Hamburg. Das Kunstspiel zum Mitmachen – jeden Montag im Abendblatt. Heute: „Bianca Capello“ von Anselm Feuerbach.

Mit einer anmutigen Körperhaltung hat der deutsche Maler Anselm Feuerbach (1829–1880) sein Modell gemalt. Die ernst blickende Frau trägt ein schwarzes Kleid in der Hand hält sie einen Fächer, der mit seiner Farbe und der kunstvollen Gestaltung die Blicke auf sich zieht. „Ricordati“ steht auf dem Fächer, was erinnern bedeutet. Man nimmt an, dass Feuerbach hier die Erinnerung an eine Tote bewahren wollte.

Das Bild ist von tragischer Sehnsucht geprägt. Die Architektur im Hintergrund könnte Fresken der Villa Medici in Poggio a Caiano zeigen. Das würde Sinn ergeben, denn die Frau soll Bianca Cappello zeigen, eine Mätresse, die die zweite Frau von Francesco I. de’ Medici war und später zusammen mit ihm von seinem Bruder Fernando vergiftet wurde.

Tatsächlich zeigt das Bild Anna Risi, die Feuerbach Nanna nannte. Sie war seine Geliebte und sein Modell. Häufig hat er sie dafür in historische Rollen schlüpfen lassen. Der Maler war der Sohn eines Altertumsforschers und bewunderte die antike Kunst und Kultur. Die Hochrenaissance hatte es ihm be-sonders angetan. Eines der bekanntesten Bilder zeigt Nanna als „Iphigenie“.

Feuerbach gilt als einer der wichtigsten deutschen Maler des 19. Jahrhunderts

Feuerbach, der in Speyer geboren wurde, lebte später lange in Rom und
Venedig, wo er auch starb. Zusammen mit seinem Kollegen Arnold Böcklin zählt man ihn zu den Deutsch-Römern. Er gilt als einer der wichtigsten deutschen Maler des 19. Jahrhunderts. Zu Beginn seiner Karriere hatte er als Dekorationsmaler in Antwerpen gearbeitet.

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Anselm Feuerbach (1829–1880) malte sein Bild „Bianca Capello“ von 1864–1868 in Öl auf Leinwand.
Anselm Feuerbach (1829–1880) malte sein Bild „Bianca Capello“ von 1864–1868 in Öl auf Leinwand. © © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford | © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

Das Verhältnis zwischen Nanna und Feuerbach blieb übrigens nicht so harmonisch. Sie, die für den deutschen Maler Ehemann und Kind verlassen hatte, brannte irgendwann mit einem reichen Briten durch und zog in den Süden. Er sah sie aber noch einmal wieder. Als er sie in Rom traf, war sie zur Bettlerin geworden. Als er sie erblickte, erhob er abwehrend die Hand und sagte: „Sie haben sich an meinem Genius versündigt.“ Dabei war er zu dem Zeitpunkt, nachdem er eine Syphilis-Erkrankung überstanden hatte, selbst schon längst wieder mit einer anderen jungen Frau zusammen.

Kurz vor dem Ende seines Lebens stellte er ernüchtert fest: „Was mich betrifft, so bin ich weise geworden und sehe vieles ein. Illusionen habe ich keine mehr; überzeugen kann ich die Welt nicht in diesem kurzen Leben, nicht weniger mich ihr unterordnen.“