Hamburg. Mit Legoland Discovery Centre und Kinopolis erhält Hamburg zwei neue Freizeitattraktionen. Was es noch Neues von der Baustelle gibt.

Es ist eine Baustelle, deren gigantische Dimensionen sich am besten mit Vergleichen vermitteln lassen: Das 67.000 Quadratmeter große Areal hat annähernd die Fläche von zehn Fußballfeldern. Und für die Baugrube wurden eine Million Tonnen Erde abgetragen (viel davon per Schiff) – damit könnte man eineinhalbmal die Binnenalster füllen. Mittlerweile wächst das Überseequartier aus der Erde heraus, zumindest im Baufeld Nord ist bereits das erste Obergeschoss erreicht. Im Baufeld Süd laufen noch die Arbeiten im ersten Untergeschoss, in Kürze wird aber auch hier das Erdgeschoss erreicht.

Das Quartier mit 14 Gebäuden, das unter dem Namen Westfield Hamburg-Überseequartier bis 2023 auf dem von viel Wasser umgebenen Grundstück entsteht, wird in der Branche als „Mixed-Use-Projekt“ bezeichnet: Neben 650 Wohnungen werden hier drei Hotels mit 830 Zimmern einziehen sowie Büros mit Platz für insgesamt 4000 Mitarbeiter. Zentrum wird jedoch eine mit Glas überdachte Einkaufsmeile mit 200 Geschäften, Gastronomie und Anbietern aus der Freizeit- und Unterhaltungsbranche.

Weitere Attraktion wird das Premium-Multiplex-Kino sein

Nach der Vermarktung der Wohnungen (zwei Drittel wurden an den Projektentwickler DC Development verkauft) und der Hotels (die von der
Accor-Gruppe betrieben werden), stehen nun auch die ersten Mieter aus dem Einzelhandel- und Unterhaltungsbereich fest: Auf 3400 Quadratmetern eröffnet Legoland Discovery Centre hier seinen dritten Lego-Indoor-Spielplatz in Deutschland und einen der größten in Europa. Verschiedenen Themenbereiche wie Fahrgeschäfte, Modellbauworkshops sowie ein Bau- und Testbereich werden Heimat von mehr als einer Million Legosteinen.

Eine weitere Attraktion wird das Premium-Multiplex-Kino sein, das der Betreiber Kinopolis auf 10.000 Quadratmetern eröffnet. Mit zehn Sälen und mehr als 2300 Sitzplätzen wird es das größte Kino Hamburgs sein und das erste Dolby Cinema Norddeutschlands. Ein architektonisches Highlight wird das von einer markanten Deckenkonstruktion überspannte 1000 Quadratmeter große Foyer sein, das Herzstück ein individuell gestalteter Premierensaal für 500 Gäste.

Flagship-Filiale von Rewe

Groß will sich auch der Lebensmitteleinzelhändler Rewe präsentieren, der auf 3000 Quadratmetern eine sogenannte Flagship-Filiale mit Metzgerei, Fischtheke und Kaffeerösterei plant und damit ein völlig neues Supermarktkonzept präsentieren will. Ein besonderes Aushängeschild ihres Unternehmens strebt auch die Drogeriemarktkette Budnikowsky an. Sie möchte auf 800 Quadratmetern ihre gesamte Produktvielfalt zeigen und ein neues Verkaufskonzept etablieren.

„Unsere Mietpartner wollen und sollen bei uns auf großen Flächen außergewöhnliche Konzepte und ihre ganzen Produktwelten präsentieren“, sagt An­dreas Hohlmann, Deutschland-Geschäftsführer bei dem Bauherrn Unibail-Rodamco-Westfield. Die Kritik, das Überseequartier würde der Innenstadt Konkurrenz machen und die Händler dort gefährden, weist er zurück.

Auch ein Gesundheitszentrum ist geplant

„Die Nachfrage der Mieter nach großen Verkaufsflächen mit Schaufenstern in doppelter Höhe und Freizeitangeboten in der Umgebung kann dort kaum bedient werden.“ Aber er sagt auch: „Natürlich möchten wir, dass viele Kunden und Besucher kommen – und gerne auch ihre Freizeit bei uns verbringen.“

Hingucker: die Decke im großen Foyer des Kinos
Hingucker: die Decke im großen Foyer des Kinos © Unibail Rodamco Westfield

Kunden mit einer Stunde frei parken zu schnellen Einkäufen zu verleiten, sei im Überseequartier nicht gewünscht. Im Gegenteil. Wer hierher kommt, soll nach dem Einkaufsbummel oder dem Legoland-Besuch noch in einer der 40 bis 50 geplanten Gastronomien einkehren und davor oder danach spontan ins Kino gehen können. In Planung sei auch ein Gesundheitszentrum, kombiniert mit Schönheits- und Fitnessangeboten.

Hunderte Architekten und Ingenieure betreuen das Projekt von extern

Für Bewohner, Büroangestellte, Hotelgäste und Besucher werden in der Tiefgarage 2500 Stellplätze für Autos und 3500 für Fahrräder zur Verfügung stehen. „Vor 20 Jahren hätte man noch vermutlich doppelt so viele Pkw-Stellplätze errichtet, aber heute sind Fahrräder, öffentlicher Nahverkehr und Sharing-Angebote zentrale Elemente der Mobilität“, so Hohlmann. Zudem sei Grund und Boden ein rares Gut, mit dem man sorgsam umgehen müsse. Tatsächlich sei das Überseequartier durch die gleichnamige U-Bahn-Station gut angebunden – und Besucher, die partout mit dem Auto kommen wollten, fänden im Umfeld bis zu 4000 weitere Parkplätze.

Die Mega-Baustelle in der HafenCity gleicht einem Wimmelbild. Aktuell drehen sich hier 21 Kräne. Das Foto wurde am 20. Mai aufgenommen.
Die Mega-Baustelle in der HafenCity gleicht einem Wimmelbild. Aktuell drehen sich hier 21 Kräne. Das Foto wurde am 20. Mai aufgenommen. © Unibail-Rodamco-Westfield | Unibail-Rodamco-Westfield

Aktuell sind 21 Kräne und rund 400 Arbeiter auf der Baustelle tätig. Später, wenn der mieterspezifische Innenausbau beginnt, werden es zehnmal so viel sein. Dazu kommen Hunderte Architekten und Ingenieure, die das Projekt von extern betreuen. „All diese Tätigkeiten müssen koordiniert werden – eine extremst komplizierte Logistik und die eigentliche Herausforderung bei diesem Projekt“, so Hohlmann.

Modell im Showroom am Sandtorpark 11

Da es sehr wenige Lagerflächen gebe, müsse das Baumaterial „just in time“ nach einem ausgeklügelten Plan angeliefert werden. Viele der Kräne seien nur dafür da, die angelieferten Materialien dorthin weiterzureichen, wo sie benötigt würden – ähnlich wie Wassereimer in einer Menschenkette beim Feuerlöschen.

Wer mehr über das Überseequartier wissen möchte: Ein Modell und weitere Informationen gibt es im Showroom am Sandtorpark 11.