Hamburg. Walter Plassmann will die Kassenärztliche Vereinigung zum Jahresende verlassen. Die Ärzte zeigten sich schockiert. Die Hintergründe.
Mitten in der Corona-Pandemie schockte diese Nachricht am späten Donnerstagabend Hamburgs Gesundheitswesen: Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, Walter Plassmann (66) hat um die Auflösung seines Vertrages zum Jahresende 2021 gebeten. Plassmann platzierte die Bitte nahezu am Ende der Vertreterversammlung der KV nach 22 Uhr.
Seine Vorstandskollegin Caroline Roos sowie der Vorsitzende der Vertreterversammlung, Dr. Dirk Heinrich, den er am Tag informiert hatte, zeigten sich erschüttert. Die Ärzte, die per Zoom zugeschaltet waren, fragten sich, wie es ohne Hamburgs kundigsten Ärztevertreter weitergehen soll. Sie applaudierten und stimmten bereits kurze Lobreden auf ihn an.
Plassmann errichtete Impfzentrum in Hamburg
Plassmann, dessen Vertrag bis 2025 läuft, sagte, es seien keine gesundheitlichen Gründe oder eine Kontroverse. Er sehe einen Generationenwandel in der KV, den er selbst befördert habe und dem er nicht im Wege stehen wolle. Er gehe in einer Zeit, in der die niedergelassenen Ärzte bewiesen hätten, dass sie die Corona-Pandemie erfolgreich bekämpfen können.
Plassmann hatte zuletzt in Rekordzeit das Hamburger Impfzentrum mit Partnern wie Philipp Westermeyer (Online Marketing Rockstars) im Auftrag des Senats errichtet und zu Deutschlands größtem ausgebaut. Von dort werden auch die mobilen Impfteams organisiert. Zuvor hatte die KV bereits Testzentren betrieben, die Notrufnummer 116 117 und den dahinterstehenden Arztbetrieb umorganisiert sowie in Vor-Corona-Zeiten bereits die Notfallambulanzen neu sortiert.
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Ärzte müssen Plassmann-Aus zustimmen
Plassmann kann nicht einfach gehen, die Ärzte müssen dem in der KV zustimmen. Sie könnten ein Abberufungsverfahren im Sinne einer Amtsenthebung einleiten, doch dafür gibt es ja keinen Anlass. Außerdem muss ein Nachfolger gefunden werden, der diplomatisch, klar und durchsetzungsstark die Interessen der Praxisärzte in der Politik sowie gegenüber Krankenkassen und anderen Akteuren im Gesundheitswesen vertritt.
Plassmann steht seit 2013 an der Spitze der KV Hamburg, ist von Hause aus Jurist und bekennender Musikfan. Eine Findungskommission muss jetzt einen Kandidaten oder eine Kandidatin suchen, die in große Fußstapfen treten dürften.