Hamburg . Der Hallux valgus, der sogenannte Ballenzeh, gehört zu den häufigsten Fehlstellungen. Ein Fußchirurg erklärt, was hilft.

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Plötzlich laufen die Lippen des kleinen Bruders, gerade zweieinhalb Jahre jung, blau an. Er bekommt offensichtlich keine Luft mehr. „Ich habe in der Sekunde gar nicht nachgedacht, sondern meinem kleinen Bruder reflexartig so lange auf den Rücken geklopft, bis der verschluckte Legostein wie ein Geschoss aus seinem Mund herausflog“, sagt Mohanad Hmeidi.

Zwölf Jahre war er alt, als er seinem Bruder, mit dem er kurz allein zu Hause war, das Leben rettete. „Danach waren alle wahnsinnig stolz auf mich. Und ich wollte dieses Gefühl, jemandem helfen zu können, immer wieder erleben“, sagt der gebürtige Jordanier. Deshalb sei er Arzt geworden. Genauer: Fußchirurg.

Sind High Heels die Quelle allen Übels?

In einer neuen Folge der „Digitalen Sprechstunde“ spricht der Mediziner aus dem Ambulanten Gesundheitszentrum Heidberg, das zu Asklepios gehört, über die häufigsten Fehlstellungen am Fuß. „Nummer eins ist der Hallux valgus, der sogenannte Ballenzeh. Dabei zeigt der große Zeh verstärkt in Richtung der benachbarten Zehen und der Ballen wölbt sich immer mehr vor“, erklärt der Experte, der jede Woche 65 bis 100 Patienten mit den unterschiedlichsten Fußleiden sieht.

Vor allem Frauen erführen durch den Hallux valgus einen „schmerzhaften Schuhkonflikt“, passen nur noch in breite Schuhe. Sind also High Heels die Quelle allen Übels? „Nein, das wäre zu einfach“, sagt der Arzt, der auch Sprechstunden auf Englisch und Arabisch anbietet. „Auch Männer leiden ja an dieser Fehlstellung. Wir wissen, dass Vererbung zu 60 bis 70 Prozent eine große Rolle spielt.“

Doch was hilft? „Wir sehen dieses Krankheitsbild schon vermehrt in den Industrienationen. Also dort, wo Menschen von Kindheit an teils enge Schuhe tragen. Das hat also auch Auswirkungen.“ Deshalb sei es ratsam, immer mal wieder barfuß zu laufen und auch den Kleinen beispielsweise in der Kita statt Hausschuhen lieber dicke Anti-Rutsch-Socken anzuziehen.

Es gibt 200 Arten, den Hallux valgus zu operieren

Sei die Fehlstellung erst einmal ausgeprägt, könnten orthopädische Einlagen helfen. „Aber zurückbilden wird sich der Hallux valgus nicht.“ Sollten also weder Einlagen noch Fußmuskeltraining oder auch eine spezielle Schiene, die nachts getragen wird, keine Linderung bringen, sei ein Eingriff die letzte Option. Stimmt es, dass es 200 verschiedene Arten gibt, den Hallux valgus zu operieren? „Ja“, sagt der Fußballfan („FC Bayern München, wenn man das in Hamburg sagen darf“) und lacht.

„Alle Wege führen nach Rom. Aber jeder Operateur beherrscht davon wahrscheinlich nur so fünf bis sieben Techniken.“ Welche angewandt werde, liege an der Schwere der Fehlstellung. Zwischen 35 und 75 Minuten dauere der Eingriff. „Entscheidend ist die Nachsorge, denn natürlich darf man den betroffenen Fuß erst mal auch nur mit einem Spezialschuh belasten“, erklärt der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Auch Knick-, Senk-, und Plattfüße sieht der Chirurg in seiner Sprechstunde häufig. „Das sind drei Fehlstellungen, die meist zusammenhängen“, sagt er. Hier würde man zunächst auch immer auf „konservative Methoden“ setzen, also auf Einlagen, Physiotherapie oder Kräftigungsübungen. „Wenn das nicht hilft, ist ein Eingriff eine Option.“

Gerade Sportler leiden unter eingewachsenen Zehennägeln

Eingewachsene Zehennägel, über die manchmal gespottet werde, seien ein verbreitetes Leiden, gerade unter jungen sportlichen Menschen. Das liege am langen Tragen enger Schuhe und einer Verformung des Nagels. „So ein eingewachsener Zehennagel tut oft richtig weh und muss im Falle einer Infektion mit einem Antibiotikum und lokalen antiseptischen Maßnahmen behandelt werden.“ Denn durch die Taschenbildung im Nagelwall würden immer wieder Keime und Bakterien eindringen. „Wenn das immer wieder vorkommt, hilft eine Verschmälerung des Nagels im betroffenen Bereich.“