Hamburg. Zur „Rettungskette für Menschenrechte – #HandinHand“ werden am 18. September alleine in Hamburg Tausende Teilnehmer erwartet.
„Wir sehen immer noch die schrecklichen Bilder vor uns, wie sich die Menschen in Kabul aus Angst vor den Taliban an Flugzeuge hängen oder wie afghanische Mütter verzweifelt versuchen, ihre schreienden Kinder zu beruhigen“, sagt Andrea Gräber vom Kirchengemeinderat Tonndorf. Sie ist Mitglied in der Versammlungsleitung der Solidaritätsaktion „Rettungskette für Menschenrechte – #HandinHand“.
Mehr als 4000 Menschen verteilen sich am 18. September ab 11 Uhr an verschiedenen Sammelpunkten in Hamburg, um von dort aus eine etwa 14 Kilometer lange Menschenkette zu bilden. Startpunkt ist der Hamburger Hauptbahnhof, am Bahnhof in Harburg soll die Kette enden.
Doch die Aktion geht weit über die Stadtgrenzen der Hansestadt hinaus: „Die symbolische Rettungskette mit ihren vielen einzelnen Menschenketten führt von Hamburg bis an die österreichische Grenze. Von dort geht sie durch Österreich und Italien bis ans Mittelmeer. In Städten, die abseits dieser Route liegen, wird es symbolische Rettungsringe geben“, beschreibt Gräber.
Forderung nach gesamteuropäischem Seenotrettungsprogramm
Mehr als 280 Nichtregierungsorganisationen, Kirchenverbände sowie weitere Gruppen aus allen drei beteiligten Ländern haben sich zu einem breiten Bündnis zusammengeschlossen, um durch die geplante Aktion auf – aus ihrer Sicht – Missstände in der Asyl- und Migrationspolitik der Europäischen Union und der Bundesregierung hinzuweisen.
Die Ereignisse in Afghanistan vor einigen Wochen hätten diese Missstände nun wieder deutlich gemacht, so Gräber. Doch bereits davor seien Menschen auf der Flucht im Stich gelassen worden, so seien allein 2021 bisher mehr als 850 Menschen auf dem Weg nach Europa im Mittelmeer ertrunken. Die Rettungsaktionen auf See durch Nichtregierungsorganisationen würden kriminalisiert – es brauche also ein gesamteuropäisches Seenotrettungsprogramm.
Menschenkette musste mehrfach verschoben werden
Cornelia Kerth, Bundesvorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, betont die Probleme in der afrikanischen Sahara: „Afrika war immer ein gemeinsamer Wirtschaftsraum mit offenen Grenzen für die hier lebenden Menschen. Durch die Grenzkontrollen einiger europäischer Länder sowie angelernter afrikanischer Militärs in der Sahara wird ihnen diese Möglichkeit genommen. Es gibt auch hier viele Tote, laut einiger Reportagen sogar mehr als im Mittelmeer.“
Durch die Corona-Pandemie musste das Projekt, dessen Idee bereits 2019 entstand, mehrfach verschoben werden. Nun sei aber die Zeit gekommen, so das Bündnis: Die Aktion wird nicht nur ohne Verstöße gegen Corona-Regelungen durch jeweils zwei Meter lange Seile zwischen den einzelnen Teilnehmern durchgeführt werden können, sondern sie findet pünktlich vor der Bundestagswahl statt, um die Gesellschaft sowie die Politik auf die eigenen Forderungen und Inhalte aufmerksam zu machen.