Hamburg. Eine Bande von Trickbetrügern bringt zwei ältere Hamburgerinnen um ihre Vermögen. Eine der Täterinnen wird am Flughafen mit einem Teil der Beute gefasst. Sie gesteht, schiebt aber die Hauptschuld anderen zu.
Eine wegen zweifachen Trickbetrugs angeklagte Frau hat am Freitag in einem Prozess am Landgericht Hamburg ein Geständnis abgelegt.
"Ich gebe zu, an beiden Taten beteiligt gewesen zu sein", ließ die 44-Jährige über ihren Verteidiger erklären. Vorher habe sie schon Hilfe bei ähnlichen Betrügereien geleistet. Laut Anklage soll die in Deutschland geborene Türkin zusammen mit ihrer drei Jahre jüngeren Schwester zwei ältere Frauen in Hamburg um ihre Ersparnisse gebracht haben. Als falsche Polizistinnen erbeuteten sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft fast 160.000 Euro.
Zuvor hatten Mittäter aus der Türkei die Seniorinnen angerufen und sich ebenfalls als Polizeibeamte ausgegeben. Die Anrufer erklärten den Frauen, Straftäter wüssten, dass sie wohlhabend seien, und wollten bei ihnen einbrechen. Die Seniorinnen sollten ihr Geld und ihre Wertsachen sichern und von der Polizei verwahren lassen.
Daraufhin habe eine 78-Jährige im September 2018 an ihrer Haustür fast 60.000 Euro an die Angeklagte übergeben. Einen Monat später konnten die Beschuldigte und deren Schwester den Angaben zufolge sogar 100.000 Euro bei einer 68-Jährigen erbeuten.
Beim Versuch, knapp 83.000 Euro in die Türkei zu bringen, wurde die 44-Jährige am Hamburger Flughafen festgenommen. Sie saß anschließend fünf Monate in Untersuchungshaft. Ihre jüngere Schwester wurde rechtskräftig zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, wie ein Gerichtssprecher sagte. Für die 44-Jährige fiel das Urteil vom 25. September 2019 härter aus: Sie bekam dreieinhalb Jahre Haft. Ihre Revision hatte jedoch Erfolg, weil nach Feststellung des Bundesgerichtshofs eine Frist verletzt wurde.
Auf Nachfrage des Vorsitzenden Richters Gunnar Helmers berichtete die Angeklagte am Freitag von einer komplizierten Beziehung zum Vater ihres Kindes und zu dessen Familie. Ein Bruder ihres damaligen Lebensgefährten sei vor 25 Jahren in die Türkei abgeschoben worden, weil er "irgendwas Böses" gemacht hatte. Von Izmir aus hätten er und eine seiner Schwestern ältere Leute in Deutschland betrogen und damit sehr viel Geld erbeutet.
Als Hartz-IV-Empfängerin habe sie die hohen Beträge nicht einfach an ihre Komplizen überweisen können. Sie sei mehrfach in die Türkei geflogen, um das Bargeld zu übergeben.
Das Gericht hat drei weitere Verhandlungstermine bis zum 19. November angesetzt.
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