Hamburg. Das UKE legt neue Studie vor. Demnach hat auch der besonders riskante tägliche Drogenkonsum zugenommen. Die Ergebnisse.

Das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) hat den Cannabiskonsum in den Ländern der EU sowie Großbritanniens, Norwegens und der Türkei untersucht und festgestellt, dass die Zahl der Konsumenten im Schnitt um gut ein Viertel gestiegen ist. Dabei habe auch der besonders riskante tägliche oder fast tägliche Konsum zugenommen, teilten das UKE und der Leiter der Studie, Dr. Jakob Manthey, mit. 

"Wir konnten zeigen, dass im vergangenen Jahrzehnt in Europa mehr Menschen Cannabis konsumiert haben", sagte Studienleiter Manthey vom UKE-Zentrum für interdisziplinäre Suchtforschung. Die Studie hat die öffentlich zugänglichen Daten der entsprechenden Länder zwischen 2010 und 2019 ausgewertet. Sie ist im Fachmagazin "The Lancet Regional Health – Europe" erschienen.

Cannabiskonsum: Hamburg deutlich über dem Bundesschnitt

In einer Befragung von Hamburgern im Jahr 2015 gaben 11,4 Prozent der Befragten im Alter von 18 bis 64 Jahren an, im abgelaufenen Jahr Cannabis konsumiert zu haben. Damit liegt Hamburg deutlich über dem bundesweiten und europäischen Durchschnitt von etwa sechs Prozent. Innerhalb Deutschlands haben nur in Berlin mit 17,1 Prozent mehr Personen Cannabis konsumiert.
 

Durch Cannabiskonsum auftretende Gesundheitsprobleme lassen sich in den allermeisten Fällen ambulant behandeln. Im Jahr 2019 waren deswegen 2275 Personen mit ambulanten Suchthilfe-Einrichtungen im Kontakt, ein geringer Anstieg seit dem Jahr 2010 (2008). Cannabis (17 Prozent) ist nach Alkohol (30 Prozent) und Opioiden (z.B. Heroin) mit 25 Prozent der dritthäufigste Grund für das Aufsuchen ambulanter Suchthilfe-Einrichtungen.

Mehr stationäre Behandlungen, höherer THC-Gehalt

Die Zahl der stationären Behandlungen ist sowohl deutschlandweit als auch in Hamburg gestiegen: Während im Jahr 2010 noch 225 Behandlungen gemeldet wurden, lag die Zahl im Jahr 2017 fast doppelt so hoch (413). Zuletzt ging sie leicht zurück auf 308 Fälle im Jahr 2019.

Dabei stieg auch der THC-Gehalt des konsumierten Stoffes deutlich an. Er ist in erster Linie für die berauschende Wirkung verantwortlich. Für das Cannabisharz (Haschisch) hat er sich verdreifacht, in den Blüten war 2019 etwa doppelt soviel THC wie 2010. Das könnte, so Manthey, auf eine Zunahme der Gesundheitsgefahren hinauslaufen.

Cannabis – in Europa liegen die Portugiesen weit vorn

Im europäischen Durchschnitt wuchs die Zahl der Cannabiskonsumenten zwischen 15 und 64 Jahren von 3,1 auf 3,9 Prozent der Gesamtbevölkerung und damit um 27 Prozent. Der stärkste Anstieg wurde für die 35- bis 64-jährigen ermittelt. Der Anteil derjenigen, die sich als tägliche oder fast tägliche Konsumenten bezeichnen, lag in jedem zweiten europäischen Land bei mehr als 20 Prozent, in Portugal sogar bei 70 Prozent.

Zu den Auswirkungen der in einigen Ländern mittlerweile erlaubten medizinischen Verwendung von Cannabis lässt die Studie laut Manthey keine Rückschlüsse zu.