Hamburg. Tausende feierten am Wochenende in der Schanze und auf der Reeperbahn. Fegebank spricht von “rücksichtsloser Massenparty“.
Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank hat den Verstoß Tausender feiernder Menschen im Schanzenviertel gegen die Corona-Regeln scharf verurteilt. „Was sich am Wochenende in der Schanze abgespielt hat, war total daneben“, sagte die Grünen-Politikerin am Sonntag. Sie könne zwar verstehen, dass „jetzt alle raus, Leute treffen, den Frühling genießen“ wollten. „Aber das war eine rücksichtslose Massenparty mit Potenzial für ein mögliches Corona-Superspreaderevent.“
Nach Polizeiangaben hatten bis zu 4500 Menschen in der Nacht zuvor im Schanzenviertel oft ohne Abstand und Masken gefeiert. Die Einsatzkräfte wurden beschimpft und teils massiv mit Flaschen beworfen. Auch in der Nacht zum Sonnabend waren Hunderte Feiernde in Hamburgs beliebten Ausgehvierteln wie auf der Sternschanze und auf St. Pauli unterwegs, die Außengastronomie war laut Polizei vollständig ausgelastet. Auch außerhalb gastronomischer Angebote hielten sich die Besucher zu weiten Teilen in Kleingruppen im Viertel auf.
Fegebank: Sternschanze schlimmer als Ballermann
Fegebank drohte mit Konsequenzen. „Wir werden im Senat über Maßnahmen beraten müssen, wenn sich die Lage nicht durch Einsicht entspannt.“ Das Virus sei nicht aus der Welt, „und auf dem Ballermann geht es zur Zeit gesitteter zu als auf dem Schulterblatt“, sagte sie. Das sei nicht nur ein Problem für die Eindämmung der Pandemie, „sondern auch für die Menschen, die in der Schanze leben“.
Sowohl in der Nacht zum Sonnabend als auch in der Nacht zum Sonntag musste die Polizei im Schanzenviertel mit einer hohen Zahl an Beamten einschreiten. Die Polizei berichtet von "erheblich alkoholisierten Personen", es herrschte teils eine "aggressive Grundstimmung". Zahlreiche Anwohner beschwerten sich über Ruhestörungen.
Party auf St. Pauli und in der Schanze: "Aggressive Grundstimmung"
Im Schulterblatt/Piazza und den angrenzenden Straßenzügen hielten sich in der Nacht zum Sonnabend in der Spitze etwa bis zu 2500 Personen auf, auf der Reeperbahn waren es etwa 1000 Personen. Die Einsatzkräfte stellten massenhaft Verstöße gegen die Corona-Regeln fest, sodass die Polizeipräsenz im Laufe des Freitagabends sukzessive erhöht wurde. Die Zahl alkoholisierter Personengruppen erhöhte sich noch weiter. Das Schulterblatt und der Florapark wurden geräumt und zahlreiche Platzverweise ausgesprochen.
Lesen Sie auch:
Am Schulterblatt wurden am Freitagabend zudem eine Pizzeria und ein Imbiss von der Polizei bis auf Weiteres geschlossen. Auf St. Pauli machte das Bezirksamt zwei Kioske und ein Restaurant dicht.
In der Nacht zum Sonntag hielten sich in den Straßenzügen rund um die Reeperbahn in der Spitze ebenfalls etwa 2.500 Personen auf. Die örtlichen Angebote der Außengastronomie wurden rege angenommen und die Stimmung war grundsätzlich friedlich.
Hunderte feiern am Wochenende in der Schanze und auf St. Pauli
In der Großen Freiheit wurde der Betrieb einer Karaoke-Veranstaltung festgestellt – vor einer Bühne standen und tanzten etwa 50 Personen. Später wurde festgestellt, dass sich diverse Personen auf dem Balkon einer Lokalität auf der Reeperbahn befanden. Bei einer Überprüfung wurden in dem Lokal insgesamt 30 Personen festgestellt, es wurde geschlossen. Die Polizeibeamten ahndeten im Verlauf des Abends über 80 Verstöße gegen die Corona-Regeln.
Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:
- Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
- Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
- Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
- Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
- Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).
In der Sternschanze stellten die Einsatzkräfte gegen 21.15 Uhr zunächst etwa knapp 2.500 Personen fest. Die Stimmung der in weiten Teilen alkoholisierten Besucher war laut Polizei "ausgelassen". Schon zu diesem Zeitpunkt kam es aber auch bereits massenhaft zu Verstößen gegen die Corona-Regeln.
Illegale Party im Florapark: Polizei riegelt Schanzenviertel ab
Gegen 21.30 Uhr wurde festgestellt, dass im Florapark über Boxen auf der Ladefläche eines Lastwagens laute Musik abgespielt wurde. Dort hielten sich zu diesem Zeitpunkt etwa 1500 Personen auf, im Viertel insgesamt nunmehr etwa knapp 4500. Als Polizeikräfte den Florapark betraten und die Musik abschalteten, flüchteten laut Polizeiangaben nahezu sämtliche Besucher.
Gastronomiebetriebe und Kioske im Schulterblatt zwischen Rosenhofstraße und Susannenstraße mussten schon um 23.00 Uhr schließen. Gleichzeitig forderten die Einsatzkräfte die Besucher auf, die Piazza zu verlassen. Es kam durch die Besucher zunächst zu "starken Unmutsbekundungen" und Beschimpfungen. Als das Schulterblatt und die umliegenden Straßenzüge ab etwa 23.30 Uhr geräumt werden sollten, wurden die ersten Flaschen auf Polizisten geworfen. Anschließen wurde es ruhiger, gegen 23.50 Uhr befanden sich noch etwa 1000 Personen in der Susannenstraße, etwa 1000 im Bereich des Neuen Pferdemarktes sowie etwa 50 Personen im Florapark.
Flaschenwürfe in der Schanze: Polizisten verletzt
Im Abend- bzw. Nachtverlauf kam es zu weiteren Räumungen gegen Gruppen aggressiver, junger Männer. Es kam dabei zu weiterem, teils starkem Flaschenbewurf auf die Beamten. Zwei Polizeibeamte wurden leicht verletzt, einer durch einen Flaschenwurf, einer durch die Widerstandshandlung eines Störers. Auch eine unbeteiligte Passantin wurde von einer Flasche getroffen.
Es wurden fünf Funkstreifen- und ein Mannschaftswagen beschädigt und in der Vorwerkstraße wurde ein Müllcontainer in Brand gesetzt. Ab 2.00 Uhr wurden nur noch vereinzelt Personengruppen im Einsatzraum festgestellt. Die polizeilichen Präsenzmaßnahmen dauerten dennoch bis in die frühen Morgenstunden.
Lesen Sie hier den aktuellen Newsblog für Hamburg und den Norden
„Es ist bedauerlich, dass es an diesen Hotspots offenbar Menschen gibt, die mit der gewonnenen Freiheit nicht umgehen können und damit die Gesundheit aller aufs Spiel setzen.", sagt dazu Polizeipräsident Ralf Martin Meyer. "Ein derart verantwortungsloser Umgang mit den Lockerungen und die Tatsache, dass meine Kolleginnen und Kollegen, die zum Schutz aller ihren Job machen, beschimpft und mit Flaschen beworfen werden, macht mich fassungslos. Die Pandemie ist noch nicht überstanden und insofern werden wir unsere Kontrollen auch weiterhin fortsetzen und gegen Verstöße konsequent vorgehen.“