Hamburg. Die Davidwache ist Deutschlands bekanntestes Polizeirevier. Neuer Leiter hat Fingerspitzengefühl - und einen klangvollen Namen.
Es kommt ein neuer „Sheriff“ auf den Kiez. Polizeioberrat Sebastian Born übernimmt die Davidwache. Der bisherige Leiter der „berühmtesten Wache der Welt“, Ansgar Hagen, wechselt ins Polizeipräsidium und wird dort „vierter Mann“ an der Spitze der Schutzpolizei.
Der Wechsel ist etwa Mitte September geplant. Born ist bislang „zweiter Mann“ im Polizeikommissariat 14, das „gleich um die Ecke“ an der Caffamacherreihe in der Innenstadt liegt.
Born? Zumindest bei etwas älteren Polizeiinsidern dürfte es da klingeln. Einen Born gab es schon einmal in führender Position bei der Hamburger Polizei. Von 2005 bis zu seiner Pensionierung 2014 war er Hamburgs oberster Einsatzleiter der Polizei.
Polizei Hamburg: Sebastian Born macht schnell Karriere
Wie der Vater, so der Sohn. Irgendwie ja, irgendwie nein. „Die Berufswahl habe ich selbst getroffen. Ich war bei meiner Bewerbung bei der Hamburger Polizei schon Zuhause ausgezogen“, sagt Sebastian Born. „Ich hatte verschiedene Bewerbungen verschickt und mich dann für die Polizei entschieden.“ Aber auch das sagt Born: „Man hat natürlich als junger Mensch Vorbilder. Wenn es gut läuft, sind es die Eltern.“
Jetzt ist es Sebastian Born, der seinen Weg bei der Polizei macht. 2002 begann er, mit dem Wirtschaftsabitur ausgestattet, seine Karriere bei der Hamburger Polizei im gehobenen Dienst. „Ich habe es keinen Tag bereut“, so der heute 40-Jährige. Polizei ist sein Ding. Auch wegen des Gerechtigkeitssinns, den man ihm nachsagt und der ihn bis in die Freizeit verfolgt - er ist Fußballschiedsrichter.
G20 war die aufregendste Erfahrung für den Polizisten
Bei der Polizei hat der zweifache Familienvater bereits einige aufregende Positionen durch wie Peterwagenfahrer in Billstedt oder Bereitschaftspolizist. Die aufregendste Erfahrung? „G20“ sagt Born. Damals war er gerade als Student in der Ausbildung zum höheren Dienst und schrieb an seiner Bachelorarbeit. Während des G20-Einsatzes war er in der Befehlsstelle für den Einsatzabschnitt „Raumschutz“ und „Streckenschutz“ eingesetzt. „Das war schon spannend, sehr komplex und eine Möglichkeit wichtige Erfahrungen zu sammeln“, sagt Born.
Am Polizeikommissariat 14 ist er seit August 2019. Auch das ist schon besonders. Das PK14 ist Leit-PK für den Innenstadtbereich, zu dem auch die Davidwache, das Polizeikommissariat 16 und die Wache St. Georg gehören. Dort spielt die Musik.
Viel Kriminalität auf dem Hamburger Kiez
Nirgends gibt es in Hamburg so viele Veranstaltungen, Demonstrationen, Großlagen, aber auch Kriminalität. Man hat es in einer der Spitzenfunktionen im Leit-PK, das den höchsten Personalbestand aller Hamburger Polizeiwachen hat, mit einem „bunten Völkchen“ zu tun, das von den Abgeordneten der Bürgerschaft, über das launig-linke Schanzenpublikum bis zur Drogenszene und all ihren Problemen reicht.
Jetzt Chef der Davidwache zu werden, ist ein großer Schritt in ein kleines Reviergebiet. Denn das PK 15, so der offizielle Name, betreut eine Fläche von nicht einmal einem Quadratkilometer. Tatsächlich ist es aber die prestigeträchtigste Wache in Hamburg. Und das nicht nur, weil sie der 2007 verstorbene Regisseur Jürgen Roland mit seinem Kinofilm von 1964 weltberühmt machte. 12.503 Straftaten wurden im vergangenen Jahr auf St. Pauli angezeigt.
Wenigster Straftaten durch Corona
Die Masse im Bereich PK 15. Das ist, nach St. Georg, die zweithöchste Quote der Stadt. Imposanter wird es, wenn man es auf die Fläche rechnet. Jede 17. Straftat in Hamburg passiert auf einem 755stel Fläche des Stadtgebiets. Und das in einem Corona-Jahr, das zu einem massiven Rückgang der Besucherzahlen auf dem Kiez führte und kaum Platz für Remmidemmi ließ.
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In normalen Jahren liegen die Zahlen deutlich höher. Dann werden um die 18.000 Straftaten auf St. Pauli verübt. Dazu kommen die immer noch problematischen Häuser an der Hafenstraße, von denen sich Teile der Bewohner wie eine Schutzmacht für Drogendealer aufführen.
Davidwache: Sebastian Born freut sich auf den Posten
Für einen Polizisten ist es schon deshalb eine Herausforderung, diese Wache zu führen. Insider sagen, dass man viel Fingerspitzengefühl, aber auch den Willen zum konsequenten Handeln braucht, um dort Chef zu sein.
Sebastian Born freut sich darauf, dort Revierführer zu werden: „Ich habe mich, als man mich für diesen Posten vorschlug, sehr darüber gefreut, dass man mir diese Aufgabe zutraut“, sagt er.