Winsen/Lüneburg/Stade. Michael Grosse-Brömer, der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, muss um sein Direktmandat fürchten.

SPD und Grüne sind die klaren Gewinner der Bundestagswahl in den drei Wahlkreisen im Hamburger Süden. Bislang alle fest in Hand der CDU, zeichnete sich gestern am Wahlabend für die bisherige Mehrheitspartei ein regelrechtes Debakel ab. Im Wahlkreis Harburg tritt immerhin der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Michael Grosse-Brömer, als Direktkandidat an und er holte den Wahlkreis bei den vergangenen drei Bundestagswahlen auch immer souverän.

Doch diesmal könnte es anders sein. Seine Konkurrentin von der SPD, Svenja Stadler, lag mit 30,4 Prozent zuletzt um einen guten Prozentpunkt vor Grosse-Brömer mit 29,3 Prozent. Klar war gestern im Laufe des Abends bereits, dass dessen Parteikollege Eckhard Pols aus Lüneburg mit 24,9 Prozent sein Direktmandat verloren hat. Es geht an Jakob Blankenburg von der SPD mit aktuell 28,4 Prozent. Sogar die Kandidatin der Grünen, Julia Verlinden, hatte mit ihren 24,7 Prozent noch Chancen, Pols zu überholen. Lediglich der CDU-Kandidat im Wahlkreis Stade, Oliver Grundmann, scheint sein Direktmandat mit 34,9 Prozent verteidigen zu können, wenn auch unter großen Verlusten von beinahe zehn Prozent.

Bundestagswahl: Grünen-Erfolg im Landkreis Harburg

Die Grünen legten in den Wahlkreisen zwischen Lüchow-Dannenberg und Rotenburg/Wümme am deutlichsten zu. Julia Verlinden in Lüneburg holte sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen über zehn Prozent mehr als 2017, was mehr als eine Verdoppelung des Stimmanteils ist.

Ähnlich sieht es im Landkreis Harburg aus, wo die Grünen ebenfalls bei den Erst- und Zweitstimmen ihr Ergebnis von der vergangenen Bundestagswahl um mehr als sechs Prozent übertroffen haben. Die Wahlbeteiligung in allen Wahlkreisen südlich der Elbe war sehr hoch. Im Landkreis Harburg lag sie sogar bei rund 80 Prozent.

„Das Kopf-an-Kopf-Rennen war absehbar“

Für Grosse-Brömer, der seit 2012 auch Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag ist, ist diese Wahl die wohl spannendste in seiner bisherigen politischen Laufbahn. Das Ergebnis lässt ihn tief durchatmen. Nach ersten Hochrechnungen liegt die CDU bei 24,7, die SPD bei 24,9, die Grünen erreichen 14,6, die FDP 11,7 Prozent.

„Das Kopf-an-Kopf-Rennen war absehbar“, sagt er. „Wir hatten die schwierige Aufgabe bei einer scheidenden Kanzlerin die Wähler von einem neuen Kandidaten zu überzeugen. Das ist erfahrungsgemäß schwierig.“ Das Ergebnis seiner Partei bezeichnet Grosse-Brömer als „sehr schlecht“. „Ich bin sehr enttäuscht“, sagt er.

Bundestagswahl "weiterhin ein spannendes Rennen“

Nun müsse man jedoch erstmal abwarten. „Es sind verschiedene Koalitionen möglich. Und ich hoffe, dass die Union am Ende stärkste Kraft wird und die Regierung bilden kann. Wir müssen, trotz des schlechten Ergebnisses, das beste daraus machen.“ Rechnerisch sei eine Dreier-Koalition von CDU, FDP und Grünen möglich.

„Eine Konstellation, mit der man ideologische Grenzen überwinden kann. Das hätte ich schon vor vier Jahren gern gemacht“, so Grosse-Brömer. Über sein eigenes Kopf-an-Kopf-Rennen mit der SPD-Direktkandidatin Svenja Stadler sagt der Unionspolitiker: „Es wird weiterhin ein spannendes Rennen.“