Bergedorf. Bezirkshandwerksmeister Christian Hamburg rechnet mit weiteren Engpässen. Verbraucher müssen sich auf steigende Preise einstellen.
Die Verbraucher müssen sich auf steigende Preise für Produkte aus Holz, Metall und Kunststoff einstellen: Denn neben dem Fachkräftemangel stellen Material-Engpässe ein großes Problem für das Handwerk dar. „Bisher sehen wir allerdings nur die Spitze des Eisbergs“, sagt Christian Hamburg. Der Bergedorfer Bezirkshandwerksmeister, der auch im Vorstand der Handwerkskammer Hamburg sitzt, geht davon aus, dass in den kommenden Monaten noch weitaus mehr „kleinste Zutaten“ fehlen werden. „Ihr Fehlen verhindert jedoch die Herstellung von Produkten.“ Die Angebote werden also knapp – und die Preise steigen.
Handwerker klagen über Material-Engpässe
Die Handwerkskammer blicke nach entsprechenden Prognosen der Großhandels- und Herstellerverbände pessimistisch in die Zukunft, berichtet der 48-Jährige. Schon seit Monaten bekomme die holzverarbeitende Industrie kaum noch Rohware. „Die Holz- und Metallpreise sind explodiert, weil die USA und China den Markt leerkaufen. Denn auch dort herrscht eine gewaltige Nachfrage im Bausektor“, sagt Hamburg. Die Folge: Die holzverarbeitende Industrie in Deutschland bekommt kaum noch Rohholz. Hamsterkäufe seien die Folge. „Die Preise für Dachlatten waren um 200 Prozent gestiegen, haben sich nun etwas erholt.“
Ein weiteres Nachschub-Problem: Am Anfang der Corona-Krise hätten viele Produzenten von Holzwerkstoffen wie Sperrholz oder verleimtem Holz ihre Ware schnell und günstig verkauft und dann die Produktion runtergefahren. Durch unterschiedliche Kurzarbeit-Regelungen im In- und Ausland würden inzwischen wiederum nur Fabriken im Ausland hochgefahren. „Dadurch ist hierzulande eine Versorgungslücke entstanden.“
Vieles wird kaum noch in Deutschland produziert, sondern in Asien
Auch bei bestimmten Kunststoff-Produkten gebe es eine „extreme Verknappung“, weiß Hamburg. „Bestimmte ,Zutaten’ werden kaum noch produziert, deshalb können etwa Kabel, Kunststoffrohre, Bodenbeläge, Farbe und Leim nicht hergestellt werden“, sagt der Maler- und Lackierer- sowie Raumausstatter-Meister, der selbst einen Betrieb für Maler-, Raumausstatter- und Bodenbelagsarbeiten in Altengamme betreibt. „Ich weiß, dass es deshalb von Ende August an bestimmte Produkte aus unserem Sortiment nicht mehr geben wird.“ Vieles werde kaum noch in Deutschland produziert, sondern in Asien, „beispielsweise kommen von dort mehr als 80 Prozent der Kunststoffböden“. Doch auch dort gebe es Engpässe, „weil einige Hersteller sich wieder im Lockdown befinden“.
Zu Verzögerungen komme es auch, weil kaum Container für den Warentransport zur Verfügung ständen. „Sie stecken fest, weil der Warenfluss lange Zeit stillstand. Häfen sind noch immer oder schon wieder geschlossen.“ Inzwischen würden sogar Schiffe mit leeren Containern nach Asien fahren, um dort Waren laden zu können. Insider vermuten, dass Container als Folge des Handelskriegs zwischen China und den USA bewusst zurückgehalten werden. Die Folge: „Die Transportkosten sind ebenfalls extrem gestiegen“, sagt Hamburg.