Hamburg. Als der Hamburger merkte, dass ihm die Polizei auf der Spur war, ließ er sich mehrfach das Gesicht operieren. So lief die Festnahme.
Großer Erfolg für die Soko "HHammer": Sie konnte einen 45 Jahre alten Hamburger festnehmen, der als einer der führenden Köpfe der europäischen Dealerszene gilt. Jetzt konnte er in Bad Oeynhausen lokalisiert und gestellt werden.
Die Ermittler kamen dem Mann durch die von europäischen Kollegen geknackten EncroChat-Verläufe auf die Spur. Dadurch erlangte die Polizei Hinweise, dass der 45-Jährige über eine Tonne Kokain nach Europa schmuggelte. Über Monate wurde nach ihm gefahndet.
Hamburger Kokain-Dealer verkaufte 1,3 Tonnen
Es geht um 1,3 Tonnen Kokain aus Südamerika, mehr als 750 Kilo Marihuana, gut 120 Kilo Haschisch und etwa 25 Kilo Speed, die Danny D. aus Duvenstedt allein oder mit Komplizen verkauft haben soll. Diese Drogenverkäufe wurden dem Mann durch die Auswertung der geknackten Chat-Verläufe zugeordnet.
Allein das Kokain dürfte einen Verkaufswert im illegalen Großhandel, wo per Kilogramm verkauft wird, von rund 50 Millionen Euro haben. Auf das Konto des Großdealers geht deutlich mehr. So wird er schon seit sechs Jahren von den belgischen Sicherheitsbehörden per Haftbefehl wegen Drogenhandels gesucht. Dort wurde er außerdem zu zehn Jahren Haft verurteilt, die er noch absitzen muss.
Lesen Sie auch:
- Fahnder nehmen 37-Jährigen Dealer in Harburg fest
- Nach Ex-HSVer: Soko "HHammer" schlägt erneut in Hamburg zu
Berliner Polizisten entdeckten Freundin von Danny D.
Eine besondere Rolle beim Aufspüren des Mannes spielten Berliner Polizisten. Sie waren eingeschaltet worden, nachdem es Hinweise gab, dass Danny D. sich mit seiner Freundin und deren Sohn in Berlin aufhalten solle. Systematisch waren alle Hotels nach dem Trio abgefragt worden. Auch eine Wohnung wurde durchsucht. Dabei stieß die Polizei auf drei scharfe Schusswaffen.
Zuvor hatte die Soko „HHammer“ einen Haftbefehl erwirkt, aber auch die Einziehung von rund 1,8 Millionen Euro – Geld, das als Gewinne aus kriminellen Geschäften gilt.
Obwohl die „Familie“ in Bad Oeynhausen untergetaucht war, fuhr die Freundin wieder nach Berlin. Am Freitag vor einer Woche wurde sie dann von Spezialeinsatzkräften der Berliner Polizei auf dem Ku’damm entdeckt. Von dort aus folgten die Beamten der Frau, die per Bahn nach Minden fuhr.
Sondereinsatzkommando stürmte Wohnung in Bad Oeynhausen
Ein Taxifahrer brachte die 40-Jährige nach Bad Oeynhausen in die ruhige Wohnstraße am Ortsrand, die von in Terrassenform gebauten Häusern gesäumt ist. Kurz nachdem die Frau dort eingetroffen und die Polizei sich sicher war, dass auch Danny D. in der Ferienwohnung ist, griff ein Sondereinsatzkommando zu. In einer Blitzaktion wurde die Ferienwohnung gestürmt und Danny D. verhaftet. Im Schlafzimmer soll er überwältigt worden sein.
Am Tag nach dem Einsatz zeugt ein zerbrochenes Kinderzimmerfenster von dem Polizeieinsatz. Vor der Tür stehen noch die Turnschuhe des Dealers und die vom Sohn seiner Freundin. Die Frau und das Kind wohnen weiterhin in der Ferienwohnung. Möglich, dass sie von den illegalen Geschäften ihres Freundes nichts wusste.
Kokain-Dealer verhaftet: eine kleine Sensation in Bad Oeynhausen
Viele Anwohner bekamen mit, was dann am späten Freitagabend passierte. „Es war hier die absolute Sensation“, sagt eine Anwohnerin. Wie ein Lauffeuer hatte sich in dem beschaulichen Kurort herumgesprochen, dass eine größere Polizeiaktion stattgefunden habe. Danny D. wurde unter großen Sicherheitsvorkehrungen von der Polizei in Minden in die Haftanstalt Bielefeld verlegt.
Zuvor hatten die Beamten rund um das Polizeigebäude in Minden sämtliche Straßen gesperrt. Offenbar rechnete man damit, dass Komplizen des Mannes, der in kriminellen Kreisen exzellent vernetzt sein soll, versuchen würden, den 45-Jährigen mit Gewalt zu befreien.
Beamten stellten Goldbarren und gefälschte Ausweise sicher
In der angemieteten Ferienwohnung stellten die Beamten 70.000 Euro und 2000 Dollar in bar, Schmuck, teure Armbanduhren und Goldbarren sowie mehrere sogenannte Kryptohandys sicher – Geräte, die um die 2000 Euro kosten und für eine besonders abhörsichere Kommunikation genutzt werden.
Außerdem fanden die Beamten 18 verschiedene Ausweise, die unter Aliasnamen auf den Mann ausgestellt waren. Der 45-Jährige hatte sich mehreren Gesichtsoperationen unterzogen, weil er wusste, dass er gesucht wird. Die Ermittler werden jetzt die Beweismittel auswerten und Danny D. ein Vernehmungsangebot machen.