Hamburg/München. Lamborghini-Klaus und Co: Streamingdienst Amazon lässt den Kiez der 1970er und 1980er Jahre aufleben – für ein weltweites Publikum.

St. Pauli, die Reeperbahn und die Menschen, die dort leben – sie sind längst Mythos. Dieser Mythos wird nun ein weiteres Mal gefüttert: Amazon Studios startet jetzt mit den Dreharbeiten für die Serie "Luden". Im Mittelpunkt steht das Rotlichtmilieu auf der Hamburger Reeperbahn der 1970er und 1980er Jahre.

Amazon filmt St. Pauli: Lamborghini-Klaus und die Nutella-Bande

„Mit "Luden" lassen wir die Hamburger Reeperbahn der 70er und 80er Jahre mit all ihren schillernden Persönlichkeiten wieder aufleben“, sagte Philip Pratt, der bei Amazon Studios für deutsche Serien zuständig ist.

Gedreht wird zunächst nicht auf der Reeperbahn der Gegenwart. Da viele Schauplätze aus den 70er-Jahre inzwischen verschwunden sind, wird sie legendäre Hamburger Straße auf St. Pauli als Kulisse aufgebaut. Bis Ende Dezember sind aber weitere Drehtage in Hamburg geplant.

"Luden": Aufstieg und Fall eines Zuhälter-Kartells auf St. Pauli

Die Serie "Luden" erzählt vom Aufstieg und Fall eines Zuhälter-Kartells Anfang der 80er Jahre auf St. Pauli. Konkret handelt die Serie von Klaus Barkowsky, der sich von 1978 an zu "Lamborghini-Klaus" emporarbeitete und die sogenannte Nutella-Bande gründete. Diese lieferte sich mit der konkurrierenden GMBH einen Machtkampf um den Kiez.

Im Mittelpunkt der Serie stehen nach Angaben des Streaming-Dienstes die Schicksale junger Menschen, die – von der Gesellschaft nicht akzeptiert – vor allem eines wollen: Freiheit und Anerkennung. Doch in der neonfarbenen Nachtwelt der Reeperbahn entspinnt sich ein irrwitziger Machtkampf, der ihre Träume zu zerstören droht.

Aaron Hilmer ("Das schönste Mädchen der Welt") wird in der Rolle des Zuhälters Klaus Barkowsky zu sehen sein, Jeanette Hain ("Babylon Berlin") spielt die Prostituierte Jutta, die junge Ausreißerin Manu wird von Lena Urzendowsky ("Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", "How to Sell Drugs Online Fast") verkörpert. Noah Tinwa ("Wir sind jetzt") spielt Bernd, einen jungen Zuhälter auf der Suche nach seiner sexuellen Identität. Henning Flüsloh ("Blutige Anfänger") wird als Boxer Andy zu sehen sein und Nicki von Tempelhoff spielt Frida Schulz, den Kiezpaten.

Darum geht's in der sechsteiligen Amazon-Serie "Luden"

Hamburg Anfang der 80er: Mit der sexuellen Revolution, Drogen und der Disco-Welle mutiert die Reeperbahn zur Partymeile. In der spießigen Bonner Republik ist St. Pauli der Ort der Sehnsucht und Freiheit für Menschen aller Geschlechter, Hautfarben und Herkunft. In dieser Zeit beginnt der Aufstieg des Sunnyboys Klaus Barkowsky.

Von der taffen Prostituierten Jutta wird er zum Zuhälter gemacht und gründet mit einer Gruppe Halbstarker ein Zuhälter-Kartell. Es beginnt ein Machtkampf mit den etablierten Luden der GMBH, die mit ihrer Bande den Kiez kontrollieren und das ganz große Geld machen. Doch mit der Aids-Krise implodiert das Geschäft und mit der Koks-Welle folgen Wahnsinn und Gewalt.

Die Münchner Produktionsfirma Neuesuper, die schon mit den Dramaserien "Hindafing" und "Acht Tage" Erfolge feierte, wird "Luden" als sechsteilige High-End-Serie für ein internationales Publikum realisieren, heißt es in der Mitteilung von Amazon.

"Luden": Reeperbahn als Ort der Sehnsüchte und Abstürze

"Wir sind begeistert, mit unseren Partnern bei Neuesuper in 'Luden' die wildeste Zeit der Hamburger Reeperbahn wieder zum Leben zu erwecken", so Philip Pratt. "Die sündigste Meile Deutschlands war schon immer zugleich ein Ort für große Sehnsüchte wie schreckliche Abstürze für die unterschiedlichsten Menschen, aber wohl nie so aufregend und gefährlich wie vor 40 Jahren". Vor diesem Hintergrund versammele die Serie ein hochkarätiges, junges Ensemble, das die Geschichte vom schönen Klaus und seiner Bande packend und zeitgemäß erzähle.

Die Amazon Original Serie "Luden" wird 2022 exklusiv für Prime-Mitglieder weltweit verfügbar sein.

TV-Kultserie der 90er-Jahre: "Der König von St. Pauli"

Der Hamburger Kiez und seine Menschen standen schon einmal im Mittelpunkt einer erfolgreichen Serie. Regisseur Dieter Wedel drehte 1997 "Der König von St. Pauli". Das sechsteilige TV-Drama wurde zuerst auf Sat.1 gezeigt. Damals wurden die Herbertstraße und die Straße, in der das fiktive Striptease-Lokal "Blaue Banane" des Kiezkönigs Rudi Kranzow (Hilmar Thate) steht, in den Münchener Bavaria Studios nachgebaut. Vorbild für den Film war der Unternehmer und Erbauer des Eros-Centers in St. Pauli, Willi Bartels, der Wedel teilweise als Berater diente. Heute ist die TV-Kultserie auch über den Streamingdienst Amazon zu sehen.

Amazon dreht auch Serie über "Säurefassmörder"

Neben den Folgen über die Reeperbahn lässt Amazon nach eigenen Angaben auch noch eine True-Crime-Serie über einen Hamburger Serienmörder drehen, der die Hansestadt zwischen 1986 und 1992 terrorisierte.

Der sogenannte "Säurefassmörder" versteckte die Leichen seiner weiblichen Opfer in Säurefässern, die er in einem Garten vergrub. In diesem Jahr Jahr sollen sechs Episoden für eine Ausstrahlung im Frühjahr 2022 produziert werden.