familienvater nach seiner überstandenen Infektion heute. „Corona ist keine normale Grippe, die man einfach so wegsteckt – das ist überhaupt nicht zu vergleichen.“
Hamburger Anwalt lehnt Anfragen von Corona-Gegnern nun ab
Ihm ist es wichtig, seine Erfahrung öffentlich zu machen. Und er würde niemandem raten, ungeimpft zu bleiben. So wie er selbst. Der 48-Jährige hatte im September eigentlich bereits einen Impftermin vereinbart, war dann aber erkrankt, sodass er ihn nicht wahrnehmen konnte. Dann geriet die Impfung aus dem Blick.
Als Rechtsanwalt hat Gunnar Fragel weiterhin Anfragen von Mandanten, doch er „will sich nicht mehr vor den Karren spannen lassen“. „Ich werde nicht mehr mit allen Mitteln für den Mandanten das ,Recht‘ auf vermeintliche Freiheit durchsetzen.“ Das Thema Corona sei ein sehr weites Feld. „Ich bin der festen Überzeugung, dass zu komplex ist, um es auf Schwarz-Weiß herunterzubrechen.“