Dötlingen/Lübeck.

Dachdecken mit Reet gehört zu den ältesten Handwerkstechniken beim Hausbau - doch immer weniger angehende Dachdecker entscheiden sich zum Erlernen. "Wir haben einen hohen Bedarf an Nachwuchs", sagt Dachdeckermeister Peter Heinrich in Niedersachsen. Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) und Deutschlands einziger Ausbildungsstätte für Reetdachdecker in Lübeck/Blankensee entschieden sich im vergangenen Jahr nur 6 von fast 2000 Auszubildenden im dritten Lehrjahr, eine Spezialisierung einzuschlagen.

Dachdecken mit Reet bedeutet harte körperliche Arbeit. Für die Erneuerung eines 240 Quadratmeter großen Daches in Dötlingen nahe Bremen benötigen Dachdeckermeister Heinrich und seine Kollegen rund zehn Tonnen Reet, welche in reiner Handarbeit auf dem Dach befestigt werden. Die Technik ist aufwendig, doch das fertige Dach bietet neben seinem optischen Charme auch praktische Vorteile: Die Luft im Halm hat eine hohe isolierende Wirkung und funktioniert laut Heinrich wie eine "natürliche Klimaanlage".

Wer sich für den Beruf interessiert, sollte nach Ansicht des Dachdeckermeisters neben körperlicher Belastbarkeit eine gewisse künstlerische Begabung mitbringen. Das sei vor allem bei der Ausgestaltung von Giebeln, Erkern oder Eingangsbereichen wichtig. "An ein Reetdach muss man mit Liebe und Nostalgie rangehen."

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