Barmbek-Süd. Für 1,4 Millionen Euro entsteht in Barmbek-Süd der „Barmbeker Strand“ – mit einer einzigartigen Wasseraufbereitungsanlage.

Vorfreude soll ja die schönste Freude sein. Trotzdem ist es gut, dass bis zur Eröffnung des neuen Planschbeckens und der neuen Spielgeräte am Biedermannplatz viele kalte Monate liegen. So wird die Geduld der Kinder in Barmbek-Süd nicht zu sehr auf die Probe gestellt. Ab dem Frühjahr aber dürften sie kribbelig werden: Dann nämlich werden die Arbeiten zur Spielplatzumgestaltung beginnen und das neue Planschbecken angelegt.

2019 musste die beliebte Badestelle aus hygienischen Gründen endgültig geschlossen werden: Immer wieder hatten sich hier schädliche Bakterien ausgebreitet. Nur noch ein von sogenannten Paten, meist Eltern, betriebener Schlauch sorgte dann an warmen Sommertagen für Abkühlung. Zwar hatte der Bezirk Hamburg-Nord schnell seine Absicht angekündigt, ein neues Planschbecken zu bauen – und gleichzeitig den Spielplatz umzubauen und barrierefrei zu gestalten.

„Barmbeker Strand“ zunächst zu teuer

Im Februar letzten Jahres musste Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz aber zunächst verkünden, dass für den zu Herbst 2020 geplanten Umbau das Geld fehlte. Zwei Monate später startete dann die Bürgerbeteiligung für den „Barmbeker Strand“ – wie Spielplatz und Planschbecken in Anlehnung an die historische Gestaltung des Biedermannplatzes genannt werden.

Entstanden war die 2,6 Hektar große Parkanlage, die damals Schleidenpark hieß, 1903 im Zuge der Planungen für das umliegende neue Wohnquartier. Mit großer Spielwiese und einem Teich mit Sandstrand (der 1930 von Gartendirektor Otto Linne durch ein Planschbecken ersetzt wurde) entsprach sie den reformpädagogischen Grundsätzen und war Vorreiter für eine nutzerorientiertere Park- und Spielplatzplanung, wie sie zehn Jahre später vor allem im Hamburger Stadtpark zum Ausdruck kam.

Pilotprojekt Planschbecken für "Barmbeker Strand"

Der jetzt geplante neue Spielplatz mit seinem modernen Planschbecken wird wieder ein Pilotprojekt. „Die biologisch-technische Aufbereitung des Wassers dürfte einzigartig in Deutschland sein“, sagt Mathias Buller, der die Abteilung Stadtgrün im Bezirksamt leitet. „Sie findet komplett unterirdisch statt und dienst nicht nur dazu, das Wasser sauber zu halten, sondern auch Wasserverschwendung zu vermeiden.“

Und so funktioniert das System: Zunächst einmal wird das Planschbecken von 460 auf 150 Quadratmeter verkleinert und – da die Form des historischen Beckens beibehalten werden soll – ringsherum mit Sand umgeben. Das neue Becken kann auf einem Drittel der Fläche immer noch die Hälfte der bisherigen Wassermenge aufnehmen – und biete so die für die biologisch-technische Wasseraufbereitungsanlage erforderliche Wassermenge und Durchströmung, so Buller.

Reinigungsanlage: Unsichtbar und unteridisch

Der Wasserkreislauf ist rund um die Uhr in Betrieb, die Reinigung findet (kühl und geschützt vor zusätzlichem Schmutzeintrag) in unterirdischen Kammern mit Sandfiltern statt. Zu den Betriebszeiten wird dann das oberirdische Planschbecken in den Kreislauf einbezogen, das Wasser wird aber auch zu dieser Zeit regelhaft durch die Filter geleitet. Das ist der biologische Teil der Wasseraufbereitung, der laut Buller nach Tagen mit „normaler bis höherer Belastung“ für eine gute Wasserqualität (die den Anforderungen von Schwimm- und Badeteichen entspricht) ausreicht.

Sollten die Messgeräte, die den Prozess überwachen, nicht damit einverstanden sein, wird das Wasser durch weitere Kammern geleitet, wo es durch Elektrolyse oder, das wird noch geprüft, UV-Licht keimfrei gemacht wird. Auch in diesem Fall wird es anschließend wieder in einen ebenfalls unterirdischen Tank für gereinigtes Wasser gepumpt und von da aus morgens ins Becken geleitet.

Biedermannplatz: Auch für „Windelunfälle“ gibt es einen Plan

Und was passiert nach einem „Windelunfall“? „Dann kann das ganze Wasser über eine Notabschaltung von den Nutzern oder Paten abgelassen werden und wird direkt ins Schmutzwassersiel geleitet“, so Buller. Gleichzeitig werden automatisch Mitarbeiter des Bezirksamts benachrichtigt, die die Aufbereitungsanlage per Fernsteuerung bedienen könnten. Diese beheben dann die Störung und nehmen das Becken wieder in Betrieb.

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Für die Planung und den Bau von Becken und Wasseraufbereitung hatte das Bezirksamt Anfang 2020 einen Planungsauftrag vergeben. Nachdem das Fachamt Verbraucherschutz, Gewerbe und Umwelt im Mai 2020 die Betriebserlaubnis erteilt hatte, startete im Frühjahr 2021 das öffentliche Beteiligungsverfahren.

1,4 Millionen Euro-Projekt: Im Sommer 2022 bespielbar

Daraus werden viele Wünsche übernommen – und unter anderem weniger Geräte aufgestellt, um eine „Überfrachtung“ des Spielbereichs zu vermeiden, dafür aber mehr Bänke. Künftig wird der Spielplatz deutlich stärker auf Inklusion ausgerichtet. Ergänzend zu den jetzigen Spielgeräten, von denen einige umgesetzt werden, sollen ein großes Kletternetz, Wippen, Schaukeln, ein Karussell, ein Trampolin und Strandbuden aus Holz aufgestellt werden – alles so gestaltet, dass auch mobilitätseingeschränkte Kinder nahezu überall selbstständig teilhaben können.

Die bauliche Umsetzung des 1,4 Millionen Euro teuren „Barmbeker Strand“ ist ab dem Frühjahr 2022 geplant. Die Kinder aus der Nachbarschaft müssen aber mindestens bis Ende des Sommers warten, bevor sie ihn in Beschlag nehmen können. Dann wird der Biedermannplatz auch offiziell Schleidenpark heißen.