Hamburg. Weniger Biontech-Lieferungen, weil Moderna-Vorräte zu verfallen drohen. Senatorin Leonhard vertritt klare Meinung zum Kurs.
Die Hamburger Ärzteschaft, die Kassenärztliche Vereinigung und der Senat sind empört – und greifen den amtierenden Bundesgesundheitsminister scharf an. An Jens Spahn (CDU) drohe die erst am Freitag verkündete Hamburger Impfkampagne gegen das Coronavirus mit geplanten 160.000 Impfungen in der Woche zu scheitern.
Hintergrund: In einem Brief des Ministeriums an die Bundesländer, der dem Hamburger Abendblatt vorliegt, kündigt Spahns Behörde an, dass die niedergelassenen Impf-Ärzte und Hausärzte pro Woche nur fünf Fläschchen mit Biontech erhalten sollen. Das wären bei vorgeschriebener Dosierung 30 Spritzen. Es solle stattdessen „vermehrt“ Moderna zum Einsatz kommen, denn eine gewaltige Menge Moderna drohe „Mitte des ersten Quartals 2022“ zu verfallen.
Corona Hamburg: Ärzte sprechen Warnungen aus
Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, Walter Plassmann, sagt dazu: „Die Booster-Impfkampagne nimmt Fahrt auf, diese Entscheidung wird sie sofort wieder abwürgen.“ Die Wochen im Voraus geplanten Impftermine seien auf einen bestimmten Impfstoff gebucht. Ein Wechsel könne zu Misstrauen führen. Bleibe es bei der „Hauruckaktion von Spahn“ würden die Impfzahlen „spürbar zurückgehen“. „In welcher Welt muss man leben, um jetzt eine solche Entscheidung zu treffen?“, kritisiert Plassmann. Zwar gebe es keinen nennenswerten qualitativen Unterschied zwischen den beiden mRNA-Wirkstoffen, aber die Menschen seien auf Biontech eingestellt.
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Der Vorstand des Hausärzteverbands um Jana Husemann wurde noch deutlicher: „Alle Abläufe der ohnehin schon überlasteten Praxisteams werden gestört, die Termine der einbestellten und über Biontech-Vakzine aufgeklärten Patienten müssen verschoben werden, eigens eingerichtete Sonderimpftage abgesagt werden.“ Werde Spahns Ankündigung umgesetzt, würden viele Praxen aus dem Impfen aussteigen. Husemann: „Wir stecken mitten in einer Pandemie, dieses unnötige Chaos muss aufhören!“
Leonhard: „Kurswechsel können wir nicht gebrauchen“
Auch Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard (SPD) sieht die Spahn-Pläne kritisch. „Was auch immer der Bundesgesundheitsminister mit diesen kurzfristigen Ankündigungen beabsichtigt – es ist nicht hilfreich. Nicht nachvollziehbare, kurzfristige politische Kurswechsel können wir nicht gebrauchen.“