Hamburg. Noch keine Idee, was Sie zum Jahresausklang unternehmen sollen? Wir hätten da ein paar Vorschläge – nicht nur für Hamburg.
Das Schöne und Interessante – es liegt so nah. Das zweite Corona-Weihnachtsfest und die freien Tage bieten eine gute Gelegenheit, die Heimat wiederzuentdecken – beispielsweise mit Fackelwanderungen oder in garantiert kältefreien Museen.
Ausflugtipps zu Weihnachten in Hamburg: Fleete im Glanz
Weihnachtsspaziergang als maritime Entdeckungstour: Hamburgs Fleete stehen fast immer im Schatten von Elbe und Alster. Dabei prägen sie das Bild der Hamburger Innenstadt auch jetzt, da überall weihnachtliche Lichter strahlen. Wer die Fleete erkunden will, fährt am besten mit der S-Bahn zur Stadthausbrücke und begibt sich auf die Fleetinsel. Alsterfleet sowie Herrengraben- und Bleichenfleet umfließen das kleine Eiland im Herzen der Stadt. Das gut einen Kilometer lange Alsterfleet verbindet die Außen- beziehungsweise Binnenalster mit der Elbe. Besonderer Beliebtheit erfreut sich dort die Michaelisbrücke mit ihren Liebesschlössern. Wer sich hier verewigt, dessen Beziehung hält für immer. Versprochen!
Während Galerien und Kontorhäuser aus dem 19. Jahrhundert die Fleetinsel prägen, stehen am Nikolaifleet, der Wiege des Hamburger Hafens, die ältesten Häuser der Hansestadt. Die Deichstraße an diesem Fleet repräsentiert die Architektur vor dem Großen Brand im Jahr 1842. Wer auf der Mühlenbrücke am Großen Burstah steht und auf das Nikolaifleet schaut, entdeckt über dem Wasser eine 40 Meter lange „Fischtreppe“. Stinte, Stichlinge, Meeresforellen und Lachse können damit den Höhenunterschied von tideabhängig mehr als zwei Metern überwinden und ihre Laichplätze an der Alster erreichen. Anders als Kanäle sind Fleete (niederdeutsch für „Fließe“) tideabhängig. Herrscht Ebbe, fallen sie, wie das Nikolaifleet, teilweise trocken.
Fackelwanderung am Meer
Selten erlebt man den Ostseestrand so weit und leer wie zur kalten Jahreszeit. Einfach mal den Kopf frei bekommen, tief durchatmen und dabei aufs Meer schauen – das bietet ein entspannter Strandspaziergang im Winter. Die Lübecker Bucht ist für Hamburger dabei die erste Adresse, weil sie auf der A 1 relativ schnell zu erreichen ist. Passend zur dunklen Jahreszeit laden einige Kommunen zu Fackelwanderungen am Meer ein. Termine sind unter anderem: 28. Dezember und 1. Januar in Pelzerhaken, 7. Januar in Sierksdorf, 27. Dezember in Rettin. Bei den rund einstündigen Abendspaziergängen erzählt ein ortsansässiger Guide Wissenswertes, Humorvolles und Persönliches aus der Region und von der Ostseeküste.
Geraubte Kunst im Museum
Das Jahr 1897 markiert das Ende eines der mächtigsten westafrikanischen Königreiche – Benin im heutigen Nigeria. Eine der Folgen war die weltweite Verstreuung von Tausenden Kunstwerken aus Bronze, Elfenbein und Holz, die aus dem königlichen Palast geraubt wurden. Bevor die Kunstwerke, Beutegut aus der Kolonialzeit, endlich zurückgegeben werden, zeigt das Hamburger Weltkulturmuseum MARKK die Ausstellung „Benin. Geraubte Geschichte“. Damit nimmt das Museum Abschied von seinen Kunstbeständen aus dem ehemaligen Königreich Benin. Im kommenden Jahr werden sie rechtlich in den Besitz Nigerias übergehen. Gezeigt werden rund 179 kulturelle und repräsentative Objekte, darunter Reliefs, Figuren, Masken und Schmuck.
www.markk-hamburg.de. Montags und an folgenden Feiertagen ist das Museum geschlossen: 24. Dezember, 25. Dezember, 31. Dezember 2021,1. Januar 2022.
Freie Betten im Harz
Wer trotz der Corona-Pandemie kurzentschlossen in Niedersachsen urlauben möchte, findet in einigen Tourismusregionen meist noch freie Unterkünfte. Allerdings gibt es regional deutliche Unterschiede. Während im Harz Hoteliers und Gastronomen wegen der unsicheren Corona-Lage ausbleibende Buchungen melden, wird es an der Küste und auf den Ostfriesischen Inseln dagegen in den kommenden Wochen wohl voll werden. So aber stellt sich die Lage im Harz dar: Dort spüren Hoteliers und Gastronomen die Unsicherheit unter den Gästen angesichts der unklaren Corona-Entwicklung. Für Kurzentschlossene gebe es noch Buchungsmöglichkeiten in den kommenden Wochen, heißt es bei den Touristikern. Allerdings sei die Lage auch innerhalb des Harzes regional unterschiedlich. So sei etwa Braunlage über die Festtage und den Jahreswechsel gut gebucht.
www.harzinfo.de mit Tipps für Übernachtungen, Aktivitäten und Schneehöhen.
Betagte Bäume im Hirschpark
Das Laub ist weg, still und stumm stehen die Bäume im Hirschpark. Die 25 Hektar große Anlage in Nienstedten führt hinein in eine winterliche Naturidylle, mit der sich der Schöpfer dieses Anwesens und seine Nachfahren einen Traum verwirklichten: Der Hamburger Reeder Cesar IV. Godeffroy (1742–1818) erwarb das Grundstück. Zunächst erfolgte die Umgestaltung des früheren Landgutes zu einem Garten im englischen Stil, dann kamen die Erben auf die Idee, ein Wildgehege anzulegen. So entstand der Name „Hirschpark“. Spaziergänger können das „Hirschgatter“ bestaunen, die laublose doppelte Lindenallee erleben – und vom nächsten Frühling träumen. Ein Baum sollte auf jeden Fall betrachtet werden: der einzigartige Bergahorn. Er wurde im Jahr 1750 geplant – damals regierte in Preußen noch Friedrich der Große. Der Bergahorn sollte alle Krisen überstehen – Krankheiten, Stürme, zwei Weltkriege. Und Pandemien. Seit vergangenem Jahr gehört das stolze Exemplare zum „Nationalerbe Bäume“. Bislang tragen überhaupt nur fünf Bäume in Deutschland diesen Titel, darunter die Dicke Linde in Heede (Emsland). Sie bringt es auf einen Stammumfang von immerhin 17 Metern.
Mehr über den Bergahorn und seinen Standort im Hirschpark: www.nationalerbe-baeume.de
Auf nach Amerika!
Es gibt in dieser Pandemie zahlreiche Menschen, die wollen einfach nur weg – auswandern. Während heute Paraguay ein solches Ziel ist, waren es im 19. und 20. Jahrhundert Nord- und Südamerika. Einen tiefen Einblick in diese kollektive Abreise in die Neue Welt gibt das Auswanderermuseum Ballinstadt, das auch über die Weihnachtsfeiertage geöffnet ist. Weil um die Jahrhundertwende immer mehr Menschen nach Hamburg strömten, um von hier aus über den Atlantik auszureisen, ließ der Reeder Albert Ballin (1857–1918) zwischen 1901 und 1907 auf der Veddel eine Kleinstadt für Auswanderer bauen. Sie umfasste Übernachtungsplätze, eine Krankenstation und sogar eine Kirche und eine Synagoge. Die rund 30 Auswandererhallen boten 5000 Menschen so lange Platz, bis ein Schiff sie über den Atlantik bringen konnte. Im Jahr 1913 wurde die Höchstzahl von 170.000 Ausreisewilligen in Hamburg gezählt.
Sie können das Museum (Veddeler Bogen 2) von Mittwoch bis Sonntag besuchen. Es ist auch am 27. und 28. Dezember geöffnet. Tickets online unter www.ballinstadt.de/online-tickets-kaufen