Hamburg. Bürgerschaft und Bezirk geben das Geld frei. Was der Kriegsverherrlichung von 1935 entgegen gesetzt wird.

Der aufrechte Krieger richtet die Augen geradeaus in die Ferne. Die scheinbar unerschütterliche Pose ist in Stein gemeißelt. Die fünf gemauerten Bögen hinter ihm symbolisieren die fünf Kriegsjahre von 1914 bis -18 und erinnern an die 163 Bramfelder und Steilshooper Soldaten, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben ließen. Jetzt soll das „Kriegerdenkmal Alter Teich“ am Kleinen Bramfelder See vom Kopf auf die Füße gestellt und das heroische Pathos um die bislang völlig fehlende kritische Dimension ergänzt werden.

In der Sitzung vom Mittwoch bewilligte die Bürgerschaft 260.000 Euro aus dem Sanierungsfonds und 160.000 Euro aus dem Quartiersfonds, am Donnerstag Abend hat die Bezirksversammlung Wandsbek nachgezogen und 20.000 Euro aus Sondermitteln bereitgestellt. Zugleich nahm der Bezirk die Umgestaltung des Denkmals „prioritär“ ins Arbeitsprogramm Stadtgrün 2022 auf.

Nach 1945 war das Denkmal noch ergänzt worden

„Die heroisch wirkende Botschaft des Denkmals soll durchbrochen werden“, heißt es in der Ausschreibung, die 2018 die Wettbewerbsaufgabe für die Umgestaltung umriss. Das auf Betreiben von Veteranen 1935 errichtete Mal zum sogenannten Heldengedenken solle „in seinem problematischen Kontext wahrgenommen“ werden.

Um die „mitunter empfundene Kriegsverherrlichung zu durchbrechen“ sei mehr nötig als nur das Aufstellen einer Tafel, konstatierte der Ausschreibungstext. Nach 1945 war das Denkmal noch ergänzt worden um einen erhabenen Kreis zu Füßen des Soldaten, der der Gefallenen Deutschen im Zweiten Weltkrieg die Ehre erwies.

Bedeutsamer Zeitraum deutscher Geschichte

Der Siegerentwurf der Bramfelder Innenarchitektin Alke de Luise sieht vor, ein 130 Quadratmeter großes Feld versehrter Stelen direkt ins Blickfeld des Soldaten zu stellen und in der gleichen Achse einen Rotunde folgen zu lassen, die, von einer Bank für Besucher umrundet, erhöht platziert ist und insofern das Plateau wiederholt, auf dem der Soldat vor seinen Bögen postiert ist.

Wandsbeks SPD-Fraktionschef Marc Buttler: „Das Gegendenkmal funktioniert, weil es gut sichtbar ist und direkt auf das alte Ehrenmal antwortet. Es geht um einen bedeutsamen Zeitraum deutscher Geschichte, der kommentiert werden muss. Und um ein Gedenken, das alle Opfer einbezieht.“

Denkmalgeschützte Anlage ist in einem schlechten baulichen Zustand

Dass der Siegerentwurf auch realisiert werden sollte war schnell beschlossene Sache. Obwohl sich vor Ort Widerstand regte. Einige Anwohner wollen keine weitere Grünfläche versiegeln, um das Denkmal in einen anderen Kontext zu setzen und als Mahnmal gegen den Krieg zu inszenieren. Nach Abschluss des Wettbewerbs 2019 aber startete die Kostenermittlung, seit einigen Wochen liegen die Schätzungen vor, auf deren Basis die Politik jetzt beschließt.

Die denkmalgeschützte Anlage ist in einem schlechten baulichen Zustand. Lange war sie eine Anlaufstelle für rechte Gruppierungen, die am Volkstrauertag den „echten Deutschen“ feierten. Dann meldete die Kommunalpolitiker selbst Veranstaltungen an und okkupierten das Denkmal regelmäßig am Volkstrauertag für eine Würdigung aller Opfer des Nationalsozialismus. Das soll die Ergänzung der Gedenkstätte unterstreichen.