Hamburg. Staatsanwaltschaft sieht keine Hinweise auf Manipulation bei Organspenden. UKE und LungenClinic wissen noch nichts davon.
Keine Beweise, keine Anklage, aber ein langer „Prozess“: Ein vermeintlicher Medizinskandal in Hamburg ist nach mehr als vier Jahren Ermittlungen, Recherchen und Gutachten zu den Akten gelegt worden. Wie die Staatsanwaltschaft dem Abendblatt mitteilte, habe man das Verfahren gegen das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) und die LungenClinic Großhansdorf eingestellt.
Die beiden Krankenhäuser gerieten im November 2016 unter Verdacht, Akten bei Organtransplantationen frisiert und so die Reihenfolge der Patienten bei der Vergabe von Organen beeinflusst zu haben (das Abendblatt berichtete). Dabei ging es unter anderem um die Werte der Sauerstoffsättigung im Blut bei einigen Patienten, die Experten als „grotesk niedrig“ und „nicht mit dem Leben vereinbar“ bezeichnet hatten.
Organtransplantation: Vorwürfe gegen UKE fallen gelassen
Der Verdacht einer Kommission von Bundesärztekammer, Krankenkassen und Deutscher Krankenhausgesellschaft lautete: Hier sollte der Zustand von Transplantationskandidaten dramatisiert und ihre Position auf der Rangliste verbessert werden. Die Zahl der Spenderorgane wie Lungen liegt weit unter der Zahl der potenziellen Empfänger. Die europäische Agentur Eurotransplant regelt die Vergabe der Organe nach strikten Vorgaben, denen sich die Transplantationszentren unterwerfen müssen.
Der Bericht über die mutmaßlichen Ungereimtheiten hatte die Senatorinnen Katharina Fegebank (Wissenschaft) und Cornelia Prüfer-Storcks (Gesundheit) beschäftigt, den Gesundheitsausschuss der Bürgerschaft und die zahllosen Menschen, die sich über Organspende Gedanken machen.
Digital und auf Papier: Lücken bei Patientenakten
Doch Belege für ein Fälschen der Zahlen fanden sich augenscheinlich trotz jahrelanger Ermittlung nicht. Der Vorwurf der Aktenvernichtung ließ sich ebensowenig belegen. Auch das wäre ein Regelverstoß (Urkundenunterdrückung). Hier waren zwischen der damals schon elektronischen Datenverarbeitung im UKE und den noch auf Papier dokumentierten Akten in Großhansdorf in einzelnen Fällen Lücken sichtbar geworden. Die Kommission hatte Beanstandungen bei zehn von 25 untersuchten Fällen.
Beide Krankenhäuser wiesen die Vorwürfe von sich, bedauerten aber Fehler in der Dokumentation. Zu einer bevorzugten Organvergabe sei es in keinem Fall gekommen. Die Ranglisten hätten sich nicht verändert. Das aufwendige Verfahren wurde am 26. März dieses Jahres eingestellt, wie die Staatsanwaltschaft dem Abendblatt erklärte. Sprecherinnen von UKE und LungenClinic Großhansdorf sagten, sie wüssten davon noch nichts. Es lägen keine Informationen der Staatsanwaltschaft vor, hieß es unisono.