Hamburg. Als Teil einer Bande hat Aysun Ö. mehrere Seniorinnen betrogen. Richter spricht von “besonders mieser und fieser“ Masche.
Durch ihre Anrufe sollten die Senioren in Sicherheit gewogen werden. Frei nach dem Motto: Wir kümmern uns, Sie sind in Sicherheit. Sie sollten Ihr Erspartes allein uns anvertrauen. Die Polizei, Ihr wahrer Freund und Helfer. Doch tatsächlich waren die Frauen und Männer, die sich gezielt an betagte Leute wandten, Mitglieder einer Bande — und ausschließlich auf schnellen Profit aus. Ihre Masche: der „Falsche-Polizisten-Trick“. Mit diesem erbeuteten sie sechsstellige Beträge.
Am Freitag nun wurde Aysun Ö. als Mitglied dieser Bande vom Landgericht verurteilt. Die 43-Jährige, die sich gegenüber ihren Opfern als Polizistin und „Frau Sommer“ ausgab, erhielt wegen gewerbsmäßigen und bandenmäßigen Betruges sowie Amtsanmaßung in zwei Fällen eine Freiheitsstrafe von drei Jahren.
Prozess: Richter spricht von „fieser Masche“
„Das ist schon eine besonders miese und fiese Masche“, sagte der Vorsitzende Richter in der Urteilsbegründung. Die Täter hätten gezielt die Einsamkeit der Opfer und deren Vertrauen in staatliche Organe ausnutzt, indem man telefonisch suggerierte, dass das Vermögen der Senioren in Gefahr ist.
Die Angeklagte hatte im Prozess im Wesentlichen eingeräumt, daran mitgewirkt zu haben, dass zwei Rentnerinnen um ihre Ersparnisse von insgesamt rund 158.000 Euro betrogen wurden. Laut Ermittlungen lief die miese Täuschung so ab: Mittäter von Aysun Ö. gaben sich am Telefon als Polizeibeamte aus und behaupteten gegenüber den verunsicherten Rentnern, deren Ersparnisse seien in Gefahr. Denn eine Einbrecherbande sei in der Gegend unterwegs und habe es auf das Geld der Anwohner abgesehen.
Täterin wurde bei Zollkontrolle festgenommen
Zugleich eröffneten die Täter in ihrer Rolle als Pseudo-Polizeibeamte die Möglichkeit, dass die Opfer ihre Ersparnisse retten könnten. Gleich werde eine Kollegin, Kommissarin „Sommer“, vorbeikommen und das Geld in Empfang nehmen. Nun schlüpfte Aysun Ö. in die Rolle des Freund und Helfers, klingelte bei den Senioren und ließ sich deren Ersparnisse übergeben. Beim Versuch, Geld in die Türkei zu transportieren, wurde Ö. anlässlich einer Zollkontrolle am Flughafen festgenommen.
Eine der betrogenen Frauen hatte als Zeugin geschildert, dass sie wegen ihrer Gutgläubigkeit und der Tatsache, dass sie sich hat betrogen lassen, bis heute Scham empfinde. Sie habe den Verlust ihres Geldes noch nicht einmal ihrem Sohn beichten können. Als die angebliche Polizei in der Tür stand, habe sie sogar noch 100 Euro, die eigentlich für ihren Enkel gedacht war, an die Frau übergeben, die sich später als Betrügerin entpuppte.
Angeklagte: „Heute schäme ich mich sehr dafür"
Aysun Ö. hatte im Rahmen ihres Geständnisses angegeben, sie sei von Angehörigen ihres damaligen Partners dazu gedrängt worden, beim Betrug an den betagten Menschen mitzuhelfen. Eigentlich habe sie nicht mitmachen wollen, habe sich dann aber dem Druck der Anderen gebeugt.
„Zu spät“ habe sie realisiert, an was für einer „üblen Sache“ sie sich da beteiligte. „Heute schäme ich mich sehr dafür, dass ich mich über das Geld gefreut habe.“ Sie habe sich eingeredet, dass die Opfer „reiche Leute sind, denen das nichts ausmacht.“