Hamburg. Das 2G-Optionsmodell für Geimpfte und Genesene startet am Wochenende. Hamburgs Bürgermeister Tschentscher verteidigt das Modell gegen Kritik. Von einer Impfpflicht durch die Hintertür will der SPD-Politiker nichts wissen.

Kurz vor Beginn des 2G-Optionsmodells in Hamburg hat Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) Kritik wegen einer angeblichen Impfpflicht durch die Hintertür zurückgewiesen. Wenn es eine Impfpflicht gäbe, "dann gäbe es kein Pardon, da wird gesagt, alle müssen sich impfen. Das ist etwas ganz anderes als das, was wir derzeit haben", sagte Tschentscher am Freitag. Hamburg schaffe mit dem 2G-Optionsmodell nur eine zusätzliche Möglichkeit zum 3G-Modell. Von Samstag an ist in der Hansestadt ein gesellschaftliches Leben fast ohne Corona-Auflagen möglich - sofern nur Geimpfte und Genesene (2G) teilnehmen.

"Jetzt gibt es diese Option und wir werden sehen, ob sie genutzt wird und in welchem Umfang", sagte Tschentscher. Aber er sei sich sehr sicher, "dass die 2G-Option etwas Zusätzliches ermöglicht und zudem sicherer ist als die 3G-Option". Denn wenn sich ausschließlich Geimpfte und Genesene auf einer Veranstaltung, in einem Club, in einem Restaurant oder in einem Hotel treffen, besteht nach Ansicht des Senats ein so geringes Infektionsrisiko, dass Lockerungen möglich sind. Anders ist das beim von der Ministerpräsidentenkonferenz beschlossenen und seit dem 23. August gültigen 3G-Modell: Da dieses auch Getestete - also in der Regel Ungeimpfte - umfasst, gelten teils strenge Corona-Einschränkungen.

"Für diejenigen, für die die Pandemie selbst keine Rolle mehr spielt und die aber auch keinen wesentlichen Beitrag zur Pandemie leisten, ist es auch rechtlich nicht mehr geboten, sie mit derselben Beschränkung zu belegen wie alle anderen", sagte Tschentscher - und fügte an: "Das werden wir in ganz Deutschland erleben." Deswegen das zusätzliche 2G-Optionsmodell. Erneut appellierte Tschentscher an die Menschen, sich doch noch impfen zu lassen, und betonte: "Wir sind in einer Welle der Ungeimpften und wir sind angewiesen auf die Einsicht der bisher noch Ungeimpften, sich für die Impfung zu entscheiden."

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) klagte dagegen, dass in der Gastronomie und Hotellerie durch 2G jenen Beschäftigten, die sich nicht impfen lassen wollten oder könnten, der Jobverlust drohe. "Wir kennen die Branche. Die neuen Regeln sind attraktiv für Gastronomiebetreiber", sagte NGG-Chef Guido Zeitler der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Zögen Mitarbeiter da nicht mit, seien sie schnell gekündigt. Er gehe davon aus, dass die 2G-Regel zeitnah auch Arbeitsgerichte beschäftigen werde.

Der Präsident des Bundesverbandes der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, Jens Michow, forderte unterdessen für seine Branche bundesweit einheitliche Regeln. "Wir hoffen, dass das Hamburger 2G-Modell eine Blaupause für alle anderen Bundesländer ist", sagte Michow der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Solange es Kapazitätsbeschränkungen und Abstandsregeln gebe, machten Veranstaltungen wirtschaftlich keinen Sinn.

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