Hamburg. Überraschende Antworten aus der Eventbranche: Hans-Christoph Klaiber erzählt, wie es seinem Unternehmen in der Corona-Krise geht.
Wie übersteht ein Unternehmer, der normalerweise 3500 Veranstaltungen im Jahr organisiert, die Corona-Krise, in der genau diese Veranstaltungen verboten sind? Das ist die entscheidende Frage, über die Hans-Christoph Klaiber, Chef von Nordevent, in dieser Folge von „Entscheider treffen Haider“ spricht. Und die Antworten sind, um es vorsichtig zu sagen, überraschend …
Das sagt Hans-Christoph Klaiber über …
... die wirtschaftliche Lage von Nordevent:
„Nordevent geht es gut, die Stimmung im Unternehmen war über die ganze Zeit der Pandemie überraschend gut, und wir sind sehr ordentlich durch die Krise gekommen. Natürlich ist das Geschäft bei uns im März des vergangenen Jahres wie bei vielen anderen komplett zusammengebrochen, von heute auf morgen war der Umsatz auf null. Das hat sich komisch angefühlt. Wir haben die Zeit genutzt, das Unternehmen zu modernisieren und all die Dinge zu tun, die wir im laufenden Betrieb nie hätten machen können. Wir haben nebenbei auch immer Handelsgesellschaften gehabt, und die haben sich, ganz anders als die Eventbranche, hervorragend entwickelt – unter anderem, weil wir mit medizinischen Schutzausrüstungen handeln und Corona-Tests durchgeführt haben. Mit den dadurch erzielten Umsätzen konnten wir das Unternehmen gut stützen. Und durch die Menge an alternativen Geschäftsfeldern konnten wir viele Mitarbeiter von Nordevent schnell wieder in Arbeit bringen. Wir mussten niemanden entlassen.“
… seine Gefühle am Beginn der Pandemie:
„Ich habe am Anfang wirklich Angst gehabt. Es hat sich unwirklich angefühlt, dass ich dem Unternehmen nicht mehr helfen konnte, sondern der Situation komplett ausgeliefert war. Und ich konnte den vielen Mitarbeitern, die wissen wollten, wie es weitergeht und wie lange die Pandemie dauert, keine Antwort geben. Das war nicht schön. Aber der Zustand hat zum Glück nicht lange gedauert, wir in der Geschäftsführung haben uns schnell gesagt: Wenn Plan A nicht funktioniert, also die Events, müssen wir halt Plan B machen – und das waren unsere Handelsaktivitäten und Internetshops. Übrigens: Alle Menschen, die ich kenne und die gut durch die Krise gekommen sind, sind fröhliche Menschen. Das hilft gegen die Angst am besten.“
… die Zukunft von Veranstaltungen:
„Veranstaltungen werden sich verändern. Die Teilnehmerzahlen werden sinken, es wird Tests und Einlasskontrollen geben. Wir schauen uns gerade alle unsere Flächen an, die meisten haben zum Glück Außenbereiche und viel Platz, sind gut zu lüften. Ich glaube, dass es Vorgaben vom Gesetzgeber für Veranstaltungen geben wird, und dann wird man sehen, an welchen Orten man diese profitabel durchführen kann und an welchen nicht. Wann und ob wir wieder, wie vor der Pandemie, 3500 Veranstaltungen pro Jahr durchführen werden, kann ich jetzt nicht sagen.“
… Geld und die Freude an der Arbeit:
„Ich habe keine reichen Eltern, ich bin Arbeiterkind und stolz darauf. Meine Eltern haben mich immer unterstützt, aber eben nicht finanziell. Ich habe Zeit meines Lebens eigentlich nie für Geld gearbeitet, aber immer gut verdient. Für mich war das Geld nie eine Triebfeder, für mich ist es wichtig, dass ich eine Arbeit machen darf, die mir Freude macht. Ich arbeite gern und viel, fange morgens zwischen 4 und 6 Uhr an und gehe abends zwischen 22 und 23 Uhr ins Bett. Und alles, was ich in dieser Zeit mache, hat direkt oder indirekt mit meinen Betrieben zu tun. Das größte Glück für mich ist, mit Menschen arbeiten zu dürfen, die genauso viel Spaß daran haben wie ich. Bei mir gibt es eigentlich keine Trennung zwischen Freizeit und Beruf, ich brauche auch nicht besonders viel Urlaub.“
… überflüssige Büros:
„Ich habe seit 15 Jahren kein festes Büro mehr. Ich arbeite viel von zu Hause oder vom Hotel aus, mir reichen ein Handy und ein Laptop, das Homeoffice, über das jetzt alle sprechen, ist für mich gelebter Alltag. Und ich finde es ganz wunderbar, dass meine Kolleginnen und Kollegen, die bisher gern einen festen Arbeitsplatz haben wollten, jetzt genauso arbeiten wie ich und Gefallen daran finden. Man merkt schon, dass das Homeoffice mit den Leuten etwas macht. Mich freut das sehr. Ich brauche übrigens auch keinen Dienstwagen, ich bin Fußgänger und Bahnfahrer, und das aus voller Überzeugung. Autofahren ist für mich eine tote Zeit.“
… das Pendeln zwischen Lübeck und Hamburg:
„Meine Familie lebt in Lübeck, wenn ich in Hamburg bin, übernachte ich im Hotel. Ich hatte zwischendurch mal eine Wohnung hier, aber das war mir abends zu einsam. Wenn ich nach Lübeck zurückfahre, ist das immer, als ginge es ins Ferienhaus, ein schönes Gefühl.“