Hamburg. Der Hamburger Verein Viva con Aqua unterstützt weltweit Entwicklungsprojekte. Zehn Tipps zum Thema Nachhaltigkeit.
Dass wir beim Duschen, Hände waschen oder Klospülen viel sorgsamer mit Wasser umgehen müssen, ist immer mehr Menschen bewusst. Doch verbrauchen auch die Hamburger tagtäglich anderweitig erheblich mehr Wasser, als sie denken. „Das meiste Wasser, das wir verbrauchen, stammt gar nicht aus Deutschland, sondern wird importiert“, weiß Kathrin Schröder vom Verein Viva con Agua de St. Pauli.
Gemeint ist das „virtuelle Wasser“, das in jedem Produkt, in Kleidung oder in Lebensmitteln steckt. Dieses verbrauchen wir indirekt in mehr als 200 Ländern. „Oft in Regionen, in denen Wasser längst zum sehr kostbaren Gut geworden ist, oder Gewässer verschmutzt werden“, sagt die Expertin.
Die soziale Organisation Viva con Agua, die sich hauptsächlich durch Spenden finanziert, unterstützt ehrenamtlich weltweit Wasserprojekte – getragen von der Vision, „dass alle Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser, Hygieneeinrichtungen und sanitärer Grundversorgung bekommen.“ Der Verein Viva con Agua de St. Pauli wurde 2006 gegründet. Devise: Wasser für alle – alle für Wasser.“
Auf Bitte des Abendblatts haben Kathrin Schröder und Mitstreiterinnen der Initiative für diese Serie zehn Punkte zusammengestellt, die jeder beherzigen kann. Auf jeden Fall stimmen sie nachdenklich.
- 1. Öfter in einen Apfel statt in Süßes beißen: Für eine Tafel Schokolade werden 1700 Liter Wasser verbraucht, das sind elf Badewannen. Der Kakaobaum ist eine Regenwaldpflanze, die es feucht und schattig liebt. Wird diese Pflanze jedoch in Plantagen angebaut, muss sie sehr stark bewässert werden.
- 2. Lieber mal einen Tee statt Kaffee? Wer eine Tasse Kaffee trinkt, hat damit 140 Liter „virtuelles Wasser“ verbraucht - mehr als man üblicherweise am gesamten Tag beim Duschen, Geschirrspülen, Wäschewaschen und Kochen nutzt. Wer auf Tee umschwenkt, verbraucht rechnerisch 35 Liter pro Tasse.
- 3. Wer weniger Fleisch isst, verbraucht automatisch weniger Wasser. Indirekt. Nur ein fleischfreier Tag pro Woche spart so viel Wasser, dass man eineinhalb Jahre lang täglich duschen könnte. Besonders viel Wasser benötigt die Produktion von Rindfleisch mit 16.000 Litern pro Kilogramm. Schweinefleisch und Geflügel benötigen immer noch rund 4700 Liter beziehungsweise 4000 Liter pro Kilogramm Fleisch.
- 4. Obst und Gemüse saisonal und regional kaufen. Für deutsche Freilandtomaten regnet es genug. Eine Gewächshaustomate aus Spanien oder Marokko muss hingegen stark bewässert werden.
- 5. Wer seine Kleidung länger trägt und bei Bedarf ausbessert (oder sie auf einem Flohmarkt oder einer Kleidertauschparty erwirbt), spart viel „virtuelles Wasser“. Eine Jeans verbraucht in der Herstellung im Schnitt 11.000 Liter.
- 6. Qualitativ hochwertige Kleidung kostet meist deutlich mehr als Kleidung aus dem günstigen Segment. Dafür sind teurere Produkte oft langlebiger – und werden bisweilen nicht aus Billigproduktionsländern importiert. Generell gilt: Bei Textilien häufiger auf Hanf und Leinen zurückgreifen. Sie verbrauchen in der Produktion nur etwa ein Viertel der Wassermenge, die für Baumwolle anfallen würde.
- 7. Elektrogeräte wie Handys oder Computer: Darüber nachdenken, ob es immer die neuste Version sein muss, oder ob Geräte nicht drei, vier, fünf Jahre lang genutzt werden können. Unliebsam gewordene Geräte können verkauft oder verschenkt werden - oder zum Recyceln abgegeben werden. Fast 200 Millionen Geräte allein in Deutschland (Stand: 2020) liegen noch in den Schubladen. Aus den Altgeräten können wichtige Rohstoffe für die Produktion neuer Geräte gewonnen und so zusätzlich Wasser gespart werden.
- 8. Muss es ein eigenes Auto sein oder ist Carsharing eine Alternative? Von der Rohstoffgewinnung bis zur Endmontage werden für ein Auto durchschnittlich 400.000 Liter Wasser benötigt. Oder einfach mal das Fahrrad nehmen: Alle Fahrzeuge, die keinen Motor besitzen, schützen die Wasserressourcen.
- 9. Recyclingpapier anstelle von Papier aus Frischzellstoff. Die Produktion eines herkömmlichen Blatts Papier im Format DIN A4 verbraucht etwa zehn Liter Wasser. Für Recyclingpapier werden gerade mal 0,1 Liter pro DIN A4-Blatt benötigt. Auch kann doppelseitig gedruckt oder die Rückseite als Schmierzettel genutzt werden.
- 10. Einfach kann man „virtuelles Wasser“ sparen, indem man teilt, anstatt sich etwas neu zu kaufen. Braucht man wirklich eine eigene Bohrmaschine, oder kann die auch von Familie oder Freunden geliehen werden?