Hamburg. „Wir laufen gerade sehenden Auges in eine Katastrophe“, sagt der Initiator des Aufrufs. Zur Not müsse der Druck erhöht werden.

In einem gemeinsamen Appell fordern Hunderte Hamburger Ärztinnen und Ärzte die Menschen, die noch nicht gegen Corona geimpft sind, auf, dies dringend nachzuholen. Die Initiative zu „Lassen Sie sich impfen!“ geht von Prof. Dr. Stephan Willems aus: „Wir drohen gerade sehenden Auges in eine Katastrophe zu laufen, die eigentlich hätte verhindert werden können“, sagt der Chefarzt der Kardiologie in der As­klepios Klinik St. Georg.

Stephan Willems, Chefarzt der Kardiologie in der Asklepios Klinik St. Georg und Initiator des Aufrufs
Stephan Willems, Chefarzt der Kardiologie in der Asklepios Klinik St. Georg und Initiator des Aufrufs "Lassen Sie sich impfen!" © Michael Rauhe / Funke Foto Services | Unbekannt

In Deutschland gebe es die Luxussituation, dass genügend Impfstoff zur Verfügung stehe, der teilweise sogar hier entwickelt worden sei. „Dass dieses Angebot von so vielen Menschen nicht genutzt wird, ist für mich als Mediziner in keiner Weise nachvollziehbar.“ Willems spricht sich für einen Dreiklang beim Thema Impfen aus: „Wir müssen die Leute wachrütteln, sie aufklären, ihnen überall niedrigschwellige Angebote machen. Und wenn all das nichts hilft, den Druck erhöhen.“

"Lassen Sie sich impfen!" Die Liste der Mediziner

Hunderte weitere Ärzte aus der Hansestadt haben sich in den folgenden Tagen dem Aufruf der Mediziner angeschlossen. Eine zweite und dritte Übersicht finden Sie hier:

Schließlich seien die Folgen der schlechten Impfquote enorm. „Ich befürchte, dass wieder viele kranke und auch schwer kranke Menschen aus Angst vor den hohen Infektionszahlen nicht zum Arzt oder ins Krankenhaus gehen“, sagt Willems. Bereits im vergangenen Jahr hätten unzählige Frauen und Männer mit Herzerkrankungen oder Schlaganfällen zu spät Hilfe gesucht. „Die Folgen für die Betroffenen sind enorm.“

Zudem erwarte er Einschränkungen des allgemeinen Krankenhausbetriebes, da immer mehr Corona-Patienten in den Krankenhäusern versorgt werden. „Wir können nicht ausschließen, dass wir früher oder später an Grenzen stoßen“

Mediziner Heinrich: Auf Intensivstationen sterben Ungeimpfte

Allen Menschen, die noch immer Angst vor der Impfung haben, versichert er: „Kein Impfstoff ist so gut untersucht wie dieser.“ Sein Kollege Dirk Heinrich ergänzt: „Die Gefahr, sich ungeimpft mit Covid-19 zu infizieren, liegt um das 20-Fache höher als bei gut Geimpften“, sagt der Mediziner, der das Impfzentrum in den Messehallen geleitet hat. „Es sind die Ungeimpften, die jetzt auf der Intensivstation liegen und an Corona sterben.“ Seine Warnung: „Wer nicht geimpft ist, wird sich in den nächsten Monaten mit Corona infizieren.“

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Hamburger haben viele Möglichkeiten, sich den Piks geben zu lassen. „Es gibt dezentrale Impfmöglichkeiten in der Stadt“, sagt etwa Dr. Felix Thuneke, Internist aus Eppendorf. Man müsse nicht auf einen Termin beim Hausarzt warten. Prof. Dr. Marylyn Addo, Leiterin der Infektiologie des UKE, bittet eindringlich: „Jede Impfung zählt – auch jetzt! Jeder kann mit der Impfung zur Verringerung des Infektionsgeschehens beitragen. Nutzen Sie die Angebote.“