Bramfeld. Nervige Werbung von Gebrauchtwagenhändlern ist nicht erlaubt. CDU-Politiker Kappe appelliert an betroffene Bürger: Zeigen Sie das an!

Ob Familienkutsche, Cabrio oder Wohnmobil, Oldtimer oder Rostlaube – bei vielen Auto, das am Straßenrand parkt, klemmen immer wieder bunte, billig gemachte Visitenkarten in der Fensterdichtung oder hinter dem Scheibenwischer. „Wir kaufen Ihr Auto“ steht drauf und in großen Ziffern eine Telefonnummer.

Die oft in Plastik eingeschweißten Werbekarten landen häufig auf dem Gehweg und im Rinnstein. Die wenigsten werden von den entnervten Autobesitzern, die gerade in ihr Fahrzeug steigen wollen, mitgenommen und anschließend richtig entsorgt. Dabei würde sich ein bisschen mehr Aufwand lohnen. Denn die Unsitte der Gebrauchtwagenhändler ist illegal und kann bei dem zuständigen Bezirksamt zur Anzeige gebracht werden – dafür werden aber die Kontaktdaten auf der Karte benötigt.

Sandro Kappe will gegen Visitenkarten-Flut vorgehen

Sandro Kappe, der für die CDU in der Bürgerschaft sitzt, will jetzt gegen die inflationäre Visitenkarten-Flut vorgehen. Nach mehreren Beschwerden aus seinem Wahlkreis Bramfeld hat er beim Senat nachgefragt, was man dagegen tun kann. „Wie der Senat mir mitgeteilt hat, ist das Verteilen von Handzetteln zu gewerblichen Zwecken auf öffentlichen Wegen verboten“, sagt Kappe. Wer sich nicht daran halte, begehe eine Ordnungswidrigkeit und könne mit einem Verwarn- oder Bußgeld bis zu 50.000 Euro bestraft werden. Die tatsächliche Höhe sei jedoch abhängig von den im Einzelfall vorliegenden Tatbeständen.

Kappe will erreichen, dass sich verärgerte Autobesitzer gegen das nervige Treiben der Händler wehren. „Wer das nächste Mal eine Visitenkarte an seinem Auto findet, sollte nicht zögern, das zur Anzeige zu bringen. Diese Vermüllung des öffentlichen Raums muss gestoppt werden!“ Zur verantwortlichen Abteilung im Bezirksamt gelange man online im Behördenfinder unter „Ordnungswidrigkeiten Wegerecht“ (www.hamburg.de/behoerdenfinder/11262924).

In den vergangenen Jahren nur vereinzelte Verfahren

Unter den Bezirksämtern haben laut Senatsantwort in den vergangenen Jahren nur Hamburg-Nord und Wandsbek vereinzelte Verfahren eingeleitet, und die entsprechenden Zahlen sind rückläufig. So verhängte Nord 2015 noch 17 und ein Jahr später 14 Ordnungswidrigkeitsverfahren, in den Jahren darauf lag diese Anzahl nur noch im niedrigen einstelligen Bereich. Ähnlich verhält es sich mit den Bußgeldverfahren, von denen in Nord lediglich 2016 zwölf Verfahren eingeleitet wurden, in den anderen Jahren nur wenige oder gar keine. Wandsbek gibt für 2021 keine Verfahren an. Das wundert den CDU-Abgeordneten Kappe. „Mir ist ein Bürger aus Bramfeld bekannt, der sich alleine in den vergangenen Monaten acht Mal beschwert hat.“

Eine offizielle Statistik über die Anzahl der Beschwerden werde nicht geführt, heißt es aus dem Bezirksamt Hamburg-Mitte, das sich federführend um die Problematik kümmert. Aktuell sei die Beschwerdelage „gefühlt“ mittel bis niedrig, so Sprecherin Sorina Weiland. Die Verfolgung der Kärtchenverteiler sei zudem recht aussichtslos, da die Besitzer der Telefonnummern auf der Karte so gut wie nie ermittelt werden könnten. Namen ständen selten drauf, und nur mit Handynummern könne man niemand belangen. Es bleibe nur das „auf frischer Tat ertappen“ – aber dafür wäre es natürlich wichtig, dass Fälle gemeldet würden, sobald sie sich häuften.

Behörde spricht von einem „Umweltärgernis“

Die Umweltbehörde spricht von einem „Umweltärgernis“. „Die zehntausendfach verteilten, teils laminierten Visitenkarten von Gebrauchtwagenankäufern an Autos landen oft auf der Straße oder in Grünstreifen“, kritisiert Sprecher Jan Dube. Er bittet die Autobesitzer, die Karten nicht einfach auf den Boden zu werfen und sagt: „Ein zunehmender Verzicht auf diese Karten und die Entsorgung im Müll kann ein Beitrag sein gegen Ressourcenverschwendung und Vermüllung im öffentlichen Raum.“

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Offenbar wollen die ersten Gebrauchtwagenhändler mittlerweile den Eindruck erwecken, ein Bewusstsein für ihr umweltschädliches Gebaren zu haben. „Bitte diese Karte nicht werfen! Schonen Sie Ihre Umwelt!“ steht auf einer Karte, die am Wochenende an einem neuen Wohnmobil steckte. Und: „Ich würde mich freuen, wenn Sie meine Karte und Freunde und Bekannte weitergeben.“ Auf die Frage, was er denn mit dem Wagen vorhabe, teilte der Händler dem Besitzer mit, dass seine Leute seine Visitenkarte nicht an neue Autos steckten; da habe sich jemand einen Scherz erlaubt. Dass seine Karten an jedem in der Gegend abgestellten Auto steckten, konnte er sich nicht erklären.

Sandro Kappe glaubt nicht, dass die Trupps, die Visitenkarten an Fenster klemmen, Unterschiede machen. „Es geht primär um den Werbefaktor. Und das ist nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch für seriöse Händler.“