Hamburg. Zweitgrößter Schwimmbadbetreiber Europas reagiert auf besseres Wetter – und prüft die 2G-Option. Werden die Eintrittspreise erhöht?
Der versöhnliche Sommerabschluss verlängert die Badesaison: Das Kaifu-Freibad und der Stadtparksee bleiben bis auf Weiteres geöffnet. „Wir schauen derzeit von Tag zu Tag“, sagt Bäderland-Sprecher Michael Dietel. „Solange wir über 20 Grad Celsius Lufttemperatur liegen, bleiben die beiden Bäder offen.“ Andere Freibäder wie Wilhelmshöhe hatten die Saison im kalten August schon vorzeitig beendet.
Hamburgs Schwimmbäder leiden unter Corona
Die Pandemie hat die Schwimmbäder schwer getroffen: Im vergangenen Jahr kamen 60 Prozent weniger Gäste in die derzeit 19 Frei- und Hallenbäder von Bäderland, im laufenden Jahr dürften es kaum mehr werden. Wenn überhaupt: Im Sommer mussten die Freibäder wegen der durchwachsenen Witterung im Vergleich zum Vorjahr einen nochmaligen Rückgang um 20 Prozent hinnehmen.
Allerdings schlägt die Öffnung der Freibäder kaum auf die Bilanz des Unternehmens durch: So besuchen rund 165.000 Gäste Hamburger Freibäder – vor Corona aber zählte Bäderland insgesamt 4,4 Millionen Besucher jährlich.
„2021 wird kein gutes Jahr“, sagt auch Dietel. „Die Corona-Regeln bremsen die Hallenbäder aus. Je nach Haus können wir wegen der Hygieneregeln oft nur die Hälfte der früher erlaubten Badegäste einlassen.“
Bäderland berät noch über 2G-Option
Wie Bäderland mit dem in Hamburg gültigen Optionsmodell umgehen wird, hat das Unternehmen noch nicht abschließend entschieden. Derzeit gelten weiter die Bedingungen von 3G – also dürfen Geimpfte, Genesene und Getestete mit den bekannten Corona-Einschränkungen ins Bad.
Sollten die Ungeimpften ausgeschlossen werden, also 2G gelten, könnten die Bäder ihre Kapazitäten wieder voll nutzen, würden aber manche Gäste nicht mehr erreichen. „Wir wollen per se keinen ausschließen – unsere Schwimmbäder sind Teil der Daseinsvorsorge. Unser Angebot bietet vielen die wichtige Möglichkeit, sich zu bewegen oder zu erholen“, sagt Dietel.
Eine Entscheidung für 2G brächte mit sich, dass beispielsweise Angebote für Schwangere oder auch Präventionskurse für chronisch Kranke entfallen müssten. „Wirtschaftlicher wäre, 2G anzuwenden und unlimitiert Leute hineinzulassen“, sagt der Sprecher des zweitgrößten Schwimmbadbetreibers Europas. Dann könnte Bäderland auch zu den alten Eintrittspreisen zurückkehren. Derzeit sind diese aufgrund der begrenzten Badezeiten zum Teil deutlich reduziert.
Kaum Infektionsgeschehen in Schwimmbädern
Aufgrund von Corona wuchs das Defizit von Bäderland von rund 20 Millionen Euro in den Jahren zuvor auf 28 Millionen Verlust im Jahr 2020. Dabei scheint die Corona-Gefahr in den Bädern überschaubar. „Wir haben kein nachgewiesenes Infektionsgeschehen in Schwimmbädern“, sagt Dietel. Bundesweit sei kein Fall bekannt, bei dem sich jemand im Schwimmbad angesteckt habe.
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„Es gab zwar mehrere Verdachtsfälle, die wir nachverfolgt haben, aber keine Infektionen.“ Für ihn wenig verwunderlich: „Das Chlor im Wasser tötet Viren in Sekundenbruchteilen.“ Zudem verfügten Hallenbäder aus bauphysikalischen Gründen über starke Lüftungsanlagen, damit Feuchtigkeit und Wärme nach außen abgeleitet werden. „Alle drei Minuten wird die Luft einmal umgewälzt.“
Bäderland hat Öffnungszeiten verändert
Seit dem vergangenen Wochenende hat Bäderland seine Saunen unter Corona-Bedingungen wieder geöffnet. „Das Angebot wird gut angenommen“, sagt Dietel. Pro Sauna sind derzeit zehn Gäste zugelassen.
Zudem hat das stadteigene Unternehmen die Öffnungszeiten verändert – in vielen Bädern sind die Schwimmzeiten vor 9 Uhr am Morgen nun wieder exklusiv den Mitgliedern des Schwimmclubs vorbehalten. Dieses besondere Angebot für Stammkunden, die im Abonnement eine feste Monatsgebühr zahlen, war seit November wegen Corona ausgesetzt.