Hamburg. Nur zwei Prozent der Hamburger spenden regelmäßig Blut. Warum auch die Spender profitieren und was es zu beachten gilt.
Ein heftiger Unfall, eine komplizierte Entbindung, eine schwere Erkrankung – und plötzlich kann nur noch eine Bluttransfusion das eigene Überleben sichern. Doch ist in Hamburg eigentlich ausreichend Spenderblut vorhanden? „Leider nicht“, sagt Dr. Melanie Braun.
„Von den rund 150.000 Blutkonserven, die hier jedes Jahr benötigt werden, kommt von den Hamburgern selbst nur knapp die Hälfte zusammen. Der Rest muss aus anderen Bundesländern beschafft werden“, sagt die Ärztliche Leiterin des Zentralinstituts für Transfusionsmedizin, die auch den Blutspendedienst Hamburg leitet.
Nur zwei Prozent der Hamburger spenden regelmäßig Blut
In einer neuen Podcast-Folge beklagt die Medizinerin, dass tatsächlich nur zwei Prozent der Hamburger regelmäßig Blut spenden. „Wir sehen, dass die Bereitschaft in Flächenländern, zum Beispiel auch in Schleswig-Holstein, deutlich ausgeprägter ist als in Großstädten.“
Das sei insofern „paradox“, weil gerade in den Metropolen ja die großen Kliniken seien, in denen das Blut für diverse Therapien so dringend benötigt werde. „Aber in den Städten konkurriert die Blutspende wohl mit zu vielen anderen Aktivitäten. Leider ist es dann oft das Letzte, für das man sich bei all dem Stress noch Zeit nimmt“, sagt die engagierte Ärztin, die selbst mehrfach im Jahr Vollblut spendet.
Kostenlose Kontrolluntersuchung nebenbei
Dabei sei es in vielfacher Hinsicht gut, Blut zu spenden. „Man hilft damit nicht nur seinen Mitmenschen, es ist auch für den Spender selbst von Vorteil.“ So bekomme man „quasi kostenlos und nebenbei“ eine ärztliche Kontrolle. „Es ist natürlich keine Behandlung, aber Auffälligkeiten wie erhöhten Blutdruck würden wir schon feststellen.“
Studien hätten zudem belegt, dass regelmäßige Blutspender seltener einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden und Patienten mit Bluthochdruck damit sogar ihr eigenes Leiden lindern. „Blutspende reicht bei Hypertonie nicht als alleinige Therapie, aber diese Blutverdünnung hilft zweifelsohne.“
Wer darf spenden und wer nicht?
Jeder Gesunde, der zwischen 18 und 68 Jahren alt ist und mindestens 50 Kilogramm wiegt, darf laut gesetzlicher Richtlinien spenden: Männer maximal alle zwei Monate, Frauen maximal alle drei Monate. Nicht als Spender geeignet seien allein Patienten mit chronischen Erkrankungen und Menschen, die eine Krebserkrankung, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hinter sich hätten.
„Da geht es einfach um Schutz des Spenders. Wir wissen in diesen Fällen nicht exakt, wie der Kreislauf es verkraftet, wenn man dem Körper mal eben einen halben Liter Blut abzapft“, sagt die verheiratete Mutter von drei erwachsenen Kindern.
15 Minuten und 500 Milliliter Blut
Denn tatsächlich werde immer genau ein halber Liter Vollblut entnommen. „Das liegt daran, dass wir mit Beuteln arbeiten, in denen standardisiert eine auf genau diese Menge Blut abgemessene Lösung enthalten ist, die verhindert, dass das Blut gerinnt. Sonst wäre es unbrauchbar.“
Nur eine knappe Viertelstunde dauert die Blutspende. „Es geht ganz einfach: Online einen Termin in einer unserer vier Entnahmestellen machen, mit Personalausweis hingehen, einen Fragebogen ausfüllen und spenden“, sagt die Katholikin, die in ihrer Freizeit im Chor „Taktlos“ am Mariendom in St. Georg neue geistliche Lieder singt.
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Gibt es denn eine Blutgruppe, die besonders nachgefragt ist? „Die häufigsten Blutgruppen sind 0 positiv und A positiv – das heißt aber eben auch, dass die meisten Menschen, die Spenderblut brauchen, eine dieser Blutgruppen haben.“ Begehrt sei jedoch durchaus die Blutgruppe 0 negativ, weil sie fast universell eingesetzt werden könne. „Das ist natürlich ein Riesenvorteil, wenn es schnell gehen muss.“
Blutspenden in Hamburg: Burger und Pizza sind tabu
Vor der Blutspende solle man unbedingt ausreichend trinken. „Der Hintergrund ist, dass der Körper den Verlust von Flüssigkeit kompensieren muss.“ Auch dürfe der Spender vor dem Termin nicht zu fettig essen. „Bitte keine Schweinshaxe, keinen Burger und keinen Kartoffelsalat mit Mayo – das sehen wir sofort, weil das Plasma milchig und trüb wird und dann leider nicht verwendet werden kann.“
Apropos Plasma: Die Vollblutspende wird binnen 24 Stunden geschleudert, zentrifugiert und in drei Bestandteile zerlegt – in ein Konzentrat aus roten Blutkörperchen, in ein Konzentrat von Blutplättchen und eben in Plasma, das umgehend eingefroren wird und sich bis zu zwei Jahre hält.
Am besten angenommen würden die Anlaufstellen im Mercado und im Quarree. „Im Shoppingcenter ist die Hemmschwelle niedriger als in der Klinik.“