Hamburg. Villen an Alster und Elbe finden keine Käufer. Dabei sehen Makler den Trend zu größeren und teureren Häusern ungebrochen.

Der Immobilienmarkt in Hamburg gilt seit Jahren als „überhitzt“. Neben den klassischen Wohnungen und Häusern werden auch solche im hochpreisigen Luxussegment in der Regel relativ schnell verkauft, denn auch hier ist die Nachfrage groß. Doch es gibt auch Beispiele für traumhafte Immobilien, die seit Jahren keine Besitzerin und keinen Besitzer finden. Warum ist das so?

Da ist zunächst die Villa Jako in Blankenese, die auch als „Lagerfeld-Villa“ bekannt ist. Schon länger ist die Villa zu verkaufen – offiziell seit 2018. Eine Mitarbeiterin von Engel & Völkers bestätigt lediglich, dass der Prachtbau auch weiterhin angeboten wird, ansonsten gibt man sich hanseatisch-diskret. Nähere Infos über den Kaufpreis oder bisherige Interessenten sind nicht zu erhalten, Exposés und Besichtigungstermine gibt es nur für ernsthafte Interessenten. In früheren Berichten über die Villa wurde die Kaufpreisforderung unwidersprochen mit zehn bis elf Millionen Euro angegeben, aktuell könnte sie laut Insidern etwas niedriger angesetzt sein.

Villen in Hamburg: Was wird aus Karl Lagerfelds Anwesen?

Modezar Lagerfeld hatte die 1923 erbaute Villa 1991 gekauft, aber nach einigen Jahren das Interesse an ihr verloren, vor allem, weil er sich berufsbedingt immer seltener in Hamburg aufhielt. 1998 erfolgte der Weiterverkauf, letzter Eigentümer war der Unternehmer Michael Haentjes (Edel AG). Dass es nach wie vor Haentjes ist, der die Villa verkaufen möchte, wird offiziell nicht bestätigt, Insider gehen aber davon aus.

Die Villa in Blankenese.
Die Villa in Blankenese. © HA / Klaus Bodig | Klaus Bodig

Das Haus mit rund 400 Quadratmetern Wohnfläche sieht immer noch so aus, als würde Karl Lagerfeld gleich um die Ecke biegen. Die sechs bis acht Meter hohen Räume im Erdgeschoss lassen Schlossatmosphäre aufkommen, vergoldete Stuckleisten, Marmorfußböden und mit Blattgold verzierte Holzkassetten-Decken tun ein Übriges. Hinzu kommt das zum Teil extravagante Mobiliar, das in Teilen noch aus der Lagerfeld-Ära stammen soll.

Der Blick geht über Teile des fast 12.000 Quadratmeter großen, parkartig angelegten Grundstücks über die Elbe, bis auf ein paar Hausdächer in der Ferne ist von der Stadt nichts zu sehen. Die Gärten links und rechts sind stark eingewachsen, sodass man sich wie auf einer Waldlichtung fühlen kann.

Elb Lounge soll 20 Millionen Euro bringen

Weiterhin zu verkaufen ist auch die exklusive Elb Lounge an der Elbchaussee, die der Immobiliendienstleister Angermann anbietet. Auch das Elb-Lounge-Gästehaus an der Manteuffelstraße steht zum Verkauf. Der Preis wird ausschließlich Interessenten auf Anfrage mitgeteilt, doch Insider gehen von etwas mehr als 15 Millionen Euro für das Herrenhaus mit 1700 Quadratmetern Nutzfläche und dem 16.000 Quadratmeter großen Park aus.

Die Elb Lounge soll verkauft werden.
Die Elb Lounge soll verkauft werden. © HA

Rechnet man den Wert des großflächigen Gästehauses hinzu, dürfte die Erwartung des Verkäufers bei rund 20 Millionen Euro liegen. Das Gästehaus kann mit erworben werden, der Käufer ist aber nicht dazu verpflichtet. Wie Claus Herrmann von Angermann vor wenigen Tagen auf Nachfrage mitteilte, sei ein „vielversprechender Ansatz“, in der Villa und im Gästehaus eine Klinik unterzubringen, an den notwendigen Umbauten beziehungsweise Kosten gescheitert. Schon lange spricht Angermann gezielt Interessenten an, die nach einem „repräsentativen institutionellen Dienstsitz“ suchen. Das könnten neben einer Klinik auch beispielsweise Banken oder Stiftungen sein. Noch-Eigentümer der Villa der Unternehmer ist Holger Gruel, einer der Gesellschafter der Northern Real Estate AG, der sie 2001 gemeinsam mit einigen Partnern erworben hatte.

Hier heirateten Janina Otto und Cornelia Poletto

Rund 17 Jahre lang wurde die Elb Lounge als exklusive Event-Location genutzt. Unter anderem feierten dort Janina Otto, Tochter von Unternehmer Michael Otto, und der Boxer Ismail Özen ihre Hochzeit, genau wie Starköchin Cornelia Poletto und Ex-Bahnchef Rüdiger Grube.

Warum die Anwesen noch nicht verkauft wurden, ist nicht leicht zu beurteilen. Die Villa Jako verfügt im Erdgeschoss über sehr große und hohe, aber eher wenige Räume. Dadurch mag sie auf Interessenten zwar repräsentativ, aber auch „unpraktisch“ wirken. Auch die eingewachsene Lage, eher tief am Elbhang, trifft wohl nicht jeden Geschmack.

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Noch etwas problematischer ist die Lage der Elblounge, die zwar an der Elbchaussee steht, aber nicht auf der Wasserseite. Ihr Park liegt unterhalb des Straßenniveaus neben einer Kurve, in der es während der Rushhour oft Verkehrsstaus gibt. Und: Beide Villen stehen unter Denkmalschutz, sodass es klare Einschränkungen bei möglichen Umbau- oder Nutzungswünschen gibt.

Die meisten hochpreisigen Häuser in Blankenese verkauft

Makler sehen nach wie vor eine Entwicklung hin zu hochpreisigen Häusern und Wohnungen. Die Geschäftsführerin der Dahler & Company Franchise GmbH, Annika Zarenko, sagte dem Abendblatt: „Der Trend ist ungebrochen, und die Nachfrage nach Immobilien im Luxus-Segment ist in Hamburg noch gestiegen. Wenn ein interessantes Objekt neu auf den Markt kommt, gibt es oft mehrere Interessenten. Das führt auch dazu, dass das Preisniveau hoch ist.“

Von 382 im vergangenen Jahr in Hamburg verkauften Häusern ab einer Million Euro listet Dahler & Company in seinem Report 182 in der Region um Blankenese auf. Der Kreis der Interessierten habe sich vergrößert. Denn die Corona-Pandemie habe Wohn- und Lebensumstände umgekrempelt. „Bei denen, die es sich leisten können, spielen große Wohnungen und Häuser sowie ein Garten plötzlich eine neue Rolle.“ Potenzielle Käufer nähmen auch Abstriche hin und kauften auch renovierungsbedürftige Objekte. „Bei Häusern, die vielleicht noch vor ein, zwei Jahren als teuer galten, wird jetzt auch zugegriffen.“

Allerdings seit deutlich über einem Jahr unverkauft ist nach Abendblatt-Informationen eine besondere Alstervilla in der Straße Am Feenteich. Im Dezember 2019 berichtete das Abendblatt über das Angebot einer Maklerfirma: 18,2 Millionen Euro wurden aufgerufen für das 17-Zimmer-Gebäude mit direktem Wasserzugang. Es ist denkmalgeschützt und stammt aus dem Jahr 1860.