Hamburg. Feiern fallen coronabedingt kleiner aus – Großeltern können oft nicht dabei sein. Doch einige Schulen finden kreative Lösungen.

Die Einschulung ist ein ganz besonderer Tag im Leben von Kindern – sowie ihrer Eltern, Geschwister und oftmals auch ihrer Großeltern. Doch in diesem Jahr ist an Hamburgs Schulen vieles anders. Coronabedingt können nicht so viele Gäste an den Feiern teilnehmen wie sonst üblich. Einige Schulen finden kreative Lösungen und verlegen die Einschulungen kurzerhand ins Freie (wobei es dann tunlichst nicht regnen sollte) oder veranstalten mehrere kleinere Feiern nacheinander. Andere Schulen begrenzen die Zahl der Teilnehmer strikt – und Geschwisterkinder und Großeltern müssen draußen bleiben.

An der Grundschule Tornquiststraße in Eimsbüttel beispielsweise sind am Montag und Dienstag Einschulungsfeiern für je eine Klasse in der Aula geplant. Teilnehmen dürfen nur zwei Bezugspersonen pro Kind und gegebenenfalls kleinere Geschwister. Da in der Regel Mutter und Vater bei der Einschulung dabei sind, müssen die Großeltern somit vor der Schule auf ihre Enkel warten. Die Eltern sollen zudem vorab schriftlich bestätigen, dass sie vollständig geimpft oder genesen sind oder einen negativen Antigen-Schnelltest beziehungsweise PCR-Test vorlegen können.

Hamburger Erstklässler sollten vor der Einschulung einen Corona-Selbsttest machen

Die Erstklässler haben von der Schule bereits vorab einen Selbsttest erhalten, der morgens vor der Einschulung gemacht werden sollte. Der Test ist jedoch freiwillig. Verpflichtend sind allerdings medizinische Masken, die alle Gäste und Kinder tragen müssen. Nur am Platz dürfen diese abgenommen werden. Für die Einschulungsfeier werden die Stühle so aufgebaut, dass die einzelnen Familien jeweils 1,5o Meter Abstand halten können.

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Auch die Grundschule Genslerstraße in Barmbek-Nord hat vergleichsweise scharfe Auflagen für die Einschulungsfeier: Erlaubt sind maximal zwei Begleitpersonen plus ein Geschwisterkind – „mehr ist in unseren Räumlichkeiten nicht möglich“, heißt es dazu in einem Brief an die Eltern. Auch hier müssen alle Erwachsenen auf einem Formular angeben, dass sie negativ getestet, geimpft oder genesen sind. Entsprechende Nachweise kontrolliert die Schule vor Ort aber nicht, man arbeite hier „auf Vertrauensbasis“. Die Feier findet in der Schule wie üblich in der Sporthalle statt.

Auch in den Außenbereichen gilt eine Maskenpflicht

Auch in den Außenbereichen gilt eine Maskenpflicht – sobald man einen festen Sitzplatz eingenommen hat, darf diese für die Dauer der Feier abgenommen werden. Die Maskenpflicht, die Anforderung zur Test- und Maskenpflicht sowie den Mindestabstand von 1,50 Metern hatte Schulsenator Ties Rabe (SPD) in einem Schreiben an die Schulleitungen vom Ende Juli verbindlich festgelegt. Für das Klassenfoto darf die Maske für kurze Zeit abgenommen werden. Laut Behörde veranstalten viele Schulen mehrere Feiern, um die Zahl der Teilnehmer jeweils niedrig zu halten.

Die Einschulungen der rund 17.000 Erstklässlerinnen und Erstklässler in Hamburg finden laut Schulbehörde zwischen dem 7. und 11. August statt, die meisten von ihnen am Dienstag, 10. August. Einige Schulen wählen auch den Sonnabend, um es den Familien zu erleichtern, dabei zu sein.

Die Verantwortung liegt bei den Schulen, heißt es aus der Behörde: „Über die Gesamtteilnehmerzahl entscheiden die Schulen mit Blick auf die nachfolgenden Hygienebestimmungen und entsprechend der räumlichen Gegebenheiten.“ Schulsenator Rabe hatte die verantwortlichen Organisatoren vor Ort in seinem Schreiben an die Schulleitungen aber gebeten, „möglichst vielen Angehörigen, mindestens aber allen Sorgeberechtigten die Teilnahme zu ermöglichen“.

CDU: Geimpfte Großeltern sollten dabei sein dürfen

Der CDU reicht das nicht aus. Die Einschulung sei ein einmaliges Erlebnis und sollte im Kreise der Familie gefeiert werden können, erklärte Birgit Stöver, bildungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. „Dennoch ist es vielen Großeltern derzeit nicht möglich, daran teilzunehmen, da die Grundschulen die Corona-Vorgaben der Schulbehörde sehr strikt auslegen und oftmals keine weiteren Angehörigen zulassen.“

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

 Stöver findet es unverständlich, warum beispielsweise geimpfte Großeltern von den Feierlichkeiten ausgeschlossen bleiben sollen. Hier müsse Schulsenator Rabe schleunigst besser aufklären. „Sollten die Grundschulen aufgrund der Raumsituation Unterstützung benötigen, muss die Schulbehörde mit kreativen Vorschlägen für Abhilfe sorgen. Hamburgs Grundschülerinnen und Grundschüler sollten gemeinsam mit ihrer Familie in den neuen Lebensabschnitt starten“, so die CDU-Politikerin.

Schule Alte Forst verlegt die Einschulung unter freien Himmel

Die Schule Alte Forst im Stadtteil Eißendorf verlegt die Einschulung unter freien Himmel. Einer der Gründe: Drinnen würde Maskenpflicht bestehen. „Das Problem wären Teilnehmer, die konsequent das Tragen einer Maske verweigern. Wir müssten sie dann vor den anderen Eltern und Kindern vom Schulgelände verweisen“, so Schulleiter Andreas Wiedemann. Mit einer Einschulung unter freiem Himmel würde man dieses Problem von vornherein ausschließen. „Wir werden ein Programm haben, in dem auch digitale Elemente vorkommen“, so Wiedemann.

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

 Dafür würden mehrere Großbildleinwände aufgebaut. Draußen hätten die Familien zudem genug Platz, um voneinander den nötigen Abstand einzuhalten. „Sie selbst, also Eltern und Großeltern, können zusammensitzen“, so der Schulleiter. „Wir haben mit der jetzigen Regelung mehr Möglichkeiten, als im vergangenen Jahr.“ Er und das Kollegium hoffen nur, dass auch das Wetter mitspielt.

In den ersten Schultagen üben die Lehrer an Hamburgs Schulen dann die Umsetzung der Corona-Regeln sukzessive mit den Erstklässlern ein. Viele Kinder kennen die Regeln aber auch schon aus Kita oder Vorschule.

Wer draußen warten muss, bekommt Kaffee und Kuchen

Tomke und Roland Harste freuen sich schon auf die Einschulung ihrer Tochter Helena in der Grundschule Hinsbleek in Poppenbüttel. So viel wird im Vergleich zum ersten Schultag von Schwester Florentine gar nicht anders sein: „Es wurde auch damals darum gebeten, nur mit zwei Verwandten pro Kind zur Festivität mit der Schulleitung zu kommen, dieses Jahr warten dann meine Mutter und die Schwiegereltern im Schulhof“, sagt Mutter Tomke.

Hier bietet der Schulverein Kaffee und Kuchen für die knapp halbstündige Wartezeit an. „Unsere Schule ist sehr klein, und deshalb gibt es auch keine riesigen Räume, die Aula ist nicht sehr groß“, sagt die dreifache Mutter. Die drei ersten Klassen feiern zeitlich gestaffelt die Einschulung, sodass sich so wenig Personen wie möglich treffen. „Die Feier mit allen findet dann bei uns zu Hause statt – wenn es das Wetter zulässt, dann grillen wir.“