Hamburg . Die Personalnot geht auf die schlechte Bezahlung zurück, sagt die Gewerkschaft und fordert eine bessere Bezahlung.

Sie arbeiten dann, wenn andere frei haben, kommen mit ihrem Lohn aber kaum über die Runden: Köche, Servicekräfte und Hotelangestellte verdienen in Hamburg weit unterdurchschnittlich – und könnten aus Geldsorgen ihrer Branche immer häufiger den Rücken kehren.

Davor warnt jetzt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und verweist auf eine Analyse der Hans-Böckler-Stiftung, die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet hat. Demnach kommen Beschäftigte aus dem Gastgewerbe, die eine Vollzeitstelle haben, in Hamburg auf ein mittleres Monatseinkommen von aktuell nur 1992 Euro brutto. Zum Vergleich: Über alle Branchen hinweg liegt der Median bei Vollzeit in der Hansestadt bei 3863 Euro. Die NGG teilt diese Zahlen jetzt nicht ohne Grund: Bei den jetzt startenden Tarifverhandlungen will sie sich für eine bessere Bezahlung im Gastgewerbe einsetzen.

Hotel- und Gastro-Beschäftigte verdienen 48 Prozent weniger als der Schnitt

„Wenn Hotel- und Gastro-Beschäftigte 48 Prozent weniger verdienen als der Schnitt, dann darf sich keiner darüber wundern, dass sie sich in Zeiten der Corona-Krise einen neuen Job suchen“, sagt Christa Theinert, Gewerkschaftssekretärin der NGG-Region Hamburg-Elmshorn und Verhandlungsführerin für die Gewerkschaft. Viele von ihnen hätten monatelang mit Kurzarbeitergeld auskommen müssen, ein Teil der Beschäftigten sei noch immer darauf angewiesen. „Das sind harte Einbußen bei einem ohnehin niedrigen Einkommen“, so Christa Theinert.

Die Gewerkschaft räumt ein, dass Wirte und Hoteliers ebenfalls stark von den Folgen der Corona-Pandemie getroffen seien. Dennoch müsse nun alles dafür getan werden, Löhne und Arbeitsbedingungen attraktiver zu machen. „Gelinge das nicht, dürfte es in vielen Hotels, Gaststätten und Cafés schon bald nicht mehr genügend Personal geben“, warnt die Gewerkschafterin. Viele Probleme hätten lange vor der Pandemie existiert. „Von unbezahlten Überstunden und langen Arbeitszeiten bis hin zu einem rauen Umgangston hinter den Kulissen – viele Missstände sind auch hausgemacht“, so Theinert.

Appell an Dehoga: Branche neu aufstellen

An den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Hamburg appelliert die NGG, die Branche in den anstehenden Tarifverhandlungen neu aufzustellen. Es müsse dringend etwas getan werden, um den Beschäftigten eine Perspektive nach der entbehrungsreichen Zeit zu bieten.

Die Gewerkschaft fordert eine untere Lohngrenze von 13 Euro für die Branche und eine entsprechende Erhöhung der übrigen Löhne. Das Gastgewerbe dürfte keine Mindestlohn-Branche sein und Fachleute könnten mittelfristig nur gehalten werden, wenn sich die Unternehmen mit der Gewerkschaft zu einer besseren Bezahlung sowie attraktiveren Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen bekennen. Auch im Vergleich mit anderen westdeutschen Großstädten habe Hamburgs Gastgewerbe in Sachen Löhne etwas aufzuholen, so die NGG. Die Tarifverhandlungen für das Hamburger Gastgewerbe starten am morgigen Mittwoch.