Hamburg. Der Hamburger Spitzenkoch verantwortet nun das Catering des Rennstalls in der Formel 1. Wann Süllberg schließt.
Wer dachte, dass Karlheinz Hauser nach dem Abschied von „seinem“ Süllberg zum Jahresende einen Gang runterschaltet oder gar mal einen Boxenstopp einlegt, um nach fast 40 Jahren in der Spitzengastronomie Kraft zu tanken, der kennt den 54-Jährigen schlecht. Stillstand ist dessen Sache nicht. Und deshalb verwundert es kaum, dass der „Macher aus Leidenschaft“ jetzt erst recht auf der Überholspur unterwegs sein wird: Ab 2022 verantwortet er mit einem Team aus 18 Mitarbeitern, einige davon Vertraute aus den rund zwei Jahrzehnten hier in Hamburg, das gesamte Formel-1-Catering für den legendären britischen Rennstall McLaren.
„Ich freue mich riesig“, sagt der Spitzenkoch, der sich selbst als „autoverrückt“ bezeichnet. „Das ist natürlich absolute Königsklasse.“ Und eine große logistische Herausforderung. Am 7. Januar verlässt der erste Container mit Waren den Hamburger Hafen Richtung Bahrain, am 20. Januar werden erste Produkte nach Melbourne verschifft, wo im April der Große Preis von Australien ausgefahren wird.
Parallel zu dieser neuen Aufgabe wird Hauser, der vor seiner Zeit in Blankenese unter anderem als Küchendirektor im Hotel Adlon wirkte, beim Münchner Feinkostunternehmer Gerd Käfer arbeitete und Anfang der 90er-Jahre als Sous-Chef von „Jahrhundertkoch“ Eckart Witzigmann in dessen Restaurant Aubergine kochte, weiterhin unter anderem Porsche beraten. „Mit Porsche arbeite ich schon seit acht Jahren eng zusammen, habe zum Beispiel das Catering für die Automesse in Los Angeles verantwortet.“ Auch die beiden gemeinsam mit Mercedes-Benz betriebenen Filialen von Poké You in Frankfurt und Rastatt, in denen Hauser, wie zeitweise auch in der Innenstadt am Ballindamm, gesunde, reisbasierte Gerichte servieren lässt, laufen weiter.
Karlheinz Hauser trauert dem Süllberg hinterher
Bleibt bei so vielen Plänen überhaupt noch Zeit für Wehmut? „Schon“, sagt der Spitzenkoch, dessen Gourmetrestaurant Seven Seas mit gleich zwei der begehrten Michelinsterne dekoriert war. „Der Süllberg war 20 Jahre lang mein Zuhause. Das wird schon komisch, wenn ich hier am 10. Januar die Türen abschließe.“ Bis einschließlich 19. Dezember ist das Deck 7 noch geöffnet, danach wird aufgeräumt. „Richtig weh tut mir, dass ich mich wegen der Pandemie nicht mit einer großen Party von meinen Stammgästen verabschieden kann. Ich habe den Hamburgern wunderbare Jahre zu verdanken.“ Statt eines Fests werde es jetzt wohl nur eine Dankesmail geben. Keine leichten Zeiten, insbesondere nicht in der von den Lockdowns gebeutelten Gastronomie. „Die Unsicherheit, die Aussicht darauf, dass man jetzt fürs kommende Jahr schon wieder nichts wirklich planen kann, die wird mir sicherlich nicht fehlen.“
Privat bleibt der gebürtige Baden-Württemberger der Hansestadt treu. Mit Ehefrau Margarete, mit der er drei Kinder hat, wird er weiterhin in Blankenese wohnen bleiben. Allein, damit die jüngste Tochter Emma weiterhin dort das Gymnasium besuchen kann. Und er selbst wird auch weiterhin regelmäßig als Juror in der beliebten ZDF-Sendung „Küchenschlacht“ zu sehen sein, die in Hamburg aufgezeichnet wird.
Seinen potenziellen Nachfolgern auf dem Süllberg, die das Ensemble aus gleichnamigem Fünfsternehotel mit zwei Restaurants, Ballsaal und Biergarten/Almhütte künftig betreiben, wünscht er „großen Erfolg“. Er selbst sei mehrfach gefragt worden, ob er nicht doch weitermachen wolle. „Aber die Zeit ist reif für etwas Neues.“ Für das nächste Ziel. Die Verhandlungen mit einem zweiten Formel-1-Rennstall sollen übrigens schon laufen ...