Hamburg. Niedersachsen rät jetzt vom Verzehr ab. Verbraucherschutzbehörde von Anna Gallina antwortet auf eine Anfrage ausweichend.

Der Angelsport ist für Hamburg von großer Bedeutung. Mit etwa 120.000 Anglern und Angeltouristen gelte die Hansestadt als „Angelhauptstadt Deutschlands“ und beherberge die „größte Street­fishing-Szene Europas“, stellte der Senat schon Anfang 2019 im Entwurf des neuen Fischerei- und Angelgesetzes fest. Als „Streetfishing“ wird das Angeln mit einfachem Gerät auch im städtischen Umfeld bezeichnet.

Nun aber stellt sich die Frage, ob der Verzehr der vielen hier gefangenen Fische gesundheitsschädlich sein könnte. Darauf hat jetzt der Linken-Umweltpolitiker Stephan Jersch hingewiesen – und eine Kleine Anfrage an den Senat gestellt. Hintergrund ist eine vom niedersächsischen Ernährungsministerium veröffentlichte Warnung vor dem Verzehr von Fischen aus niedersächsischen Flüssen. Das Nachbarland bezieht sich auf die nachgewiesene hohe Belastung der Flussfische mit perfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) und eine neuere EU-Einschätzung zu deren Gefährlichkeit.

Krebserregender Fisch? Hamburg warnt Angler noch nicht

PFAS entstehen in industriellen Prozessen, etwa bei der Herstellung von Halbleitern, einige der Substanzen zeigten sich laut Umweltbundesamt im Tierversuch als krebserregend. Zudem gelten sie als gefährlich für Schilddrüse, Leber, Fortpflanzung und Nerven. Schon der Verzehr von 300 Gramm Flussfisch pro Monat könne problematisch sein, so das Ministerium im Nachbarland.

Anders als Niedersachsen hat Hamburg seine 120.000 Angler bisher nicht vor dem Verzehr ihrer selbst gefangenen Fische gewarnt. Die Behörde für Justiz- und Verbraucherschutz der grünen Senatorin Anna Gallina erklärte sich in der Senatsantwort auf die Linken-Anfrage für unzuständig. Sie sei „für den Bereich von Lebensmitteln vor dem Inverkehrbringen zuständig“, so die Gallina-Behörde. „Für die Herstellung von Lebensmitteln im privaten Bereich für den Eigenbedarf besteht entsprechend keine Zuständigkeit.“

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Nebenbei räumte sie ein: Das „festgestellte Belastungsniveau“ Hamburger Flussfische sei „mit Niedersachsen vergleichbar“. Für Stephan Jersch ist das nicht akzeptabel. „Bei der Schadstoffbelastung der Fische muss Transparenz her“, fordert der Linken-Umweltpolitiker. „Angler müssen informiert sein, welche Gefahren die Fische für sie bedeuten können.“ Hinzu komme: Wenn man die Fische nicht verzehren könne, kollidiere das Angeln mit dem Tierschutzgesetz. Das verbietet es, Tiere „ohne vernünftigen Grund“ zu töten.