Hamburg. 25.000 neue Pflanzen sollen das Binnenklima bei Desy verbessern und Regenwasser bündeln. Startschuss für weitere Projekte.

Spektakuläre Pflanzaktion bei Desy in Bahrenfeld: Der Forschungscampus und die Umweltbehörde haben vor Ort ein groß angelegtes Begrünungsprojekt gestartet. Intern wird es auch als „Senkrechte Wiesen“ bezeichnet. Dabei werden insgesamt 4570 Qua­dratmeter Fassaden- und Flachdachfläche der Halle 36 sukzessive mit Stauden und Klettergehölzen bepflanzt.

Insgesamt sind es 25.000 – ein bunter Mix aus Gräsern, Stauden und Klettergehölzen wie Rosen, Efeu und Kletterhortensien. Aufgeteilt werden sie auf 2660 Quadratmeter Dachfläche und 1910 Quadratmeter Fassade. Im Jahr 2026, so die Planung, wird die Halle dann vollständig „ergrünt“ sein.

Umweltbehörde fördert "Senkrechte Wiesen" mit 410.000 Euro

Stellvertretend für die Initiatoren griffen Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) und der Vorsitzende des Desy-Direktoriums, Professor Helmut Dosch, am Freitag selbst zum Spaten und pflanzten an der zurzeit noch ziemlich kahlen Halle eine Waldrebe und eine Kiwi.

Die Umweltbehörde fördert das Projekt mit 410.000 Euro, die Forschungseinrichtung, aktuell als „Green Desy“ mit mehreren Aktionen für mehr Nachhaltigkeit vor Ort im Einsatz, zahlt einen ähnlichen Betrag. „Nachhaltigkeit spiegelt sich in vielen Facetten wider“, sagt Dosch am Rande der Pflanzaktion, und dazu gehöre eben auch die Begrünung von Gebäuden.

Stadt fordert: Mehr Dächer oder Wände begrünen

„Das Pilotprojekt demonstriert, was in Hamburg an Alternativen möglich ist und was unternommen wird, um die Stadt trotz Bevölkerungswachstum und notwendigem Wohnungsbau grün zu halten oder sogar noch grüner zu machen“, sagte Senator Kerstan. „Ich würde mir wünschen, dass möglichst viele Gebäudeeigentümer der Idee folgen mögen und ihre Dächer oder Wände wie diese begrünen.“

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Mit dem Projekt werden gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zum einen soll die Begrünung beispielsweise an heißen Sommertagen für ein angenehmes Binnenklima sorgen, zum anderen werden die Pflanzen ein wichtiger Teil der sogenannten Regenwasserbewirtschaftung sein, über die das städtische Abwasserkanalnetz entlastet wird.

Die Begrünungsaktion ist zugleich ein Forschungsprojekt

Auf dem Desy-Campus soll in Zukunft kein Regenwasser mehr in die Kanalisation eingeleitet werden, sondern vor Ort verdunsten oder aufgefangen und gespeichert werden. Die Wasservorräte werden dann unter anderem für die Bewässerung der neuen Pflanzen genutzt.

Die Begrünungsaktion ist zugleich aber auch ein Forschungsprojekt: Desy nimmt damit an einem Energieforschungsprogramm des Bundes teil („energieeffiziente Gebäudekühlung“). Unter anderem wird künftig auch ermittelt, welche Tierarten in welchem Maß die neue Grünzone nutzen. Die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt sollen dann künftige Planungen unterstützen.

Lob von Hamburgs Wissenschaftssenatorin

Wissenschaftssenatorin Katarina Fegebank (Grüne) lobte das Desy schriftlich: „Das Projekt unterstreicht die bedeutende Rolle des Hamburger Wissenschaftsstandorts für den Ressourcenschutz. Das Desy steht stellvertretend für die herausragende Expertise der Hamburger Forschungseinrichtungen und geht zudem selbst mit gutem Beispiel voran.“

Zahlen zeigen, dass bei dem Thema noch viel mehr möglich ist: In Hamburg sind 1,68 Millionen Quadratmeter Dachfläche begrünt, das sind nur etwa fünf Prozent der flach geneigten Dachflächen. Die Dachfläche der Stadt umfasst insgesamt 70 Millionen Qua­dratmeter, das entspricht etwa einem Zehntel der Hamburger Landesfläche

Die Umweltbehörde fördert die Begrünung von Dächern und Fassaden mit bis zu 40 Prozent der Investitionssumme. Pro Begrünungsmaßnahme kann einmalig ein Zuschuss ausgezahlt werden. Nähere Infos, Beratung und ein „Handbuch Grüne Wände“ sind unter www.hamburg.de/foerderung/ oder www.hamburg.de/gruendach zu finden.