Hamburg. Über 30 Grad und Tropennächte – dann steigt das Unwetterrisiko. Kliniken rüsten sich. Höchste Waldbrandgefahr im Umland.

Äußerst warme Luft aus der Sahara hat den Norden erreicht – und bringt die Menschen in Hamburg und ganz Norddeutschland ins Schwitzen. In der Hansestadt wurde es am Donnerstag 34 Grad heiß – und das im Schatten. Zudem werden die Nächte nun tropisch.

In Hamburg hielt sich ein Großteil der Menschen am Donnerstag entweder im Schatten oder am Wasser auf. Viele Hamburger genossen Picknicks unter den Bäumen der Alsterwiesen, einige paddelten in Schlauchbooten mit Musik auf dem Wasser oder wagten Sprünge ins kühle Nass.

Wohl dem, der ein Dach über dem Kopf hat – so wie diese Badegäste in Eppendorf.
Wohl dem, der ein Dach über dem Kopf hat – so wie diese Badegäste in Eppendorf. © HA | Marcelo Hernandez

Obwohl sich über die Bezeichnung kühl streiten lässt: Die Wassertemperaturen der Alster stiegen bereits auf 23 Grad – wobei Werte über 22 Grad meist erst im August zu erwarten sind. Die sonst so beliebten Plätze in der Sonne blieben leer, genauso wie die Sportplätze im Freien. Doch so schön der vermeintliche Beginn vom Sommer für einige wirken mag – gerade jetzt gilt es, aufzupassen.

Hitzewelle in Hamburg – Unwetter am Wochenende möglich

„Normal sind diese hohen Temperaturen so früh im Sommer ganz und gar nicht", sagt Diplom-Meteorologe Dominik Jung von wetter.net. "Es ist keine gewöhnliche Hitzewelle."

Zum Teil lägen die Temperaturen in Deutschland 10 bis 15 Grad über den Höchstwerten, die zur Jahreszeit eigentlich normal wären. "Die Hitze kommt genau um den längsten Tag des Jahres", so der Wetterexperte. "Das bedeutet auch, dass die Sonne maximal einheizen kann und die Höchstwerte ordentlich in die Höhe schießen lässt."

Mit der Hitze kommt dann aber auch die große Schwüle. "Am Wochenende kann es ordentlich knallen", sagt Jung. Am Sonnabend und Sonntag seien in Hamburg Unwetter mit Starkregen, Hagel, Sturmböen und Gewittern möglich, so der Meteorologe. Doch bis dahin wird es heiß.

Wetter in Hamburg: DWD gibt Hitzewarnung heraus

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat am Donnerstag für Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und große Teile Schleswig-Holsteins eine Hitzewarnung herausgegeben, die von 11 bis 19 Uhr galt. Es sei "mit einer zusätzlichen Belastung aufgrund verringerter nächtlicher Abkühlung insbesondere im dicht bebauten Stadtgebiet von Hamburg" zu rechnen, hieß es.

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"Schutzmaßnahmen sind unbedingt erforderlich", so der DWD. Empfohlen wurde, am Mittag und Nachmittag lange Aufenthalte in der Sonne zu vermeiden. "Auch im Schatten gehören ein sonnendichtes Hemd, lange Hosen, Sonnencreme (LSF 30), Sonnenbrille und ein breitkrempiger Hut zum sonnengerechten Verhalten", heißt es vonseiten des Wetterdienstes.

Waldbrandgefahr: Feuerwehreinsatz an L219

Bei Bleckede im Landkreis Lüneburg kam es am Nachmittag aufgrund der Hitze zu einem Flächenbrand an einer Landstraße. Dort waren bei höchster Waldbrandwarnstufe etwa 50 Quadratmeter Böschung an der L219 zwischen Karze und Rosenthal in Brand geraten.

Wegen der aktuellen Waldbrandgefahr wurde vorsorglich sogar auch der Feuerwehrflugdienst herangezogen. Das Feuer konnte aber vergleichsweise schnell gelöscht werden.

Das Feuer wurde durch die Einsatzkräfte mit zwei Strahlrohen schnell abgelöscht.
Das Feuer wurde durch die Einsatzkräfte mit zwei Strahlrohen schnell abgelöscht. © Feuerwehr Bleckede | Unbekannt

Asklepios Kliniken rechnen mit mehr Notfallpatienten

Wegen der Hitze rechnen derweil die Notaufnahmen der Asklepios Kliniken mit deutlich mehr Patienten als üblich. Kopfschmerzen, Schwindel, Kreislaufprobleme sowie allgemeines Unwohlsein sind dann die typischen Symptome der Patienten, die in eine Notaufnahme kommen.

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„Besonders gefährlich sind der Flüssigkeitsmangel und die direkte Hitzeeinwirkung“, sagt Dr. Sebastian Casu, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme der Asklepios Klinik Wandsbek. An heißen Tagen erhöhe sich der Flüssigkeitsbedarf mitunter erheblich und es könne zu einer Dehydrierung kommen. „Man darf nicht vergessen, dass unser Körper die Flüssigkeit benötigt, um lebenswichtige Funktionen aufrecht zu erhalten."

Hitzewelle in Hamburg – zehn Tipps Asklepios-Experten:

  1. Tragen Sie luftige Kleidung und eine helle Kopfbedeckung, wenn Sie in der Sonne unterwegs sind
  2. Halten Sie sich möglichst in kühlen Räumen auf
  3. Vermeiden Sie ungewohnte körperliche Anstrengung
  4. Setzen Sie sich nicht der prallen Sonne aus (z. B. bei der Arbeit im Garten)
  5. Gönnen Sie sich eine verlängerte Mittagspause, machen Sie Siesta
  6. Bevorzugen Sie leichte Kost wie Gemüse, Fisch oder Obst
  7. Trinken Sie mehr als sonst, „immer über den Durst“, aber keinen Alkohol und nicht zu kühle Getränke
  8. Trinken Sie nicht zu viel auf einmal, denn pro Stunde können Sie nur 500 bis 800 ml Flüssigkeit aufnehmen und sinnvoll verwerten. Am besten trinken Sie über den Tag verteilt jede Stunde ein Glas Wasser, auch wenn Sie noch keinen Durst haben
  9. Bei Hitze verbraucht der Körper mehr Natrium, Magnesium und Calcium. Deshalb ist es ratsam, dementsprechend angereicherte Mineralwässer zu trinken
  10. Lassen Sie niemals Kinder oder Haustiere in einem geparkten Auto zurück

UKE warnt: Lange Sonnenbäder vermeiden

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) warnt ebenfalls davor, sich lange in die Sonne zu legen. Zwar veranlasse die UV-Strahlung die Bildung von Vitamin D, das wiederum unter anderem für den Knochenstoffwechsel wichtig ist, sie könne aber auch die Haut schädigen, heißt es in einer aktuellen Mitteilung.

"Jeder Sonnenbrand bedeutet einen Lichtschaden für die Haut, der irgendwann Hautkrebs verursachen kann", sagt Prof. Dr. Christoffer Gebhardt, Leiter des Universitären Hauttumorzentrums Hamburg. Schon ein einzelner Sonnenbrand könne ausreichen, um das Risiko an Hautkrebs zu erkranken, relevant zu erhöhen. "Allein bei uns im Hauttumorzentrum des UKE werden jährlich rund 2000 Patient:innen mit Hautkrebs ambulant und rund 1400 stationär betreut", so Gebhardt.

Hitzewelle in Hamburg – schwüle 35 Grad am Donnerstag

Am Donnerstag klettert das Thermometer in Hamburg und an der Elbe auf schwüle 34 Grad. Die Sonne scheint 16 Stunden lang. Auch nahe der dänischen Grenze steigen die Temperaturen laut DWD auf 32 Grad, auf Helgoland werden 24 Grad erreicht.

Im Video: Deutschland wird zum Hitze-Hotspot

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"Auch am Freitag bleibt es in Hamburg aller Voraussicht nach trocken – bei 33 Grad", sagt Jung. "Am Wochenende kann es jedoch knallen." Laut Wettermodellen seien aber auch am Sonnabend 27 bis 30 Grad möglich.

Von einer Hitzewelle wird gesprochen, wenn es an drei aufeinander folgenden Tagen jeweils mindestens 30 Grad warm wird. Da sich die Temperaturen jedoch die ganze Woche zumindest um die 30 Grad bewegen, könne von einer Hitzewelle gesprochen werden, so der Meteorologe.

Hamburg muss mit Tropennächten rechnen

Wer darauf hofft, nachts schön durchlüften und für Abkühlung sorgen zu können, wird enttäuscht. "In der Nacht zum Freitag und Sonnabend sind in Hamburg Tropennächte möglich", sagt Jung. Das bedeutet, dass die Nachtwerte nicht unter 20 Grad sinken.

Kommende Woche könnte es etwas kühler werden. Die Höchstwerte würden in ganz Deutschland aber meist um 25 bis 30 Grad bleiben, so der Meteorologe. "Sicher ist die Entwicklung in der kommenden Woche aber noch nicht. Es ist gut möglich, dass rasch wieder sehr heiße Saharaluft angezapft werden könnte."

Hitze-Tipps: So verhalten Sie sich an heißen Sommertagen

  • Setzen Sie sich bei starker Hitze nicht ungeschützt der Mittagssonne aus.
  • Trinken Sie ausreichend und gleichmäßig über den Tag verteilt alkoholfreie, möglichst zuckerfreie Getränke.
  • Lassen Sie bei höheren Temperaturen niemals Kinder, ältere Menschen oder Haustiere alleine im Auto zurück. Bereits innerhalb kurzer Zeit – etwa während eines Einkaufs – kann die Temperatur im aufgeheizten Fahrzeug zur gefährlichen Falle für die Wartenden werden.
  • Vermeiden Sie möglichst körperliche Belastungen während der heißesten Tageszeit: Sport, Gartenarbeit, Arbeiten am Haus.
  • Nutzen Sie Sonnenschutzmittel. Empfehlenswert ist eine wasserfeste Sonnencreme, die dem Hauttyp entspricht. Vergessen Sie nicht das Nachcremen.
  • Kinderhaut reagiert sehr empfindlich auf Sonnenstrahlen und braucht daher besonders guten Schutz. Säuglinge und Kleinkinder sollten der direkten Sonne möglichst gar nicht ausgesetzt werden.
  • Ein sehr guter Schutz vor Sonnenstrahlen und Hitze ist angepasste, möglichst weite und lange Kleidung. Sonnenhüte und Sonnenbrillen helfen die Haut und die Augen zu schützen.