Hamburg. Flachere Rampen und ein neuer Steg: Zwischen Eppendorf und Ohlsdorf hat der barrierearme Ausbau begonnen. Bezirk setzt 13 Maßnahmen um.

Die Vögel zwitschern, die Sonne scheint, an den Büschen zeigt sich das erste Grün. Der Alsterwanderweg ist ein Ort der Erholung. Doch wer schon mal zwischen Eppendorf und Ohlsdorf mit dem Fahrrad, dem Kinderwagen oder im Rollstuhl entlanggefahren ist, kennt es: An einigen Stellen bilden Treppenstufen oder steile Rampen mühsam oder gar nicht zu überwindende Hindernisse.

Als der Weg vor rund 100 Jahren zeitgleich mit dem von Fritz Schumacher geplanten Alsterkanal angelegt wurde, war Barrierefreiheit noch kein Kriterium. Der Weg wurde vielmehr mit aufwendigen historischen Brückenbauwerken und angegliederten Treppenaufgängen an die Umgebung angeschlossen – oder mit Rampen, die weitaus mehr Gefälle haben als die heute vorgeschriebenen maximal sechs Prozent.

Hamburg-Nord baut Alsterwanderweg barrierearm aus

Jetzt sollen die Fehler von damals korrigiert werden. In den kommenden vier bis fünf Jahren baut der Bezirk Hamburg-Nord den Alsterwanderweg zwischen dem Sportplatz Lattenkamp und der Ohlsdorfer Schleuse barrierearm aus. „Das zentrale Ziel ist eine inklusive Gesellschaft. Der Alsterwanderweg soll ein Erholungsgebiet für alle sein“, sagt Bezirksamtsleiter Michael Werner-Boelz (Grüne), der am Donnerstag mit Bernhard Kinkel vom Fachamt Management des Öffentlichen Raums im Alstertal den Start des 4,5 Millionen Euro teuren Projekts verkündete.

Insgesamt gibt es auf der 4,5 Kilometer langen Strecke 13 Hindernisse, die vom Bezirksamt umgestaltet werden. Dazu gehören steile Zugänge, die abgeflacht und teilweise mit Podesten ausgestattet werden, teils denkmalgeschützte Treppenanlagen, die durch Rampen umfahren werden können und Unterführungen, die zum Teil neu gebaut werden. Auch die Wege selber werden saniert. Als ideal für den barrierearmen Alsterwanderweg gilt aus Sicht des Bezirks ein stufenloser, drei Meter breiter Weg mit maximal sechs Prozent Steigung, flankiert auf beiden Seiten von ebenfalls drei Meter breiten Rasenbanketten. In Abständen von etwa 100 bis 150 Metern sind seniorengerechte Bänke geplant.

Umgestaltungsmaßnahmen nördlich der Sengelmannstraße

Außerdem werden im gesamten Abschnitt die Wegebeläge erneuert und dort, wo es besonders feucht ist, wird auch die Drainage verbessert. Werner-Boelz, der hier selbst gerne joggen geht, weiß: „Wenn es am Tag vorher geregnet hat, kommt man hier nicht lang, ohne nasse Füße zu bekommen.“

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Die Umgestaltungsmaßnahmen werden in sechs Abschnitte vorgenommen und starten jetzt nördlich der Sengelmannstraße mit der Sanierung der Brücke am Ringkanal durch den Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) sowie der Abflachung der Rampe, die vom Alsterwanderweg zur Sengelmannbrücke führt.

Alsterwanderweg nach Umbau nicht komplett barrierefrei

Absperrungen und Schilder wurden bereits aufgestellt, an den Bäumen Schutzvorrichtungen angebracht. An der gesamten Strecke sind – flussaufwärts von Eppendorf aus gesehen – folgende Maßnahmen geplant: Die Rampe am Zugang Deelböge wird abgeflacht, die Unterführung Güterumgehungsbahn repariert; unterhalb der Metzgerbrücke wird ein neuer Steg errichtet; die Treppenanlagen an Rathenaubrücke, Alsterdorfer Damm, Skagerrakbrücke und am Hasenberge werden mit Rampen ergänzt; die Querungen Hindenburgstraße und Sengelmannstraße werden barrierearm umgebaut; um den Alster-Altarm wird ein barrierearmer Weg herumgeführt; zudem werden die Zugänge Alsterdorfer Straße, Im Grünen Grunde und Am Hasenberge neu gestaltet.

Baggern schon: Michael Werner-Boelz (l.) und Bernhard Kinkel.
Baggern schon: Michael Werner-Boelz (l.) und Bernhard Kinkel. © Funke Foto Services | Roland Magunia

Als komplett barrierefrei wird der Alsterwanderweg auch nach den Arbeiten nicht gelten, da dann ergänzend zu den Rampen und Podesten noch seitliche Geländer angebracht werden müssten, was in Grünanlagen nicht üblich ist.

Hamburger Alsterwanderweg verdrängt Kleingärten

Für den barrierearmen Ausbau des Wanderwegs, der oft durch Kleingartengebiete führt, müssen sieben Kleingärten weichen. Bernhard Kinkel vom Amt Stadtgrün im Bezirk verweist jedoch darauf, dass zwei Parzellen bereits leer standen und die anderen Besitzer Ersatzlauben im gleichen Kleingartengebiet bekommen hätten.

Während der Baumaßnahmen müssen Spaziergänger und Radfahrer kleinere Umwege in Kauf nehmen. Doch auf lange Sicht dürfte die Umgestaltung gut ankommen. Eine Mutter, die mit Kinderwagen vorbeikommt, bezeichnet das Vorhaben als „sehr gut.“ Und eine weitere Spaziergängerin sagt: „Wenn ich mit dem Fahrrad hier unterwegs bin, ist es schwierig. Über manche Brücken komme ich dann gar nicht.“