Hamburg. Der bekannte Hamburger Münzhändler steht wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vor Gericht – und beteuert seine Unschuld.

Den Anfang bildeten die deutschen 5-D-Mark-Gedenkmünzen. Mit seiner Sammlung schuf der Hamburger Münzhändler Achim Becker den Grundstock für sein Unternehmens Emporium. Ihm gelang der Aufstieg zum erfolgreichen Geschäftsmann und zu einem Experten seines Metiers.

Doch jetzt, nach Jahrzehnten im internationalen Münzhandel, könnte Beckers Karriere auf Talfahrt gehen, vielleicht sogar auf einen Abgrund zusteuern. Denn dem 73-Jährigen werden erhebliche Steuervergehen vorgeworfen. Ihm könnte sogar Gefängnis drohen.

Prozess Hamburg: Hinterzog Achim Becker Steuern in Millionenhöhe?

Im Prozess vor dem Hamburger Landgericht, in dem sich Becker gemeinsam mit dem früheren leitenden Mitarbeiter seiner Firma, Ulrich R. (47), sowie einem weiteren Angeklagten verantworten muss, geht es um eine mutmaßliche Steuerhinterziehung in Höhe von 21,54 Millionen Euro in der Zeit von März 2018 bis Juni 2020.

Den drei Männern wird vorgeworfen, als Mitglieder einer Bande gegenüber den Finanzbehörden zu Unrecht Vorsteuerabzüge in Millionenhöhe geltend gemacht zu haben. Dabei haben sie laut Anklage ein sogenanntes „Umsatzsteuer-Karussell“ mit Platinmünzen genutzt.

Wie das "Umsatzsteuer-Karussell" funktioniert haben soll

Das Umsatzsteuer-Karussell lief laut Anklage so: Die Platinmünzen wurden in die Slowakei veräußert. Anschließend wurden dieselben Münzen zurück nach Deutschland verkauft, wo sie über mehrere Zwischenhändler wieder bei Emporium ankamen und von neuem in die Slowakei geliefert wurden.

So habe sich der Umsatz mit Platinmünzen schlagartig erhöht, es wurden vom Finanzamt riesige Summen erstattet, heißt es in den Ermittlungen. Bei der Lieferkette sei von allen Beteiligten regelmäßig Umsatzsteuer geltend gemacht und vom Staat erstattet worden.

Allerdings: Innerhalb der Lieferkette war ein Schwarzes Schaf, in der Finanzwelt „Missing Trader“ genannt, das die Münzen ankaufte und weiterverkaufte, ohne Steuern an das Finanzamt abzuführen. Weil innerhalb der Europäischen Union ein anderes Steuersystem gilt und die Lieferung von Waren ins Nachbarland umsatzsteuerfrei ist, fiel der Betrug längere Zeit nicht auf.

Becker musste nur für einen Tag in Untersuchungshaft

Der Vorwurf an Emporium-Chef Achim Becker lautet, dass er die Machenschaften erkannt oder zumindest damit gerechnet habe, dass die Münzen an einer Stelle in der Lieferantenkette nicht besteuert worden sind. Er soll zudem angenommen haben, dass das Karussell so eingefädelt wurde, dass alle Beteiligten davon profitieren.

Bei einer Verurteilung könnte ihm eine mehrjährige Freiheitsstrafe drohen. Im Mai vergangenen Jahres hat der 73-Jährige einen Tag in Untersuchungshaft verbracht, wurde dann aber verschont.

Münzhändler Becker: "Ich war niemals Mitglied einer Bande"

Am Donnerstag nun sagte der Emporium-Chef im Prozess, er habe „weder absichtlich, noch mit Wissen und Wollen an einer Steuerhinterziehung“ teilgenommen, beteuerte Becker. Er habe eine solche „auch nicht billigend in Kauf genommen. Ich wusste nicht, dass Emporium von anderen Personen möglicherweise zur Steuerhinterziehung missbraucht wurde.“ Die Vorwürfe hätten ihn „zutiefst erschüttert. Ich war niemals Mitglied einer Bande“.

Er habe „weder die Absicht noch die Vorstellung gehabt, Steuern zu hinterziehen“. Die Firma Emporium sei sein Lebenswerk, so Becker in seiner Erklärung. „Es steht fest“, dass er von den Steuern, die laut Staatsanwaltschaft entzogen wurden, „keinen einzigen Cent erhalten habe“. Für eine Steuerhinterziehung hätte er „auch gar kein Motiv“.

Münzhändler und früherer Mitarbeiter belasten sich gegenseitig

So eine Tat würde zudem seiner inneren Haltung widersprechen. „Ich habe überhaupt kein Interesse daran, mein Lebenswerk zu gefährden.“

Zu der Aussage seines früheren Mitarbeiters Ulrich R., der ihn im Prozess schwer belastet hatte, sagte Becker, er habe R. früher vertraut. „Heute muss ich erkennen, dass er höchstwahrscheinlich Mitglied einer Bande und eine Art Spion und Störer in unserem Hause war. Er hat mir und meiner Firma schwersten Schaden zugefügt.“ Der Prozess wird fortgesetzt.